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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0585
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Kirchenordnung 1601

Wochenpredigten.
An wercktagen in der wochen sollen in einer jeder
stadt zwo predigten, nemblich an Mitwoch und
Freitag, in den dörfern aber eine wochenpredigt auf
den Mitwoch oder einen andern tag, welcher an ei-
nem jedem ort der gelegnest ist, auß dem alten oder
neuen testament gehalten werden und sollen teut-
sche psalmen und gesenge für und nach der predigt
gesungen, auch dieselbige predigten mit den beson-
dern gebeten, so drunden im titul von den kirchen-
gebeten verzeichnet22, beschlossen werden23.
Bettagspredigten.
Und demnach der gerechte zorn Gottes zu diesen
letzten und bösen zeiten von tag zu tag je lenger je
mehr mit greulichen schanden und lastern, mit
gotteslesterung, verachtung seines heiligen worts,
fressen, saufen, unzucht, hurerey etc. und der-
gleichen angezündet und uberhand nimpt, daß
höchlich zu besorgen, ja ohne zweifel und gewiß ist,
wo wir uns nicht anders in die sachen und zu Gott
schicken, das die schreckliche strafen, die sich allent-
halben ereugen, mit gewalt einbrechen und den un-
schuldigen mit dem schüldigen treffen werden, so
ist hoch vonnöten, daß man sich durch wahre
christliche buß und bekerung, auch ernstes, demüti-
ges und glaubiges gebet zu Gott, dem herren, wende
und ihm gleichsamb in die ruten falle. [Bettage auf
die erste Mitwoch jedes monats.] Darumb soll in
allen stetten, flecken und dörfern allwege auf den
ersten Mitwoch eines jeglichen monats eine beson-
dere predigt und bettag gehalten werden24, darzu
menniglich, jung und alt, mann und weib und ge-
sinde, soviel möglich, laut der außgangenen beson-
deren mandaten erscheinen sollen, zu Gott, dem
herren, umb abhaltung oder väterliche linderung der
fürstehenden schweren strafen hertzlich bitten ge-
tröster und gewisser zuversicht, daß es mit nicht

22 Vgl. unten S. 569-572.
23 In 1563 hatte eine der beiden städtischen und die
ländliche Wochenpredigt den Charakter eines Buß-
gottesdienstes. Diese Eigenschaft ist hier auf die
folgenden monatlichen Bettage übergegangen.
24 Die monatlichen Bettage wurden durch einen
Befehl vom 20. Mai 1580 von Pfalzgraf Johann
Casimir in seinen Ämtern eingeführt und dann

ohne frucht abgehen, sondern die gnedige hülf von
oben herab erscheinen werde. Und sollen die kir-
chendiener in solcher predigt dienliche text, so zur
erkandnuß unserer sunden und des zorns Gottes,
auch zu wahrer besserung deß lebens anleitung geben,
zu erkleren für sich nehmen, dieselben recht nach
gelegenheit der zeit und fürstehenden allgemeinen
noht der kirchen appliciren, auch vor und nach der
predigt bußpsalmen singen und die predig mit dem
gebet, daß auf alle noht und mengel der christenheit
gerichtet ist, beschliessen. Und dieweil es ein bettag
sein soll, an dem alle noht der christenheit soll be-
trachtet werden, so soll die predigt desto kürtzer
gefasset sein, damit das gebet, so etwas lang, für
alle stände und allerley noht nach der predigt ge-
schehen möge.
Fest- und feyertagspredigten.
25Am Christag sampt dem nehesten tag darnach
soll in der histori von der geburt Christi das funda-
ment unser seligkeit, nemblich 26die lehr von der
menschwerdung des ewigen sohns Gottes und per-
sönlichen vereinigung beyder naturen in Christo26
sambt dem nutz, den wir darauß bekommen, erkleret
werden, wie das im27 andern theil deß catechismi28
begriffen ist25.
Den Sontag zwischen dem Christag und Neuen
Jharstag, dieweil umb dieselbe zeit neue eltesten ge-
wehlet werden, soll eine predigt von dem ampt der
eltesten gehalten und auß dem wort Gottes ange-
zeiget werden, das solches nicht von menschen, son-
dern von Gott selbst geordnet, zur auferbauung und
fortpflantzung der kirchen nohtwendig und nützlich,
auch dem ampt der weltlichen obrigkeit nicht ab-
brüchig, sondern von demselben unterschieden sey.
Deßgleichen, was der eltesten verrichtung und
waß sie zum fleiß in solchem ihrem ampt anreitzen
und treiben soll. Damit also beydes, die gemein zu
später zu einem nicht mehr bekannten Zeitpunkt
während seiner Administration auf die gesamte
Kurpfalz übertragen.
25-25 Aus 1563 vgl. oben S. 397.
26-26 1563: die zwo naturen in Christo.
27 1563: + end des ersten theils und anfang des.
28 Fragen 12-19, vgl. oben S. 345-346.
29 Fehlt in 1563.

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