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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0441
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Kirchenratsordnung 1564

und wercken, aller ergerlichen untugenden und la-
stern und bevorab der unzucht und fullerey, uauch
offnen wurtsheuser und gesellschaften etc., welche
nitu zu inenw dienen, desgleichen des haderen, zan-
cken und palgen mussig gehe, damit die christliche
gemein dardurch nit verergertx yoder verletzt, auch
was mit der leer erbauety, widerumb mit streflichem
leben und laster abgerissen und zerstöret werde.
Soll derhalben der kirchendiener aufs vleissigist
epistolas Pauli ad Thimotheum und Titum oft lesen
und repetieren, auf das er darauß lerne und ime stets
vor augen stelle und einbilde, wie er sich beid, in leer
und leben, halten, zauch wiez sein eigen haußge-
sind sein und von ime gerigirt werden soll.
Ferners dieweil diesem ambt der seelsorge recht
furzuseina und yeden gemeinden Christi in dem
nutzlich zu dienen erfordert, das die, so zu diesem
dinst berufen sein, sich aller weltlichen gescheft
gentzlichen entschlagen und der heiligen schrift und
gebet mit höchstem vleis obliegen, so sollen auch
sieb, die kirchendiener, ermanet und von inen er-
fordert werden auß dem bevelch des almechtigen
zum ernstlichsten, das sie sich einmal aller weltli-
chen, bevorab gerichtlichen gescheften und hendlen
gentzlich entziehen und entschlagen, wie das mit
dem götlichen gesatz, auchc alt canones aufs ernst-
lichist erfordern, darzu sie dann auch mit versehung
leibsnotturft treulich befurdert sollen werden, auf
das sie sich mit allem ernst umb die götliche schrift
annemen, in deren sie getreue, embsige übung ha-
ben tag und nacht, als die da underweiset zur selig-
keit durch den glauben an Christum Jhesum
[2.Tim. 3, 15], desgleichen auch dem glaubigem
gebet, durch das sie allein werden rechten verstandt

u-u GLA 67/978/2 und Regierungsdruck Heid Margi-
nal: + Nota. In ord.[ine] Lud.[ovici] elect.[oris]
seind diese worte unterstrichen.
w GLA 67/974, Cgm 3922 a, Regierungsdruck: eh-
ren.
x GLA 67/974, Cgm 3922a, Regierungsdruck: ge-
ärgert.
y-y Fehlt GLA 67/978/2, GLA 77/1056, Regierungs-
druck.
z-z Regierungsdruck: wie auch.
a GLA 67/974, Cgm 3922a, Hs Batt 54: vorzuste-
hen.
b Fehlt Amberg.

der schrift, craft und vermögen, irem ambt wol und
zu besserung der gleubigen gemeinde auszuwarten,
vom herrn erlangen.
In summa unsere kirchenräth sollen alle kirchen-
diener dahin mit ernstem vleis ermanen und erin-
nern, da ichtwas an der kirchen durch ire faulhait,
farlessigkeit, versaumnus, verkerung und ergernuß
versaumbt oder gehindert werde, so wolle unser
herr und Gott, der himmlische vater, ir blut auß der
kirchendiener henden erfordernd.
Demnach soll dem examinirten das ort, dahin er
soll geschickt, dergleichen die gelegenhait desselben,
item die competentz (davon unsere kirchenrhäte
einen lautern und gewissen auszug bei sich haben
sollen) anzaigt, auch die bestallung, so zu endt die-
sem unserm bevelch angehenckt8, furgelegt, ime
darauf bedacht gelassen und alsdann, so er die be-
williget, angeloben und schweren lassen, allem und
jedem, so darin begriffen, getreulich nachzukom-
men, und soll keinem, der sich solchs verwaigert zu
thun, einicher kirchen- oder schuldinst bevolhen
werden. Nach solchem soll der examinatus oder der,
so zu transferiren ist, den ambtleuthen und super-
intendenten des orts, dahin der neue kirchen- oder
schuldiener verordnet werden soll, schriftlich ange-
zaigt und durch die ambtleuth unsern underthanen,
schultheissen, burgermeister und gericht bevolhen
und dieselben ermanet werden, ine fur allem gewaldt
und mutwillen zu beschutzen, auche ime das seinig
getreulichen volgen zu lassen. Es soll auch durch
den superintendenten solliche neue pfarrer oder
diacon der gemein jedes orts bevolhen werden, vleis-
sig seine lehr anzunemen, derselben zu geleben, auch
zu fried und einigkeit und ehrerbietung als zu irem
c Im Originalkonz. später hinzugefügt, fehlt Hs
Batt 54.
d Originalkonz. ursprünglich, dann gestrichen:
+ Wann solche ermanung beschehen, soll dem
ordinando sein hestallung furgelesen werden.
Amberg bricht hier ab, um weiter unten, S. 421,
mit dem Abschnitt Von der kirchendisciplin fort-
zusetzen.
e GLA 67/974, GLA 67/978/2, Cgm 3922 a, GLA
77/1056, Regierungsdruck: und.
8 Unsere Nr. 33, fehlt aber im Originalkonz.

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