3. Kirchenordnung „Form und Ordnung“ 1539
nis.37 Der heiligen Aposteln und Evangelisten
fest,38 item sanct Johanniß Baptistae,39 Michae-
lis40 und Marien Magdalenen.41r Hie vermanen wyr
alle menschen, weß standts und ampts sie seien, das
sie sich von andern geschefften mußigen, auch den
yren muß geben und, sovil inen geburt, sie enthal-
tens, das man uff |401| vorgenante dag gottes wortt
höre und niemand on nottwendig ursach die predig
verseume. So predigen wyr auch andere dag in der
wochen, nach yedes orts und zeitt gelegenheitt.
[Von der Taufe.]
Also bleyben wyr auch am nechsten bei der
Tauff form, die bey den alten gehaltent ist. uDer Ex-
orcismus, wa er fuglich kan gehalten werden oder
ist, bleybt. Den hatt fast die gantz christlich Kyrch
gebraucht, wie Sanct Augustin anzeigt de Ecclesias-
ticis dogmatibus, cap. 21,42 und ist fast dienstlich zu
beweisen, was schaden die erbsund bringt und wie
der teuffel, ein furst der welt, allein durch Christum
ußgetrieben werde.43 Gleicher weiß ists ein alter
brauch, dem teuffel widersagen, des Chrisostomus
gedenckt in prologo commentariorum super Joan-
nem,44 Tertulianus de corona militis.45 αWo aber in
der not Kynder getaufft werden, achten wyr, soliche
nit wieder zu tauffen sind.46 Wyr laßens aber zu der
Kyrchen bringen, nemen sie an mit gewonlichen ge-
betten und bevelen sie gott, doch werden die hebam-
men beforschet und underrichtet, das sie recht weise
α Baptismus neccessitatis.
s Druck: anhalten.
t Fehlt im Druck.
u-uFehlt im Druck.
37 2. Februar.
38 Vgl. dazu Text 11, S. 297.
39 24. Juni.
40 29. September.
41 22. Juli.
42 In universo mundo sancta ecclesia uniformiter agit aus: De
dogmatibus ecclesiasticis 31 (!) des Gennadius von Mar-
seille, vgl. PL 58, Sp. 988. Augustin hat zu dieser Schrift
lediglich einen Kommentar verfasst (PL 42, Sp. 1212f),
weshalb ihm fälschlich die ganze Schrift zugeschrieben
wurde.
43 Lk 9,49f.
und wort, von unserm Hern Christo bevolen,47 brau-
chen. Das aber weiter und andere in der nott tauffen
mogen, bezeugen Exempel der schrifft und der al-
ten: Samuel 21 aß David schaw brot,48 die doch nie-
mand dorfte eßen on die priester allein, und wurdt
umb der not wyllen entschuldiget, Math. 12.49 Exo.
4 begegnet der her Mosi und wolt in tödten, do nam
Zypora ein stein und beschneid irem son die vor-
haut, do ließ er von im ab.50S. Augustinus schreibt,
wie in waßers not einer den andern im schiff getaufft
hat.51 Item, do Athanasius noch ein Kind war, trib
er kinder spil und taufft andere Kinder, wie er in der
Kyrchen vom Bischoff gesehen und gehört hät. Und
Alexander, deßelbigen orts Bischoff, sampt andern
priestern hielten sie fur Recht getaufft, in Historia
Ecclesiastica lib. 10, cap. 14 etc.52 |402|
[Vom Abendmahl.]
Wan die alten des herren Nachtmal hielten, predig-
ten sie, wie S. Paulus des herren bevelch anzeugt: So
offt yr von diesem brot eßent und von diesem Kelch
drincket, sollen ir des herren todt verkundigen.53
Und haben dobey yr gebett und dancksagung ge-
sprochen, auch psalmen und geistliche lobgesang ge-
sungen.54 Solch weiß halten wyr auch bey des herren
nachtmal nach jeder zeitt gelegenheitt etc.
Und weyl sanct Paulus nit on ursach wyl, das
man verstendliche sprach in der gemein brauch,55 so
brauchen wyr im gebett, gesang und andere[m] teut-
44 Johannes Chrysostomos, hom. I in Joannem, PGL 59,
Sp. 29.
45 Tertullian, cor. 3, PL 2, Sp. 79.
46 Gegen die im Mittelalter weiterverbreitete Konditional-
taufe.
47 Mt 28,19f.
48 1 Sam 21,7.
49 Mt 12,1-8.
50 Ex 4,24-26.
51 ClCan De cons. D. IV, c. 36. Die dort zititerte Schrift
Augustins „ad Fortunatum“ ist nicht nachweisbar.
52 Die erweiterte Übersetzung der Kirchengeschichte Eu-
sebs von Rufinus, Buch I cap. 14, PL 21, Sp. 487. Auch
in ClCan C. 1, q. 1, cap. 58.
53 1 Kor 11,26.
