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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0458
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

igem gewissen beschaidenlich und dermassen verhal-
ten, so zu vermehrung der ehrn Gottes und nutzen
seiner ime vertrauter christlichen gemein (welche mit
dem blut seins lieben sons Christi Jesu erkauft etc.)
geraichen und sich aller neuen, falschen lehr, on-
nötiger fragen, zu erbauung nit dienende, unweißli-
chen, uppigen scheltens und schmähens gentzlich
enthalten. Und wo sich zwischen ime und seinen
collegis in der lehr oder ceremonien einicher zwi-
spalt begebe, dasselbig nicht uf die cantzel under
den gemeinen man, welcher sich darab leichthch er-
gert, sonder vor uns oder unsere kirchenräthe brin-
gen und darauf ferners beschaids gewarten.
Er soll auch den catechismum12 alten und jungen
getreulich fürtragen10 11und einbilden, darinnen die
jugent mit christlicher befragung underrichten, die
heiligen11 13sacramenta christlich administrirn und
raichen, die krancken, betruebte, bekümmerte ge-
wissen mit Gottes wort und verhaissungen fleissig
underweisen und trösten, die auch onerfordert gern
und oft besuchen und sonsten alles anders thun und
verrichten, so das ampt eines getreuen hirten und
seelsorgers nach dem wort Gottes erfordert13, 14 er
auch dessen zu seiner selbsten verbesserung unsert-
wegen christlich erinnert und, in unserer kirchen-
ordnung15 ferners begriffen, derselbigen gemeß sich
verhalten und erzaigen und dißfals wol zu gemüt
füren und bedencken, zu was hochwichtigem, sorg-
feltigem ampt er berufen und vor grosse sorg, mühe,
fleiß und arbait der kirchendienst erhaische14,
16darumben sovil mehr auf seine ime bevolhene kir-
chen und schäflein sorgfeltigs aufsehen haben und
müglichen fleiß anwenden, damit dieselben mit recht-
geschaffner, gesunder, göttlicher, prophetischer,
apostolischer und keiner falschen lehr nach men-
schentraumen und -satzungen underrichtet oder
auch mit bösem, unchristlichem leben, offentlichen
schanden und lastern von jemanden auß der ge-
meinde geergert werden, sonder, wo er dergleichen
vermerckt, solchs durch christliche vermanungen
nach seinem vermögen verkomen, doch sich in dem

10-10 Fast wörtlich aus Nr. 33, oben S. 425.
11-11 Ohne Vorbild in den früheren Bestallungen.
12 Heidelberger Katechismus, Text oben S. 342-368.
13-13 Fast wörtlich aus Nr. 33, oben S. 425.
14-14 OhneVorbild in den früheren Bestallungen.

ainichs haß, gunst, rach oder leichtfertigkeit seinen
fleischlichen begirden nach mit nichten gebrau-
chen16.
17Auch in auslegung der heiligen, göttlichen
schriften nicht unnötige, unordenliche und zur
christlichen erbauung und besserung undienstliche
materias fürnemen, sonder auß biblischer schriften
dasjenig seiner bevolhenen kirchen, so zu deren se-
ligkeit nutzlich und notwendig ist, erwehle, fürtrage,
außlege, lehre, vermane, tröste und strafe und solchs
alles auß rechtem, eiferigen geist, ernst und treue
also beschehe, das darinnen seine fleischliche affec-
ten, anfechtungen noch rachgirigkeit, lust und liebe
zu zancken und hadern keinswegs gespüret werde,
alle ungebürliche, leichtfertige, unzüchtige, schalck-
haftige schmitz-, schelt- und spitzwort, dardurch
einfaltige, schwache leut nit allein unwillig gemacht
und von der lehr deß heiligen evangelii abgeschreckt,
sonder auch die warheit selbsten verdächtig und
verhasset gemacht würdet, vermeyden. Welchs doch
auch nicht dermassen zu verstehn, als ob hierumben
die mißbreuch, abgötterey, aberglaub, falsche lehr,
sünd und laster nicht dapfer und ernstlich je nach
gestalt derselbigen mit rauhen, jedoch heiliger, gött-
licher schrift gemessen worten angetast und ge-
scholten werden. Dann welcher wolt sonst den vor
einen getreuen prediger der warheit halten, der aller
falschen religion, schand und lastern verschont, die
nicht angrieff, ja vielmehr decken und der sünden zu
schmeycheln und zertlen gedächte. Sonder in dem
ein maß gehalten werde, das alle strafen, underwei-
sung und lehren mit dapferm ernst und der warheit
göttlichs worts und heiliger schrift, nicht mit lächer-
lichem gespey, schmitzen, schumpfiren, spotten,
schmähen, unbegrundtem, schriftlosem hadern und
balgen fürgenommen und in summa solches alles zu
der ehrn Gottes und auferbauung deß nechsten be-
schehe, damit viel menschen Gott und der gerech-
tigkeit gewonnen und erlangt werden mögen.
Uber das soll er auch uf der cantzel die undertho-
nen, auch alle andere zuhörer ernstlich und treulich
15 Unsere Nr. 31, oben S. 333-408.
16- 16 Fast wörtlich aus Nr. 33, oben S. 426.
17- 17 Fast wörtlich aus der Kirchenratsordnung von
1564, unsere Nr. 32, oben S. 413-414.

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