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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0461
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Kirchendienerbestallung zwischen 1566 und 1570

mit unsern underthanen (darzu ime unsere ampt-
leut uf sein ersuchen verholfen sein sollen) verglei-
chen, daß je nach gelegenheit deß orts oder fleckens
zu einem oder mehr gewissen tagen in der wochen
die jungen kinder zu ime in seine behausung ge-
schickt, da er sie eine stund beten oder, da deren
etliche so vähig, auch ein stuck im catechismo27
lehren, uf das also die gottesforcht in die jugent ein-
gepflantzt, nichts wenigers aber auch am Sontag
nachmittags der catechismus in der kirchen offent-
lich und mit fleiß exercirt und gehalten werde26.
28Er soll auch, soviel an ime, daran sein, das durch
die amptleut, wo deßwegen zuvorn keine besondere
anstellung were, ein oder mehr erbare, fromme,
gottsforchtige person verordent, welche das almusen
(darzu er uf der cantzeln den gemeinen man fleissig
ermanen) allweg under oder nach der predig samb-
len, treulichen, nicht nach gunst oder affecten, son-
der nach notturft under diejenigen, da es angelegt,
außtailen, den darzu verordenten daruber gebür-
liche rechnung geschehe und, da et dißfals ainichen
mangel spürete, solchs unsern amptleuten umb ge-
bürlichs einsehen und verbesserung anbringen und
alles dasjenig verrichten, thun und handlen, so sich
einem christlichen kirchendiener, hirten und seel-
sorger, auch getreuen underthanen seiner vocation
nach zusteht und gebürt28.
29Dargegen wir ime zu seiner underhaltung jär-
lichs folgen und raichen lassen wöllen, dessen er
auch begnügig sein soll, die deß orts geordente
competentz inhalt ime auß unserer kirchengefellen
verwaltung zugestelter verzaichnus29. 30Darzu soll

27 Heidelberger Katechismus, Text oben S. 342-368.
28- 28 Fast wörtlich nach dem letzten (6.) Punkt von
Nr. 33, oben S. 427.
29-29 Fast wörtlich nach dem letzten (6.) Punkt von
Nr. 33, oben S. 427 (Amberger Fassung).

er sein weib, kind und gesinde die zeit solches seins
kirchendiensts in unserm sonderlichen schutz,
schirm und verspruch sein und zugleich andern
unsern getreuen underthanen geschützt, geschirmbt
und gehandhabt werden30.
31Wo er aber inkünftig seinen dienst auß bewe-
genden ursachen zu verlassen willens, soll er uns
solchen ein viertheil jars zuvorn aufkünden.
Wie uns auch bevorstehn und onbenommen sein
soll, ine, wo es zu erbauung der kirchen geraicht,
doch ohne seinen nachteil und schaden, an andere
ort zu transferirn oder ine gar (welchs gleichwol
ohne erhebliche ursachen nicht beschehen soll) zu
beurlauben. Uf solchen fall wir ime dasselb auch
ein viertheil jars zuvorn verkünden, es were dann,
das er falsche lehr füret oder sonsten ergerlich lebte,
da wir uns neben andern wolverdienten strafen ine
alsbald abzuschaffen hiemit vorbehalten haben wöl-
len31.
Darauf er uns mit handgebender treuen gelobt
und einen aid zu Gott geschworn, allem demjenigen,
so obgemelt, getreulich zu geleben und nachzukom-
men, uns getreu, hold und gehorsam zu sein, unsern
schaden zu warnen, ehren, nutzen, frommen und
bestes, sovil an ime, nach aller müglichheit erhalten
und befürdern, zu helfen, treulich, sonder geverde.
Dessen zu wahrem urkund haben wir ime diese
unsere bestallung under unserm zu end ufgetruck-
tem secret zugestelt, dagegen von ime auch seinen
besigelten reverß empfangen.
Datum Heidelberg, ...

30- 30 Fast wörtlich nach dem 3. Punkt von Nr. 33,
oben S. 426.
31-31 Fast wörtlich nach dem letzten (6.) Punkt von
Nr. 33, oben S. 427 (Amberger Fassung).

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