54 Eph 5,19f.
55 1 Kor 14.
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nis.37 Der heiligen Aposteln und Evangelisten
fest,38 item sanct Johanniß Baptistae,39 Michae-
lis40 und Marien Magdalenen.41r Hie vermanen wyr
alle menschen, weß standts und ampts sie seien, das
sie sich von andern geschefften mußigen, auch den
yren muß geben und, sovil inen geburt, sie enthal-
tens, das man uff |401| vorgenante dag gottes wortt
höre und niemand on nottwendig ursach die predig
verseume. So predigen wyr auch andere dag in der
wochen, nach yedes orts und zeitt gelegenheitt.
[Von der Taufe.]
Also bleyben wyr auch am nechsten bei der
Tauff form, die bey den alten gehaltent ist. uDer Ex-
orcismus, wa er fuglich kan gehalten werden oder
ist, bleybt. Den hatt fast die gantz christlich Kyrch
gebraucht, wie Sanct Augustin anzeigt de Ecclesias-
ticis dogmatibus, cap. 21,42 und ist fast dienstlich zu
beweisen, was schaden die erbsund bringt und wie
der teuffel, ein furst der welt, allein durch Christum
ußgetrieben werde.43 Gleicher weiß ists ein alter
brauch, dem teuffel widersagen, des Chrisostomus
gedenckt in prologo commentariorum super Joan-
nem,44 Tertulianus de corona militis.45 αWo aber in
der not Kynder getaufft werden, achten wyr, soliche
nit wieder zu tauffen sind.46 Wyr laßens aber zu der
Kyrchen bringen, nemen sie an mit gewonlichen ge-
betten und bevelen sie gott, doch werden die hebam-
men beforschet und underrichtet, das sie recht weise
α Baptismus neccessitatis.
s Druck: anhalten.
t Fehlt im Druck.
u-uFehlt im Druck.
37 2. Februar.
38 Vgl. dazu Text 11, S. 297.
39 24. Juni.
40 29. September.
41 22. Juli.
42 In universo mundo sancta ecclesia uniformiter agit aus: De
dogmatibus ecclesiasticis 31 (!) des Gennadius von Mar-
seille, vgl. PL 58, Sp. 988. Augustin hat zu dieser Schrift
lediglich einen Kommentar verfasst (PL 42, Sp. 1212f),
weshalb ihm fälschlich die ganze Schrift zugeschrieben
wurde.
43 Lk 9,49f.
und wort, von unserm Hern Christo bevolen,47 brau-
chen. Das aber weiter und andere in der nott tauffen
mogen, bezeugen Exempel der schrifft und der al-
ten: Samuel 21 aß David schaw brot,48 die doch nie-
mand dorfte eßen on die priester allein, und wurdt
umb der not wyllen entschuldiget, Math. 12.49 Exo.
4 begegnet der her Mosi und wolt in tödten, do nam
Zypora ein stein und beschneid irem son die vor-
haut, do ließ er von im ab.50S. Augustinus schreibt,
wie in waßers not einer den andern im schiff getaufft
hat.51 Item, do Athanasius noch ein Kind war, trib
er kinder spil und taufft andere Kinder, wie er in der
Kyrchen vom Bischoff gesehen und gehört hät. Und
Alexander, deßelbigen orts Bischoff, sampt andern
priestern hielten sie fur Recht getaufft, in Historia
Ecclesiastica lib. 10, cap. 14 etc.52 |402|
[Vom Abendmahl.]
Wan die alten des herren Nachtmal hielten, predig-
ten sie, wie S. Paulus des herren bevelch anzeugt: So
offt yr von diesem brot eßent und von diesem Kelch
drincket, sollen ir des herren todt verkundigen.53
Und haben dobey yr gebett und dancksagung ge-
sprochen, auch psalmen und geistliche lobgesang ge-
sungen.54 Solch weiß halten wyr auch bey des herren
nachtmal nach jeder zeitt gelegenheitt etc.
Und weyl sanct Paulus nit on ursach wyl, das
man verstendliche sprach in der gemein brauch,55 so
brauchen wyr im gebett, gesang und andere[m] teut-
44 Johannes Chrysostomos, hom. I in Joannem, PGL 59,
Sp. 29.
45 Tertullian, cor. 3, PL 2, Sp. 79.
46 Gegen die im Mittelalter weiterverbreitete Konditional-
taufe.
47 Mt 28,19f.
48 1 Sam 21,7.
49 Mt 12,1-8.
50 Ex 4,24-26.
51 ClCan De cons. D. IV, c. 36. Die dort zititerte Schrift
Augustins „ad Fortunatum“ ist nicht nachweisbar.
52 Die erweiterte Übersetzung der Kirchengeschichte Eu-
sebs von Rufinus, Buch I cap. 14, PL 21, Sp. 487. Auch
in ClCan C. 1, q. 1, cap. 58.
53 1 Kor 11,26.
54 Eph 5,19f.
55 1 Kor 14.
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