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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0456
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

40. [Bestallung eines Beisitzers des Kirchenrats und Aufsehers über die Druckerei
vom 1. August 1566]1

Wir Friderich, von Gottes gnaden pfaltzgrave bey
Rein, des heyligen römischen reichs ertztruchsäß
und churfürst, hertzog in Beirn etc., bekhennen und
thun kundt offenbar,
Das wir unsern lieben getreuen Conradum Ma-
rium zu unsern rath und diener bestellt und aufge-
nommen haben, thun das auch hiem[it] wissentlich
in craft diß briefs also und dergestalt, das er sein
wohnung alhie zu Heydelberg haben, daselbst sich
in allen und yeden unsern gescheften und sachen,
darzu wir ihne yderzeit bescheiden und verordnen
werden, wider meniglich seines besten verstands und
vermögen gehorsamb und getreulich gebrauchen
lassen und uns gewertig sein, zudeme unserm kirchen -
räthe neben andern unsern darzu verordneten als
ein beysitzer inhalt unser deßwegen aufgerichten
instruction2 mit fleiß beywohnen, abwarten, auch
allen und yeden stuckhen, articuln und puncten,
derselben instruction2 inverleibt, treulich nach-
setzen, handthaben und volnziehen helfen soll.
Deßgleichen, nachdem wir zu befurderung und
mehrer auferbauung der wahren, rheinen christ-
lichen religion einen buchtruckher3 in unser statt
Heydelberg vermög hieruber gefertigter bestallung 4
bestellen lassen und demselben ein preß auf sechs
jhar lang zu verlegen gnedigst gewillt seyen, so ha-
ben wir ermeltem Mario darneben auch die inspec-
tion solcher truckerey, auch gedachten truckher
laut angeregter seiner bestallung4 anzehalten und,
das er derselben gelebe, ufmerckens zu haben in-
sonderhait uferlegt und bevolhen. Item er soll auch
furnemlich bey andern unsern kirchenräthen an-
mahnen und sich mit ihnen zeitlich entschliessen,
was fur notwendige exemplaria zu erbauung der
kirchen Christi kunftig aufzulegen und in truckh zu
fertigen, und uns oder unsern verordneten oberrä-
then ein solches yederzeit anbringen und referirn, da-
1 Druckvorlage: Originalbestallung des Konrad
Marius mit Siegel in GfLA Karlsruhe 67/978, pag.
367-370.
2 Kirchenratsordnung von 1564, unsere Nr. 32.

mit man allwegen mit notturftigen exemplarien ge-
fasst sey, welche alßdann von uns oder gedachten
unsern oberräthen approbirt werden, solche zu sei-
nen handen nemen und die anstellung thun, wie und
zu welcher zeit ein yedes ufzulegen und zu truck-
hen, auch ihme einen yedtwedern getruckhten
bogen, sobald er verfertigt, zustellen lassen, darin,
wie fleissig man im werckh arbeitet und fortfehret,
sich ersehen, denselben, da einicher mangel er-
schine, dem buchtruckher vorhalten und ihne dar-
umb zu red stellen, item, da ein buch von unserm
truckher allerdings verfertigt und außgetruckht, so
er dasselbig sampt den defecten und schrezpapir un-
serm justitori uberantwurten lassen, das praecium
constituirn und uber des truckers, auch justitoris
buch, deren yeder eins halten soll, damit alles or-
dentlich und richtig mit der rechnung gehalten wer-
den möge, gleichsfalls ein aigen buch halten, darzu
der verhör yetzgedachts unsers justitoris rechnung,
so er alle halb jhar gleich nach yeder Franckfurter
meß vor unser verwaltung zu thun schuldig, bey-
wohnen und alle jhar einmahl desselbigen justitoris
buchladen zu Franckfurt und alhie mit fleiß visi-
tiren und ihme, wes eins yeden buchs im rest ubrig,
underschidlich abzehlen und in solchem allem sich
gantz unpartheyisch erzeigen und verhalten, hier-
innen weder freundt- noch feindtschaft, gaab
oder schenckh ansehen noch sich darzu bewegen
lassen.
Es soll auch sonst, die zeit er also unser rath und
diener ist, one unser vorwissen und erlaubnus keinen
andern dienst annemen oder einer andern herrschaft
verpflicht und verbunden sein, so lang diese unser
bestallung, welche dann auf unser oder sein wider-
rufen wehren. Also welcher theil dem andern auf-
khunden will, soll das ein viertl jahrs vor außgang
beschehen und, im fall wir ihme zu yemandt von
3 Wohl Johannes Mayer, der seit 1563 nachweisbar in
Heidelberg druckt.
4 Nicht erhalten.

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