3. Kirchenordnung „Form und Ordnung“ 1539
3. Kirchenordnung „Form und Ordnung“a
1539
bForm und Ordnung,
wie es in der Kyrchen zu Zweinbrucken mit predigen, Sacrament reichen, Kyrchen ubungen und
Christlicher Zucht furgenommen ist zu halten, welche Kyrche alle zeit erbutig ist, sich dem wortt gottes
nach mit andern Kyrchen Christi zuvergleichen in allem dem, das zu Rechter Christlicher einigkeitt gehoret
und nott ist.
1539. |392| |393|
Eyn gebett und dancksagung
der Kirchen Christi zu Zweinbrucken
fur allerley gaben und gnaden gottes.
Gebenedeyt sei gott, der vatter unsers Herren Jhesu
Christi, der vatter der Barmhertzigkeit und gott al-
les trosts, der uns in diesen Letsten Ziten mit so
reichem trost unnd manigherley gaben des Heiligen
geists heimgesucht und uberschutet hat.
Her gott, vatter, du hast uns, die wir im finstern
wandelten, ein helles liecht scheinen laßen,1das wir
Dich, das du allein warer gott bist, und den du ge-
sant hast, Jhesum Christ, erkennen. Du hast in
Kraft deines worts uß deinem Tempel getrieben, die
deines geists gaben verkauften und kauften,2 darzu
auch alle entchristische3 und abtgöttische grewel
und mißbreuch zerstöret, das wir dir im geist, und
warheit dienen sollen.4 Und nu, her, gib deinen die-
nern verstandt und crafft, das sie das wort der war-
heit recht scheiden und mit aller freudigkeitt pre-
digen, gib deiner gemein deinen heiligen geist, das
sie deinem wort glaube und weder zur rechten noch
zur lincken abweyche.5
Wie reichen trost, o gutiger Her, legst du unß fur
in deinen heiligen Sacramenten, die nun deinem be-
velch nach ußgeteilt werden, und rechten bruch der-
selbigen angezeigt, so gib, lieber Her, das wir die nit
a Textvorlage (Handschrift): St.-Thomas-Archiv Straß-
burg, 1 AST 167 fol. 391—430. Druck: Schwebel,
Deutsche Schriften 2, S. 325-353.
b-b Titel, Gebet und Anschreiben fehlen im Druck.
1 Jes 9,1, Lk 1,79.
2 Mt 21,12-17 parr.
3 Antichristliche.
mißbrauchen oder unwirdig nießen, sonder in rech-
tem glauben empfangen, waß yn den selbigen dein
wort unß verheist und bringt. |394|
Her gott, in des handt des Kunigs hertz ist,6 wyr
dancken dir, das du deiner gemein fursten und furs-
tin geben hast, die sich beweisen trewe pfleger und
seugamen deiner Kyrchen,7 das dein wort gepredigt
und dein name geheyligt werde. Erhalt sie, lieber
herre, in rechtem glauben und bestendiger bekent-
nuß deines namens und worts, verlengere ynen yr
leben zu eim fridlichen regiment, uff das wyr ein
geruhlich und stilles leben furen mogen in aller got-
seligkeitt und redlichkeit.8
Her gott, lieber vatter, der du uß dem mund der
unmundigen und seuglingen lob zurichtest,9 wir
dancken dir, das du fur unsere jugend schul- und
zuchthüser10 gebewet hast, darin sie zu aller gotse-
ligkeitt angehalten und gelert wurdt. Sende, lieber
her, deinen heiligen geist beide, den vorstenden und
Kinder, das sie fortfaren an weißheit, alter und gnad
bey gott und menschen.11
Ach lieber her, du groser und schrecklicher gott,
wyr haben gesündigt, sind gottloß gewesen und ab-
trünnig worden. Du aber, o her, der du barmhertzig,
gnedig, langmutig und von großer gute bist, zurnest
nit ewiglich, handelst auch nit mit uns nach unsern
4 Joh 4,23.
5 Dtn 5,32.
6 Spr 21,1.
7 Jes 49,23.
8 1Tim 2,2.
