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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0449
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Kirchenratsordnung 1564

tationibus unsern verordneten kirchen- und andern
rhäten fur- undt anbringen, welche alsdan, da es sein
kan, mit solchen leuten auch zu handlen und sie
ernstlich in beisein der ambtleuth oder, wie die ge-
legenheit geben wurdet, zu ermanen haben. Wa aber
dasselbige nit verfangen, keine besserung zu ver-
hoffen oder sunsten das laster ergerlich und notori
were, soll es alsbaldt an uns gebrachty werden,
darinnen mit vorgeendem rath haben zu bevelhen,
was und wie gegen demselben der gebur zu proce-
diren.
De excommunicatione.
Da nun in sollichem fall die excommunication er-
kandt, soll der halßstarrige außgeschlossen und der
gemein des orts von der cantzel durch die kirchen-
diener mit angehengtem gemeinem gebet umb seine
bekherung als ein abgeschnittens gliedt von der
christlichen kirchen verkundigt werdenz und weder
zu empfahung des nachtmals noch zu der gevatter-
schaft zugelassena werden.
Wir wollen uns auch die gradus der kirchenstraf,
so auch vor zeiten in der kirchen gebreuchlich ge-
wesen, in den mindern oder sehr gemeinen lastern
b gehalten werdenb, gegen denselben furzuwenden
vorbehalten haben, nemblich das dem sträflichen
zum ersten die sacrament auf eine gewise zeit nach
vielgethaner ermanung durch gemelte personen ver-
boten und, so innerhalb derselben zeit nit besserunge
bei inen erfunden und bei der kirchen umb versö-
nung nit ansuchen wurde, er alsdan offentlich ex-
communicirt werdt und bleibe, wie obgemelt, so
lang er in seinem laster verharret.
Gegen dem verbanten aber soll die regel s.[anct]
Pauli 2.Thessal. 3. [14-15] gehalten werden, das die
christen also nicht mit ime zu schaffen haben, das
sie sich seiner sundt thailhaftig machen oder ine
darinnen sterckhen, doch in nicht alß einen feindt
halten, sonder in vermanen als einen bruder, so er
y GLA 67/974, Regierungsdruck: gelangt.
z Fehlt Amberg, GLA 67/974, Cgm 3922 a, Regie-
rungsdruck.
a Amberg: gelassen.
b-b Fehlt Amberg, GLA 67/974, GLA 67/978/2, Cgm
3922 a, GLA 77/1056, GLA 77/4278/1.
c Originalkonz. ursprünglich, dann gestrichen
Überschrift: + In welchen fellen die abhaltung

die vermanung leiden mag. Do aber jemandt die
excommunication dermassen verachten wurde, das
er in einem jar oder lenger sich derselb zu entladen
nicht begerte und keine christliche vermanungen
undt reitzungen an im verfahen wolten, soll ein sol-
cher als ein unchrist und heidt uns angezeigt werden,
wollen wir uns ferners raths gegen einem solchen ge-
brauchenc.
Uber obgeschriebenen fall, da die vielfaltige er-
innerung und vermanung bei dend ergerlichen perso-
nen nit statthaben wil, wollen wir auch weiters in
allen malefitzhendeln, so wir das erste mal nit mit
dem todt, sondern sunst am leib strafen, e als da ist
der einfache ehebruch, hurerey, geringer diebstal,
mainaidt undt dergleichen, diese verordenung thun,
das dieselbige gestrafte personen nach empfangener
straf von unsern ambtleuten an die kirchendiener
gewiesen werden, welche alsdan sie zu ermanen,
das sie reu und leidt uber ire begangnef missethat
haben, auch sich mit der belaidigten und geergerten
kirchen wieder der gebur, als hernacher steet, ver-
sönen sollen.
Da aber solliche versonung und besserung nit
volgen wolte, soll alsdan solches widerumb an uns
gelangt und mit vorgehendem rath berathschlagt
werden, was mit solchen halßstarrigen zu handlen
und furzunehmen, ob sie zu excommuniciren oder
sunsten in andere wege gegen inen mit weltlicher
straf zu verfaren.
g Was aber andere laster betriefft, so wir mit dem
todt oder landtsverweisung zu strafen pflegen, alß
nemblichen zauberei, teufelsbeschwerer, warsäger, so
sich nit bekheren, aufrurer, todtschleger, blutschen-
der, dieb, mehrgeubter ehebruch und, was derglei-
chen mehr ist, achten wir von unnoten, mit denselbi-
gen einichen weitern proceß mit der excommunica-
tion vorzunehmen.
h Und dieweiln auch allerhandt ergerliche, ver-
furische secten in unsern landen, wie auch in andern,
vom heiligen abentmal und excommunication
furzunemen.
d Fehlt Regierungsdruck.
e Amberg Marginal: + Ordo N[ota] B[ene] in
levioribus delictis.
f GLA 77/1056: + sünden und.
g Amberg Marginal: + In graviorib.[us]
h Amberg Marginal: + Errantes in doctrina.

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