Älmosenordnung 1574
werdenc, in den dörfern dzu hausierend, sonder, so-
bald sich einer dessen understündee, ingezogen, da
aber deren viel beysammen, mit dem glockenstreich
verfolget und denen nachgezogen werden soll, biß
sie entweder zur hand bracht und das land zu ver-
schweren angehalten oder, da böse stück bey inen
befunden, am leib gestraft werdeny
fgUnd nachdem biß anhero das bettlen mit gros-
sser unordnung und beschwernuß bey vilen einge-
rissen und dann die almusenpfleger die rechte hauß-
armen nach jedes notturft sollen versorgen, so sollen
gedachte almusenpflegerh denselbigen ernstlich ein-
bindeni für sich und ire kinder des bettlens für den
häusern, angesehen ein jedes haußgesäß37 vorhin
sein gebürnuß reichet, müssigzugehen und, welche
sich uber solch verbot des bettlens nachmaln under-
stehen wurden, sollen der obrigkeit jeden orts, die
alsdann deßwegen gebürlichs einsehens fürzunemen,
angezeigt werdeng
k Dieweil auch die spenden und andere almusen,
so hin und wider gestift oder, was man sonsten auß
gewonheit ohn underscheid der personen, sie seyen
dessen nottürftig oder nit, außspendet, nicht allein
vielfältig mißbraucht werdenl, sonder auch vilen
mjungen und starcken leutenm nanlaß und ursach
gebenon, sich gantz und gar auf den bettel zu be-
c 1600: + den armen leuten.
d-d 1600: mit irem zuhausiren uberlästig zu sein.
e 1574 Konzept und Reinschrift: + alsbaldt.
f LO 1582, LO 1594: + XVII. Vom bettlen in ge-
mein.; 1583, 1583 Kop.: XVI. Vom bettlen in ge-
mein.; 1600: XV. Vom bettlen in gemein.; OP
LO 1599: XIII. Vom bettlen in gemein.
g-g 1574 Konzept und Reinschrift:
Bettlen gantz abzuschaffen.
Und dieweil bey den christen kein bettlerey
noch geullerey sol gestattet noch geduldet werdt,
so soll hinfur in der Pfalz die bettelbrief, so man
etwa den mangel- und bresthaften mitgeteilt,
durchauß abgeschafft und gantz und gar keine
bettler gedulden, auch niemandt nicht fur die
thur gegeben, sonder zu dem benandten und be-
kündten ort [1574 Reinschrift: verkundten orten]
gewiesen werden und solchs leib [1574 Rein-
schrift: umb] soviel mehr, dieweil eine jeden
gmein hauß- und ander armen durch die almusen-
pfleger nach notturft versorgt werden und es nit
in eins jedes gefallen stehen soll, der gantzen ge-
mein und dem landt zu nacht viel [1574 Rein-
schrift: nachteil] bettler zu ziehen und zu under-
gebenp, auch bißweilen ihre güter und, was inen
Gott sonst beschert, ungebaut ligen lassen und
eintzig des almusens außwarten, da sie doch mittler-
weil etwas nützlichers arbeiten und für sich und die
irigen viel mehr gewinnen oder verdienen köndten,
dann ihnen das almusen außtregt, und dardurch viel
haußgesäß zum leidigen und verderblichen müssig-
gang und ire kinder und kindskinder zu erbbettlern
gezogen und auferzogen werden, welches nicht allein
dem gantzen lande zu mercklichem, grossen scha-
den gereichen qthut,sonderauch nebendem müssig-
gang und faulheit allen andern lastern und untugen-
den mit macht einzureissen raum und platz gibt, so
sollen alle solche unordentliche außspendungen der
güter, so armen gebüren, an allen orten gantz und
gar abgeschafft und dasjenig, was gestift oder son-
sten von gewonheit wegen außgespendet wirdt, in
das gemeine almusen, wie obgesetztr, geliefert und
den verordneten almusenpflegern eins jeden orts
nach sdieser unserers ordnung außzutheilen auch
vertrauet werden.
tWas nunt auf dise und andere weg, wie obver-
meldetu, den almusenpflegern jedes orts geliefert
und vertrauet wirt, sollen sie fleissig aufzeichnen
und nit gedencken, daß es auf einmal und alsbald
oder inw einem jar alles müsse verthan und auß-
halten, sonder, da einer auß christlicher lieb und
eifer den armen, wie ohn das ein jeder schuldig
ist, guts zu thun begert, der sol es alzeit in [1574
Reinschrift: + das] gemein almusen den almu-
senpfleger außzuteilen vertrauen, wie oben ange-
zeigt.
h 1600: + oder die verordnete bettelvögte.
i 1600: abhalten.
k LO 1582, LO 1594: + XVIII. Von spendenstif-
tunge.; 1583, 1583 Kop.: XVII.; 1600: XVI.;
OP LO 1599: XIIII.
l OP LO 1599: worden.
m-m 1600: junge und starcke leute.
n-n Fehlt 1574 Konzept.
o 1600: nemen.
p OP LO 1599: legen.
q 1574 Konzept: reichen.
r 1574 Konzept und Reinschrift: obgesagt.
s-s 1574 Konzept und Reinschrift: christlicher.
t-t LO 1582, LO 1594, OP LO 1599, 1600: Und was.
u 1574 Konzept: obgemelt.
w 1574 Konzept und Reinschrift: uf.
37 Die in einem Hause angesessene Familie und de-
ren Mitglieder, vgl. DW IV, 2, 667.