9 Ps 8,3; Mt 21,16.
10 Erziehungsanstalt, Grimm, DWb 32,266.
11 Lk 2,52.
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3. Kirchenordnung „Form und Ordnung“a
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bForm und Ordnung,
wie es in der Kyrchen zu Zweinbrucken mit predigen, Sacrament reichen, Kyrchen ubungen und
Christlicher Zucht furgenommen ist zu halten, welche Kyrche alle zeit erbutig ist, sich dem wortt gottes
nach mit andern Kyrchen Christi zuvergleichen in allem dem, das zu Rechter Christlicher einigkeitt gehoret
und nott ist.
1539. |392| |393|
Eyn gebett und dancksagung
der Kirchen Christi zu Zweinbrucken
fur allerley gaben und gnaden gottes.
Gebenedeyt sei gott, der vatter unsers Herren Jhesu
Christi, der vatter der Barmhertzigkeit und gott al-
les trosts, der uns in diesen Letsten Ziten mit so
reichem trost unnd manigherley gaben des Heiligen
geists heimgesucht und uberschutet hat.
Her gott, vatter, du hast uns, die wir im finstern
wandelten, ein helles liecht scheinen laßen,1das wir
Dich, das du allein warer gott bist, und den du ge-
sant hast, Jhesum Christ, erkennen. Du hast in
Kraft deines worts uß deinem Tempel getrieben, die
deines geists gaben verkauften und kauften,2 darzu
auch alle entchristische3 und abtgöttische grewel
und mißbreuch zerstöret, das wir dir im geist, und
warheit dienen sollen.4 Und nu, her, gib deinen die-
nern verstandt und crafft, das sie das wort der war-
heit recht scheiden und mit aller freudigkeitt pre-
digen, gib deiner gemein deinen heiligen geist, das
sie deinem wort glaube und weder zur rechten noch
zur lincken abweyche.5
Wie reichen trost, o gutiger Her, legst du unß fur
in deinen heiligen Sacramenten, die nun deinem be-
velch nach ußgeteilt werden, und rechten bruch der-
selbigen angezeigt, so gib, lieber Her, das wir die nit
a Textvorlage (Handschrift): St.-Thomas-Archiv Straß-
burg, 1 AST 167 fol. 391—430. Druck: Schwebel,
Deutsche Schriften 2, S. 325-353.
b-b Titel, Gebet und Anschreiben fehlen im Druck.
1 Jes 9,1, Lk 1,79.
2 Mt 21,12-17 parr.
3 Antichristliche.
mißbrauchen oder unwirdig nießen, sonder in rech-
tem glauben empfangen, waß yn den selbigen dein
wort unß verheist und bringt. |394|
Her gott, in des handt des Kunigs hertz ist,6 wyr
dancken dir, das du deiner gemein fursten und furs-
tin geben hast, die sich beweisen trewe pfleger und
seugamen deiner Kyrchen,7 das dein wort gepredigt
und dein name geheyligt werde. Erhalt sie, lieber
herre, in rechtem glauben und bestendiger bekent-
nuß deines namens und worts, verlengere ynen yr
leben zu eim fridlichen regiment, uff das wyr ein
geruhlich und stilles leben furen mogen in aller got-
seligkeitt und redlichkeit.8
Her gott, lieber vatter, der du uß dem mund der
unmundigen und seuglingen lob zurichtest,9 wir
dancken dir, das du fur unsere jugend schul- und
zuchthüser10 gebewet hast, darin sie zu aller gotse-
ligkeitt angehalten und gelert wurdt. Sende, lieber
her, deinen heiligen geist beide, den vorstenden und
Kinder, das sie fortfaren an weißheit, alter und gnad
bey gott und menschen.11
Ach lieber her, du groser und schrecklicher gott,
wyr haben gesündigt, sind gottloß gewesen und ab-
trünnig worden. Du aber, o her, der du barmhertzig,
gnedig, langmutig und von großer gute bist, zurnest
nit ewiglich, handelst auch nit mit uns nach unsern
4 Joh 4,23.
5 Dtn 5,32.
6 Spr 21,1.
7 Jes 49,23.
8 1Tim 2,2.
9 Ps 8,3; Mt 21,16.
10 Erziehungsanstalt, Grimm, DWb 32,266.
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