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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0633
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Ordnung der Classicalconvente 1607

[3. Der ubrigen conventualen praeparatoria.]
Letzlich soll sich auch ein jeder under den ubri-
gen conventualen dergestalt gefaßt machen, das,
ehe er sich uf den conventum begibt, die drunden
gesetzte leges generales censurandi14, wie auch die
bestallungspuncten der kirchendiener15 lese und
fleissig nachdencken habe, was er für sein person an
einem oder dem andern fratre seiner class werde zu
censuriren haben.
[Von der handlung, nemlich der visitation.]
Soviel nun die erste nechstdroben anbefohlene
verrichtung in jedem convent belangen thut, nem-
lich die visitatio der kirchen und schulen, soll die-
selbige ordentlich nacheinander verrichtet werden,
wie hernach folget.
[Visitatio der schulen.]
Der anfang soll gemacht werden von besuchung
der schulen, welche inspector neben den anwesen-
den fratribus, biß die andern gesessene auch zu-
sammenkommen, dergestalt verrichten soll, daß sie
sich in der schule under die jugend außtheilen und
einen versuch thun, serstlich und fürnemlich wie
sie in dem catechismot16, darnach auch in ihren lec-
tionibus underrichtet werden und bestehen. uNach-
mahls soll derw praeses (deßwegen bald drunden ver-
ordnet geschicht) den schulmeister befragen, wie oft
der pfarrer die schul visitire und wie er sich dersel-
ben annehme. xItem, ob er etwas wegen des pfarrers,
wegen seines ambts oder seines und der seinigen
wandels zu erinnern hette, deß der pfarrer zu ver-
mahnen werde. Alsdann sollen sie wider in das pfarr-
hauß gehen.
[Bericht pastoris loci vom stand seiner kirchen
und schulen.]
Und soll der pfarrer desselben orts noch vor der
predigt dessen, was er an schultheiseny, eltesten und
almosenpflegern, schuldienern und der gemein straf-
bar befindet, dem praesidiz schriftlich neben ferne-

s Amberg 1615 Marginal: + I.
t Amberg 1615: + oder zwaintzig fragstücklein
[Text oben S. 561—563].
u Amberg 1615 Marginal: + II.
w Amberg 1615: + inspector oder.
x Amberg 1615 Marginal: + III.
y Amberg 1615: jedes orts nachgesetzten obrigkeit,
kirchen- oder zehetprobsten, hauptleuten, fürern.
z Amberg 1615: inspectori.

rem mündlichen bericht ubergeben, damit er sich
darinnen zu ersehen, wo not, mit adem inspectore
alsbaldt oder nachgehents mita den andern fratri-
bus allen sich davon zu underreden, was entweder
der gantzen gemein, nachdem sie verhört, oder
bdem schultheisenb, eltesten, almosenpflegern,
schuldienern anzuzeigen und zu erinnern sein
möchte.
[Predigt des kirchendieners.]
Wann nun zusammengeläuthet und die gemein
beyeinander ist, soll der kirchendiener desselben
orts von dem text und materien, so ihme in vor-
gehendem convent gegeben, ein predigt thun. In
solcher predigt aber soll sein zweck gar nicht seyn,
seine kunst und geschicklichkeit für dem inspectore
und andern seinen fratribus sehen zu lassen, sondern
vielmehr, daß sie vernehmen, ob er auch einfeltige
und dennoch solche predigten thun könne, dadurch
die unverstendige erbauet werden, und sollen sampt-
liche fratres classici in der censur ein jeder sein judi-
cium davon desto besser anzeigen möge.
[Ankündigung des tentaminis bey jungen und
alten in der gantzen gemein.]
Nach vollendter predig soll inspector für den
tisch treten und der versamleten gemein von not-
wendigkeit und nutzbarkeit dieser zusammenkunft
und visitation etwas ufs kürtzeste sagen und dar-
neben vermelden, wie daß man auch jetzo an dem
ort uf beschehenes gnedigstes christliches anordnen
erkundigen wolle, was für ein zustand es mit der
kirchen in dieser gemein habe und wie beydes, jung
und alt, in der erkantnus der christlichen lehr und
gottseligkeit zugenohmen habe.
[Das tentamen selbst.]
Darnach soll inspector mit den andern fratribus
classicis sich under die gemein außtheilen, etliche
die jugent, so nicht in die schul gehet, im catechis-
mo17c exploriren, die andern died alten, mann- und
a-a Fehlt Amberg 1615.
b-b Amberg 1615: der obrigkeit.
c Amberg 1615: + oder zwantzig fragstücklein
[TextobenS. 561-563]. d Amberg 1615: bey den.
14 Unten S. 615, Anm. a.
15 Unsere Nr. 97.
16 Heidelberger Katechismus, Text oben S. 342-368.
17 Heidelberger Katechismus, Text oben S. 342-368.

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