31 Sehling, Bd. XIV, Kurpfalz
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werdenc, in den dörfern dzu hausierend, sonder, so-
bald sich einer dessen understündee, ingezogen, da
aber deren viel beysammen, mit dem glockenstreich
verfolget und denen nachgezogen werden soll, biß
sie entweder zur hand bracht und das land zu ver-
schweren angehalten oder, da böse stück bey inen
befunden, am leib gestraft werdeny
fgUnd nachdem biß anhero das bettlen mit gros-
sser unordnung und beschwernuß bey vilen einge-
rissen und dann die almusenpfleger die rechte hauß-
armen nach jedes notturft sollen versorgen, so sollen
gedachte almusenpflegerh denselbigen ernstlich ein-
bindeni für sich und ire kinder des bettlens für den
häusern, angesehen ein jedes haußgesäß37 vorhin
sein gebürnuß reichet, müssigzugehen und, welche
sich uber solch verbot des bettlens nachmaln under-
stehen wurden, sollen der obrigkeit jeden orts, die
alsdann deßwegen gebürlichs einsehens fürzunemen,
angezeigt werdeng
k Dieweil auch die spenden und andere almusen,
so hin und wider gestift oder, was man sonsten auß
gewonheit ohn underscheid der personen, sie seyen
dessen nottürftig oder nit, außspendet, nicht allein
vielfältig mißbraucht werdenl, sonder auch vilen
mjungen und starcken leutenm nanlaß und ursach
gebenon, sich gantz und gar auf den bettel zu be-
c 1600: + den armen leuten.
d-d 1600: mit irem zuhausiren uberlästig zu sein.
e 1574 Konzept und Reinschrift: + alsbaldt.
f LO 1582, LO 1594: + XVII. Vom bettlen in ge-
mein.; 1583, 1583 Kop.: XVI. Vom bettlen in ge-
mein.; 1600: XV. Vom bettlen in gemein.; OP
LO 1599: XIII. Vom bettlen in gemein.
g-g 1574 Konzept und Reinschrift:
Bettlen gantz abzuschaffen.
Und dieweil bey den christen kein bettlerey
noch geullerey sol gestattet noch geduldet werdt,
so soll hinfur in der Pfalz die bettelbrief, so man
etwa den mangel- und bresthaften mitgeteilt,
durchauß abgeschafft und gantz und gar keine
bettler gedulden, auch niemandt nicht fur die
thur gegeben, sonder zu dem benandten und be-
kündten ort [1574 Reinschrift: verkundten orten]
gewiesen werden und solchs leib [1574 Rein-
schrift: umb] soviel mehr, dieweil eine jeden
gmein hauß- und ander armen durch die almusen-
pfleger nach notturft versorgt werden und es nit
in eins jedes gefallen stehen soll, der gantzen ge-
mein und dem landt zu nacht viel [1574 Rein-
schrift: nachteil] bettler zu ziehen und zu under-
gebenp, auch bißweilen ihre güter und, was inen
Gott sonst beschert, ungebaut ligen lassen und
eintzig des almusens außwarten, da sie doch mittler-
weil etwas nützlichers arbeiten und für sich und die
irigen viel mehr gewinnen oder verdienen köndten,
dann ihnen das almusen außtregt, und dardurch viel
haußgesäß zum leidigen und verderblichen müssig-
gang und ire kinder und kindskinder zu erbbettlern
gezogen und auferzogen werden, welches nicht allein
dem gantzen lande zu mercklichem, grossen scha-
den gereichen qthut,sonderauch nebendem müssig-
gang und faulheit allen andern lastern und untugen-
den mit macht einzureissen raum und platz gibt, so
sollen alle solche unordentliche außspendungen der
güter, so armen gebüren, an allen orten gantz und
gar abgeschafft und dasjenig, was gestift oder son-
sten von gewonheit wegen außgespendet wirdt, in
das gemeine almusen, wie obgesetztr, geliefert und
den verordneten almusenpflegern eins jeden orts
nach sdieser unserers ordnung außzutheilen auch
vertrauet werden.
tWas nunt auf dise und andere weg, wie obver-
meldetu, den almusenpflegern jedes orts geliefert
und vertrauet wirt, sollen sie fleissig aufzeichnen
und nit gedencken, daß es auf einmal und alsbald
oder inw einem jar alles müsse verthan und auß-
halten, sonder, da einer auß christlicher lieb und
eifer den armen, wie ohn das ein jeder schuldig
ist, guts zu thun begert, der sol es alzeit in [1574
Reinschrift: + das] gemein almusen den almu-
senpfleger außzuteilen vertrauen, wie oben ange-
zeigt.
h 1600: + oder die verordnete bettelvögte.
i 1600: abhalten.
k LO 1582, LO 1594: + XVIII. Von spendenstif-
tunge.; 1583, 1583 Kop.: XVII.; 1600: XVI.;
OP LO 1599: XIIII.
l OP LO 1599: worden.
m-m 1600: junge und starcke leute.
n-n Fehlt 1574 Konzept.
o 1600: nemen.
p OP LO 1599: legen.
q 1574 Konzept: reichen.
r 1574 Konzept und Reinschrift: obgesagt.
s-s 1574 Konzept und Reinschrift: christlicher.
t-t LO 1582, LO 1594, OP LO 1599, 1600: Und was.
u 1574 Konzept: obgemelt.
w 1574 Konzept und Reinschrift: uf.
37 Die in einem Hause angesessene Familie und de-
ren Mitglieder, vgl. DW IV, 2, 667.
31 Sehling, Bd. XIV, Kurpfalz
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