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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0443
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Kirchenratsordnung 1564

stiftung einer trennung und secten in der kirchen,
offentliche gotslesterung, simonia, praetickhen und
heimliche anstiftung, ein andern zu verdringen und
sich an seine statt einzudringen, verlassung seiner
kirchen one gebuerlichen urlaub, eindringung one
ordenlichen beruf, falsch meyneidt, hurerey, diebstal,
vollerei, schlegerei, die auch politischer weiß stref-
lich, wucher, spiel, durch die recht verboten undm
die zu ergernus dienen, ndantzen undn ungebuer-
liche uppigkeit, die laster, so auch politischer weiß
beraubung der ehren uf sich tragen, und andere o so
werdt sein, das einer von der kirchen abgeschafft
werde, wo solcher laster eins an eim kirchen- oder
schuldiener notori und offenbar oder deren sonst
glaubwurdig beschuldiget were, so sollen unsere kir-
chenräthe soliches an uns und unsern oberrathp ge-
langen lassen, damit wir nach ordnung der recht
und unser policei- und andern ordnungen9 erstlich
die sach grundtlich erkundigen und darnach vermög
derselben gegen inen procedirn, auch deswegen un-
seren ambtleuthen gebuerlichen bevelch zukhom-
men lassen mögen, dann wir keineswegs bedacht, zu
der kirchendiener groben lastern, die vermöge der
recht leibs- oder andere hohe strafen erfordern, zu-
zesehen oder dieselben underzudrucken, sonder viel-
mehr dieselben mit allem ernst vermöge götlichs be-
velchs zu exequiren in ansehung, das das gemeine
volck auch mit solchen bösen exemplen der kirchen-
und schuldiener, so andere darumb strafen sollen,
vielmehr als durch schlechter leuth verbrechen ge-
ergert und verletzt werden. Und sollen alsdann auch
uber solche strafen von unsern kirchenräthen ires
kirchendiensts entsetzt werden.
Was aber darnach andere feel und mengel seien,
als nemblich seltzame weis, die schrieft zu handlen,
welches die gemein ergern mocht, seltzame fragen
im predigen auf die ban zu bringen, einige lehr zu
üben, die in kirchen nit gebreuchlich, nachlessigkeit
im studiren, sonderlich die heilig schrieft zu lesen,

m Regierungsdruck: oder.
n-n GrLA 67/978/2 und Regierungsdruck Heid Margi-
nal: + In ord. [ine] Lud.[ovici] elect.[oris] seind
diese worte unterstrichen.
o Originalkonz. ursprünglich, dann gestrichen: 1a-
ster.
p GLA 67/974: räthe.

nachlessigkeit in straf der laster, welche einer heu-
cheley enlich ist, nachlessigkeit in verrichtung aller
deren dingen, zu seinem ambt gehorig, leichtfertig-
keit in geberden, worten und kleidungen, gewonheit
zu liegen, afterreden, ehrenletzliche reden, vermes-
senheit, hinderlistige fundt undt duckh, geitz, un-
zimlicher zorn, gezengck etc., in diesem und der-
gleichen lastern soll unser kirchenrath die kirchen-
diener, so inen durch unsere superintendenten oder
andere deßhalben glaubwurdig angezeigt und be-
schuldiget werden, zum vleissigsten und ernstlich-
sten etlich mal nach gelegenheit des lasters und deß
verbrechers besserung vermanen, von solchem ab-
zustehen. Im fall aber die verbrecher uber so vleis-
sige vermanungq nit darvon abstehen, sonder sich
mutwillig erzeigen oder in den lastern fortfaren
wurden, alsdan sollen unsere kirchenräth dieselben
abschaffen undt andern zum exempel nit lenger ge-
dulden. Were aber sach, das ein kirchendiener eins
groben lasters bezichtiget wurde, welches zu erger-
nus der kirchen gelangete, dessen raber err nit ge-
nugsam, wie recht, uberwiesen werden kondte, und
doch solche umbstendt und vermutung verhanden,
welche die sach glaubwurdig machten, so soll sol-
cher durch unsere kirchenräth ein zeit lang seins
ambts suspendirt, bis die sache möge erleutert wer-
den.
Damit aber den superintendenten und unserm
kirchenrath die laster zu erfaren und zu verbessern
muglich sey, so soll es mit den inspectionibus und
visitationibus, in welchen die mengel gemeinglich
besser und grundlicher dan sonst konnen erkundigt
und denselben abgeholfen, nach volgender gestalt
gehalten werden. Erstlich so soll iderzeit, wo sich
etwas unrichtiges und ergerliches in einer kirchen
zutregt und solches an unsere kirchenräthe gelangte,
es sey lehr oder leben der kirchen- oder schuldiener
belangend, alsbaldt umb bericht vom superinten-
dente, auch sunst begert und alsdan nach gestalt
Regierungsdruck: verwarnung.
r-r GLA 67/974, Cgm 3922 a, Regierungsdruck: er
aber.
9 Christliche Polizeiordnung von 1562, unsere Nr. 26,
und deren erneute Einschärfung von 1563, unsere
Nr. 30.

27 Sehling, Bd. XIV, Kurpfalz

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