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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0624
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Regierungszeit Friedrichs IV. 1592-1610

ruhe angerichtet werde) vermahnenr, auch uf diese
unsere publicirte ordnung (die sie zuevor entweder
gelesen oder slesen gehörts sollen haben) angeloben
laßen und sie also confirmirn und mit pflichten an-
nehmen sollt. Nochmals sollen sie der gemeine auf
den neuen jarstag von der cantzel verkündet und
durch das christliche, gemaine gebet bestetiget
werden mit fleißiger ermahnung, daß sie jederman
für ordentliche eltisten und vorsteher der gemein er-
kennen, in gebürlichen ehren halten und ihnen ge-
horsam leisten sollen5.
Es sollen auch die kirchendiener ihren gemeinden
nach solcher abkündigung der neuen eltesten aus
dem wort Gottes fein deutlich anzaigen:
1. Daß der altisten ampt von Gott sey, aus denen
dieser unseru ordnung vorgesetzten zeugnußen der
hailigen schrift, und solches baides, den eltisten
selbst und menniglich in der gemein zum besten.
Den eltesten, daß sie solch ampt gern uf sich neh-
men, derw versamblungen desto lieber beiwohnen,
des götthchen beystandts sich getrösten können und
das werck des herren nicht hinläßig, sondern fleißig
verrichten. Den andern, daß sie sich solchem ampt
nicht widersetzen, sondern den vermanungen und
strafen aus dem wort des herren gern underwerfen.
2. Daß es sehr nutz und nötig, erstlich wegen der
ehren Gottes, darnach wegen der wolfart der kirchen,
wie solches im aingang dieser ordnung etlichermasen
ausgefürt worden ist.
3. Worinnen das ampt der eltisten bestehe oder
was ihre verrichtung sein solle, nemblich daß sie
achtung haben auf sich selbst und auf ihrex herde,
Actor. 7y, V. 28, auf sich selbst, daß sie unsträflich
sein, Tit. 1, V. 6, und daß sie insonderheit in guten
wercken und der liebe andern fürleuchten, auf die
herde, daß sie erstlich aufsehen auf alle personen
und auf alle dinge, baides, die lehr oder den glauben

r Göttingen (2): vernehmen.
s-s Göttingen (2): gelesen hört.
t Göttingen (2): sollen.
u Fehlt Göttingen (2).
w Oberpfalz: den.
x Oberpfalz: die.
y Oberpfalz: 20.
z Göttingen (2): betreffen thut.
a Göttingen (2): vermabnungen.
b Oberpfalz: II.

und das leben oder den wandel betreffendez, dar-
nach, daß sie sich befleißigen, die irrende und die, so
ein argerlich leben füren, wider zuerecht zue bringen
durch vermahnunga aus Gottes wort nach der regul
Christi Matth. 18 [15-18].
3.b
Vom ampt der eltisten außer ihrer versamblung.
Die eltesten sollen fleißig ufmercken uf die kir-
chen- und schueldiener und ihr amptc, soviel sie ver-
stehen und faßen können, ob sie nemblich mit ernst,
treu und fleiß studiren, erbaulich predigen und leh-
ren, die heilige sacramenta nach der ordnung Christi
ausspenden, die jugent recht fleißig und wohl under-
richten, die krancken und gefangene besuchen und
trösten und der gantzen gemein und jugent heil,
seeligkeit und wolfart suchen6.
Neben deme sollen sie auch auf ihr und der ihrigen
leben und haushaltung acht haben, daß sie darinnen
niemant ergernus geben und, wo mangel befunden,
ihnen dieselbe freundlich und christlich undersagen
und zue verbeßern sie vermahnen.
dDarnach und zum andern sollen sie achtung ge-
ben auf die gantze gemein, ob auch darinnen etlich
mit irrthumb behaft oder in schand und lastern als
geitz und hoffart, eneidt und haß, freßen und saufen
und dergleichen sunden haimblich oder offentlich
leben, ob sich die eheleut wol betragen, ob die eltern
ihren kindern, die hausveter und hausmütter ihrem
gesinde mit fgutem exempelf vorleuchten, sich
fleißig zur kirchen halten und ihre kinder und ge-
sindt in der furcht Gottes auferziehen.
gFerners und zum dritten sollen sie fleißig nach-
forschen, ob auch in ihrer gemeine hausarmen sein,
welche sich des bettelns schamen und doch not lei-
den, item ob hie oder dort krancken liegen, so keine
wartung haben.
c Oberpfalz: ämpter.
d Oberpfalz: + 2.
e Göttingen (2): + mit.
f-f ORuR 67 (1) und 71 (2): guten exempeln.
g Oberpfalz: + 3.
5 Vgl. die Predigtbestimmung zum Neujahrstag in der
Kirchenordnung von 1601, oben S. 559.
6 Ähnlich oben S. 449.

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