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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0465
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Kirchenzuchtsedikt 1570

und kirchendienern auferlegt, obbemelter unserer
kirchenordnung12 in allen iren puncten muglichs
vleiß sich gemeß zu verhalten und itzo deßwegen bei
inen ferner erinderung gethan haben, nemlichen das
sie unsere kirchendiener in dem gepet, lesen und be-
trachten der heiligen schrift sich vleissig uben, da-
mit sie erbeulelich und fruchtbarlich das wort Got-
tes predigen khonnen, auch die sacramenten unserer
kirchenordnung13 gemeß außtheilen, den catechisi-
mum14 vleissig treiben, die krancken ghern und oft
besuchen, ir leben auch also anstellen, domit durch
sie und die irigen, als obsteet, der gemeinde Gottes
kein ergerniß gegeben werde, demnach auch, das die
verrichtung der heiligen tauf vermög angeregter
unserer kirchenordnung15 mit christlicher reverentz
und bescheidenheit zugehe und alweg, so es mugli-
chen und der einheimisch, des kindts, so getauft
wurt, vater jederzeit der tauf beiwone und, so etwan
ein unehelichs kindt zu tauf gebracht, dasselbig, so
es getauft ist, ades ortsa schulteissen oder andern
unsern geordneten bevelchhabern angetzeigt, damit
der ehebruch, hurerei oder unzucht erfaren und un-
sern gegebenen oder verner dorauf ervolgenden be-
velchen16 nach gestraft, sampt des jedes getauften
kindts, dessen vater, mutter und gevatter namen,
auch jar und tag in das verordnet kirchenbuch ver-
zeichnet und ufgeschriben werde. Dergleichen das
sie, unser kirchendiener, bdes hernb nachtmol zum
wenigsten alle zween monat halten und solchs acht
oder viertzehn tag zuvor verkhundigen, die hauß-
veter vermanen, das sie ire kinder und junges volck,
welches sie cdas erste malc zum disch des hern wel-
len furen, zur gelegenen zeit zuvor bei inen anzeigen,
domit sie der christlichen religion notwendigen be-
richt entpfangen und ires glaubens bekhandtnuß
thun17.
Ebnergestalt sie sich mit verkhundigung und ein-

a-a München: dem.
b-b München, Schaffhausen: das heilige.
c-c München: zum ersten.
d München, Schaffhausen: euch.
e Schaffhausen: + doch.
f Schaffhausen: + ein.
g München, Schaffhausen: verhaltens.
h Schaffhausen: censuram.
i München: geschwätz.
k München, Schaffhausen: + so.

segnen der eheleut vielberurter unserer kirchenord-
nung gemeß18 durchauß zu verhalten.
Und dan zu deste mehrer anreitzung ir, der kir-
chen- und schuldiener, vleissigen studirens sollen sie
monatliche an bequemen unsers auchd bevolenen
ampts orten jhe acht, neun oder zehn nach gelegen-
heit die nechst beisamengesessene, wiee ir und un-
sere superintendenten euch dessen miteinander zu
vergleichen und ein jeden an seim ort zu bescheiden
habt, uf iren eigenen costen zusamenkhomen, einer
umb den andernf locum scripturae predigtweiß er-
cleren, dovon die andern zu judiciren, domit nit allein
die rheine lehr erhalten, sonder auch die kirchen-
diener ire predigten desto ordentlicher und erbeule-
licher formirn khonnen.
Darneben auch etzliche theologische fragen under
sich tractirn, auf das sie den einreissenden secten
desto grundtlicher begegnen und unsern undertho-
nen, so im fall mit falscher lehr behaft, soviel besser
auß allem zweifel helfen mögen. Item das sie auch
under sich selbst ires eigenen vorhabensg und cen-
surah morum pflegen und brauchen, dodurch allen
ergernussen, calumniis und bosem geschreii, ketwan
mit unwarheit von den kirchendienern außgegossen,
zeitlichen furzukomen und abzuhelfen, doruber sie
dan ein ordentlich prothocol und verzeichnuß, was
jedesmals gehandlet, sich im fall der not darauß
satten berichts zu holenl, haltenm sollen.
So bevelen wir euch, ir wellent mit daran sein und
dorauf gut achtung geben, domit alle itzerzelte
puncten dergestalt ins werck gerichtet und furter
durch sie gepurlichen getriben und denen nichts ent-
gegen gehandlet werde.
Letzlichen und dieweil zum bau der christlichen
kirchen gehöret, das die armen und notturftigen ge-
speiset, getrenckt und sonsten notwendiglichen
underhalten werden, welchs wir unserstheils bestes
l München, Schaffhausen: erholen.
m München: hahen.
12 Unsere Nr. 31.
13 Unsere Nr. 31.
14 Heidelberger Katechismus, Text oben S. 342-368.
15 Vgl. oben S. 337-408.
16 Z.B. unsere Nr. 56, unten S. 484-488.
17 Vgl. oben S. 381-382.
18 Vgl. oben S. 398-401.

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