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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0463
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Kirchenzuchtsedikt 1570

policeiordnung6 sampt derselben declaration (wie
die nnder dem dato 21. Julii verschines 64. jars in
alle unsere ampter außgangen7) in allen und jeden
euern bevolenen ampts stetten, flecken, dörfern und
communen zweimol alle jar, nemlich auf Weinachten
und Joannis Baptistae8, auf den rathheusern oder
andern dartzu bequemen pletzen fur den gemeinden
verlesen und aufs neue publiciren, auch hernacher
jederzeit, wan ruge und freveltheidungi gehalten,
durch euch repetirt und, ob deme, auchk angeregter
verlesung nachgesetzt seie, erkhundigen, sonder
auch daran sein, das solche mit vleiß gehalten und
von unsern underthonen und angewanten deren ge-
meß gelebt werde.
Und damit sich die verprecher und ubertreter
derselben desto leichtlicher erfaren und dorauf ge-
dachter ordnung nach der gepur gestraft werden mö-
gen, so sollent ir in allen stetten, flecken, dörfern
und communen euers tragenden ampts nach gele-
genheit deren grösse und menge jedes orts etzliche
erbare und gottsfurchtige menner (dern jeder enden
nach grösse der communen biß in vier, sechs oder
acht oder im fal weniger personen) auß dem rath,
gericht und gemeinden, die eines aufrichtigen, er-
lichen wandels und leumuts fur andern bekhandt
seien, auch die sich selbst ghern bei anhörung gott-
liches worts finden lassen und zu zucht und erbar-
kheit lust tragen (indem ir euch dan bei jedes orts
pfarhern und dem gericht solcher personen gelegen-
heit halb zu erkhunden) hieruber als besondere und
getreue aufseher verordnen, die bei iren pflichten
und eiden, damit sie unß verwant und zugethan
sein, beneben unserm jedes orts habendem schult-
eissen, dorauf stete, vleissige, gute achtunge geben,
die uberfarende personen, es seien gleich kirchen-,
schul- oder andere unsere diener und underthanen
ohn ansehen der personen unsern selbigen enden
habenden amptman, schulteissen oder andern be-
velchhabern alspaldt anpringen, damit solche ohn

i München, Schaffhausen: frevelthädigungen.
k München, Schaffhausen: mit.
l München: euch.
m München, Schaffhausen: + da.
n Schaffhausen: obangeregte.
o München, Schaffhausen: angewisen.
p Schaffhausen: mehrer.

verzug an leib oder gelt nach gestalt dern verwur-
ckung gepurlichen gestraft werden, auch doruber
ein eigen register halten lassen, dorin aller solcher
namen, was gestalt und wie hoch ein jeder gestraft
oder was ime abgenomen worden, zu verzeichnen,
auchl den amptleuten, die zur zeit der frevelthaidung
oder, so oft es darzwuschen die notturft wurt erfor-
dern, furzulegen.
Do dan ein kirch- oder schuldiener in solche straf-
bare laster fiele, das solle alspaldt uber die itzt an-
geregte weltliche strafen, so gegen denen gleich an-
dern furzunemen, an euch undm dannen an unß ge-
langt werden, deren beurlaubung oder anders halben
die weiter gepur zu befelen.
Uf das aber nit allein angeregten und andere in
unserer policeiordnung9 begriffene, auch alle andere
offentliche sunden, laster und unthaten gestraft und
abgewendet, dartzu unserer kirchen-10 und eheord-
nung11 soviel fleissiger nachgesetzt, sonder auch un-
sere underthanen und verwantten zu desto mehrer
besserung ires lebens, christlichen, gutem wandel,
aller zucht und erbarkeit durch dergleichen ver-
manungen auß Gottes wort und sonsten nach mug-
lichait der gepur angeleisteno, geraitzt und bevorab
auch unsere verordnete superintendenten, pfarhern,
kirchen- und schuldiener (durch dern farlessige ver-
richtung irer empter sampt ir und der irigen unor-
denthch leben und wandel dan bißweiln ire anbe-
volene gemeinde hochlichen geergert, auch desto
mehrp anlaß zu den verpotenen lastern nemen und
inen erlaubt zu sein vermeinen) irem beruf soviel
fleissiger außwarten und mit gutem exempeln un-
sern underthonen furzughen ursach haben mögen,
So ist zum andern unser weiterer bevelch, ir wellet
obangeregten jederzeit verordneten aufsehern ferner
auferlegen, das sie uber das obige neben euch, den
amptleuten, ein fleissiges aufmercken haben auf
jedes orts pfarhern, kirchen- und schuldiener, deren
lehr und empter, soviel sie verstehn und fassen
6 Unsere Nr. 26.
7 Nicht erhalten, vgl. oben Anm. 5.
8 Wohl Joannis Baptisfcae nativitas = 24. Juni.
9 Unsere Nr. 26.
10 Unsere Nr. 31.
11 Unsere Nr. 27.

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