Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0424
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

1. capitel und anderstwo beschrieben, daß darauf
von den artickeln unsers glaubens, darin wir be-
kennen, Christus sey gehn himmel gefahren, sitzet
zur gerechten Gottes und werde von dannen kom-
men, zu richten die lebendigen und die todten, ge-
lehret und gepredigt werde.
Auf den Pfingstag und am Montag hernach soll
man das ander capitel in Actis Apostolicis predi-
gen18.
Ordnung der eheeinleytung.a
19Nachdem Gott, der herr, anfenglich im paradeiß
selbst dem Adam sein ehegemahel, die Evam, zu-
geführt und gegeben hat, ist es billich, daß die neuen
eheleuth in der kirch für der christlichen gemein ein-
geleitet werden, damit sie und auch andere, die
schon zuvor im ehestand sein, ihres berufs, auch zu
friedsamkeyt und gedult in irem standt durch die
kirchendiener auß Gottes wort ermanet werden und
die gantze versamlung mit inen Gott umb seinen
segen uber sie anrüfe19.
20 Es soll aber die verkündigung und einleytung
der neuen eheleut mit nachvolgender ordnung ge-
schehen20.
21Zum ersten soll man die leuth darzu vermanen
und darob halten, daß die, so sich ehelich verpflicht
haben, mitsampt etlichen zeugen zu beyden seiten
zum pfarherr kommen und sich demselben ein gute
zeit darvor, ehe dann sie zur kirchen gehen, anzei-
gen, auf daß man sich möge erkündigen, ob solche
leuth nach göttlichem und natürlichem rechten one
alle verhindernuß ehelich mögen beyeinander woh-
nen und nicht heut auß unwissenheyt zusamengeben
werden, die man darnach mit schand und ergernuß
wider voneinander scheiden müsse. Darumb soll
man fürohin ein jedes par volck in stätten und flek-
ken dreymal und auf drey Sontag auch in einer kir-
chen, wenn die gemein beyeinander versamlet,
offentlich und also verkündigen22 23.
23Wie man verlobte eheleuth verkündigen soll.
N. und N. wöllen nach göttlicher ordnung zum
a In 1569 Bonn hs. vielfach abgewandelt.
19- 11) Ähnlich Kurpfalz 1556, oben S. 166.
20- 20 'Wortlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 166.
21- 21 Fast wörtlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 166.
22 Eine solche dreimalige Abkündigung auch in
Genf 1563, 54.

heiligen standt der ehe greifen, begeren zu solchem
ein gemein christlich gebet, daß sie disen christ-
lichen, ehelichen standt in Gottes namen anfahen
und seliglich zu Gottes lob vollenden mögen. Und
hat jemands darein zu sprechen, der zeige solches
beizeiten an oder schweig darnach und enthalt sich,
etwas verhinderung darwider fürzunemen. Gott geb
inen seinen segen, Amen23.
Es sollen auch die namen der eheleuth und zeugen
in ein besonder buch eingeschriben werden, welches
bey jeder kirchen bleiben soll.
24Wann sie nun in die kirchen kommen, sollen sie
in den fordern stülen still bleiben stehen, biß sie von
dem pfarherr berufen werden24. 25Der pfarherr aber
soll vor dem tisch, da man das nachtmal pfleget zu
halten, den neuen eheleuten nachfolgende verma-
nung von dem ehelichen standt fürlesen25.
26Dieweil den eheleuten gemeinlich vielerley
widerwertigkeyt und creutz von wegen der sünden
zukommen, auf daß N. und N., die ir in Gottes
nemen euer eheliche pflicht für der christlichen kir-
chen wollet bestätigen lassen, in euern hertzen ver-
sichert seyet der gewissen hülf Gottes in euerm
creutz, so höret auß Gottes wort, wie daß der ehe-
liche stand ehrlich sey und ein einsatzung Gottes, die
im gefelt, darumb er auch die eheleut will segnen
und inen beystehen, die hurer aber und ehebrecher
will er urtheilen und strafen.
Und erstlich solt ir wissen, daß Gott, unser vater,
nachdem er himmel und erden und alles, was darin-
nen ist, erschaffen hat, den menschen schuf zu sei-
nem ebenbild und gleichnuß, der ein herr wer uber
die thier der erden, uber die fisch im meer und uber
die vögel des himmels. Und nachdem er den mann
erschaffen hat, sprach er: Es ist nicht gut, daß der
mensch allein sey, ich will im ein gehülfen machen,
die umb in sey. Da ließ Gott, der herr, ein tiefen
schlaf fallen auf Adam, und er entschlief. Und Gott
nam seiner rippen ein und schloß die stett zu mit
fleisch. Und Gott, der herr, erschuf ein weib auß der
23- 23 Fast wörtlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 166.
24- 24 Wörtlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 166.
25- 25 Fast wörtlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 166,
dort die Trauung vor dem Altar.
26- 26 Fast wörtlich London 1565, fol. 123 verso - 126
verso (Sehling VII, II, 1, 662-664).

398
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften