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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0423
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Kirchenordnung 1563

Und wo mans auf den dörfern an den kirchendie-
nern haben kan, soll man auch das morgen- und
abendtgebet mit dem capitel halten am Dinstag,
Mittwoch, Donnerstag.
15 Abendtgebet.
Geliebten in dem herrn Jesu Christo, lasset uns
für dem angesicht Gottes niderknien, ihn auß grund
unserer hertzen anrufen und sprechen:
Herr Gott, himlischer vater, dieweil du nach dei-
ner göttlichen weißheyt die nacht erschaffen hast
dem menschen zur ruhe gleicherweiß, wie du ihm
den tag verordnet hast zur arbeit, so bitten wir dich,
du wöllest uns cleine gnad verleihen, daß wir der-
massen ruhen mit dem leib, daß doch allezeit unsere
hertzen in deiner lieb wacker bleiben und daß wir
also alle weltliche sorge von uns ablegen, uns zu er-
quicken nach notturft unserer schwachheyt, daß
wir doch nimmermehr vergessen, sonder daß allezeit
die betrachtung deiner güte und gnaden in stehtem
gedechtnuß bey uns bleibe, daß auch unsere gewis-
sen durch solche mittel ire innerliche, geistliche
ruwe haben, wie der leib empfehet seine eusserliche
ruwe. Darneben, daß uns; r schlaf nicht unmessig
sey zur faulheyt unsers fleisches, sonder allein zur er-
haltung unserer schwachen natur, auf daß wir desto
geschickter seyen, dir zu dienen.
Wollest uns auch bewaren unbefleckt an leib und
seel und uns behüten vor aller gefahr, daß auch
unser schlaf zu deinen ehren gereichen möge. Und
nachdem dieser tag nicht ist fürüber gangen ohne
vielfältige ubertretung (sintemal wir arme, elende
sünder sind), so bitten wir dich, gleich wie in der
nacht alles verborgen ist durch die finsternuß, die du
auf die erde sendest, daß du auch also wollest alle
unsere sünde vergraben durch deine barmhertzig-
keyt, auf daß wir nicht von deren wegen verstossen
werden von deinem angesicht.
Gieb auch ruwe und trost allen krancken, betrüb-
ten und angefochtenen hertzen, durch unsern herren

15-15 Wörtlich aus Christliche Gebet 1563, 6-8, mit der-
selben Überschrift, Übersetzung des Abendgebets
aus dem Genfer Katechismus, CR 34, 143-146.
16 Kurpfalz 1556, oben S. 163, hatte noch zusätz-
lich: Epiphanias, die Marien- und Aposteltage,
Johannis Baptistae und Michaelis. Dieselben

Jesum Christum, welcher uns also hat gelehret be-
ten: Unser vater etc. [Mt. 6. 9-13]
Ich glaub in Gott etc.15
Am Sambstag für dem Sontage, da man das
nachtmal wirdt halten, soll anstatt des abendt-
gebets die fürbereitung geschehen, wie vorgemeldt.
Ordnung der feiertägen.
An den feyertagen soll es gehalten werden wie am
Sontag.
Diese feyertag aber sollen gehalten werden:
Alle Sontag.
Der Christag sampt dem nechsten tag hernach.
Der Jarßtag.
Der Ostertag sampt dem nechsten tag hernach.
Die Himelfahrt Christi.
Der Pfingstag sampt volgendem Montag her-
nach16.
Am Christag sampt dem nechsten tag darnach
soll in der historien von der geburt Christi das
fundament unser seligkeyt, nemlich die zwo naturen
in Christo sampt dem nutz, den wir darauß bekom-
men, erklärt werden, wie das im end des ersten
theils und anfang des andern theils des catechismi
begriffen ist.
Es mögen auch die kirchendiener in stätten nach
gelegenheyt einer jeden kirchen die historien Paßio-
nis auf den Sontag Invocavit aufahen zu erklären
und biß auf Ostern außführen17.
18 Am Ostertag und Montag darnach soll man die
historien von der urstende Christi predigen, auf daß
die christliche gemein von den zweyen hauptarti-
ckeln unsers christlichen glaubens, nemlich daß
Christus am dritten tag von den todten erstanden
und wir auch von den todten auferstehen werden,
guten, gründtlichen bericht auß heiliger, göttlicher
schrift empfangen möge.
Das fest Ascensionis Christi bringet auch mit im
selbst seine historien, wie sie in Actis Apostolicis im
Feiertage wie oben auch Lavater, fol. 4 recto bis
verso, zusätzlich Gründonnerstag und Karfreitag.
17 In Kurpfalz 1556, oben S. 163, für die Karwoche
in den Städten vorgeschrieben.
18-18 Fast wörtlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 163—
164.

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