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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0432
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

[Rom. 5 [20-21]] Wo die sünde mechtig worden
ist, da ist doch die gnad viel mechtiger worden, auf
daß, gleich wie die sünde geherschet hat zum todt,
also auch herrsche die gnad durch die gerechtigkeyt
zum ewigen leben durch Jesum Christum.
[Rom. 8 [1]] So ist nun nichts verdamlich an
denen, die in Christo Jesu sindt, die nicht nach dem
fleisch wandlen, sonder nach dem geist.
[Rom. 5 [6-11]] Denn auch Christus, da wir noch
schwach waren nach der zeit, ist für uns gottlosen
gestorben. Nun stürbe kaum jemand umb eines ge-
rechten willen, denn umb deß willen, der im guts
gethan hat, möchte vielleicht noch jemands sterben.
Darumb preiset Gott seine lieb gegen uns, daß Chri-
stus für uns gestorben ist, da wir noch sünder waren,
so werden wir je vielmehr durch ihn behalten wer-
den für dem zorn, nachdem wir durch sein blut ge-
recht worden seind. Denn so wir Gott versönet sind
durch den todt seines sohns, da wir noch feind wa-
ren, vielmehr werden wir selig werden durch sein
leben, so wir nun versönet sind, nicht allein aber das,
sonder wir rühmen uns auch Gottes durch unsern
herrn Jesum Christ, durch welchen wir nun die ver-
sönung empfangen haben.
[Luc. 23 [32-33. 39-43]]d Es wurden zwen ubel-
theter hingeführt, daß sie mit Jesu abgethon wur-
den. Und als sie kamen an die stet, die da heist
schedelstet, creutzigeten sie ihn daselbst und die
ubeltheter mit im, einen zur rechten und einen zur
lincken. Aber der ubeltheter einer, die da gehenckt
waren, lesterte in und sprach: Bistu Christus, so hilf
dir selbst und uns. Da antwortet der ander, straft in
und sprach: Und du förchtest dich auch nicht für
Gott, der du doch in gleicher verdamnuß bist? Und
zwar wir sind billich drinnen, denn wir empfahen,
was unser thaten werdt sind, dieser aber hat nichts
ungeschicktes gehandlet. Und er sprach zu Jesu:
Herr, gedenck an mich, wenn du in dein reich
kompst. Und Jesus sprach zu ihm: Warlich, ich sage
dir, heut würstu mit mir im paradeiß sein.

d Marginal fehlt 1569.
52- 52 Ähnlich London 1565, fol. 132 recto (Sehling
VII, II, 1, 667).
53- 53 Wörtlich aus Kurpfalz 1556. oben S. 173.

Von der begrebnus.
52 In der begrebnus sollen alle papistische und
abergleubische ceremonien vermiten werden52.
53Nichtsdestoweniger aber sollen wir unsere ver-
schidnen und abgestorbene ehrlich und gebürlich
zur erden mit solchen diensten, so uns, die noch im
leben sind, zu nutz erschiessen mögen, bestätigen54.
Damit aber der verschidnen begrebnus uns nütz-
lich gehalten werde, mag man erstlich mit der glok-
ken leuten, das hiemit die leuth, so die leich zur
begrebnus belaiten wollen, ein zeichen der zeit irer
versamlung haben mögen53. Und soll in solchem leu-
ten gleichheit gehalten werden mit reichen und ar-
men55.
56Darnach, so die leich zur begrebnuß getragen
ist, solle der kirchendiener dem volck das 4. capitel
in der ersten zu den Thessal. von den verschidnen in
Christo oder das evangelion Johannis am XI. capitel
vom Lazaro oder ein anders gleiches arguments für-
lesen ungefährlich mit diser prefation:
Lieben freund, wir haben jetzt, wie wir tröstlicher
zuversicht und hoffnung sein, ein mitglied unsers
herrn Jesu Christi aus christlicher lieb zur begrebnus
beleitet.
Damit wir nun nicht one underricht und trost ab-
treten, wöllen wir hören die wort des heiligen apo-
stels Pauli (vel) des heiligen evangelisten N., also
lautendt: Wir wöllen euch, lieben brüder etc.
[1.Thess. 4, 13-18] oder: Martha sagt zu Jesus:
Herr, werstu hie gewesen, mein bruder wer nit ge-
storben etc. [Joh. 11, 21-45] oder: Christus ist auf-
erstanden von den todten und der erstling worden
under denen, die da schlafen etc. [1.Kor. 15, 20 bis
28]56.
Darauf soll er eine kurtze predig oder vermanung
thun und sich ubriges lobens der abgestorbenen ent-
halten, damit die leichpredigen nit in mißbrauch
gerahten.
Es sollen aber die predigten oder vermanungen
bey dem begrebnus fürnemlich auf folgende und
54 Ähnlich bei Lavater, fol. 26 recto.
55 Lavater, fol. 26 recto, schreibt statt des folgenden
ein stilles Gebet in der Kirche für die Hinterblie-
henen vor.
56-56 Wörtlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 173 und 181.

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