Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Pfalz-Zweibrücken

daß für euch unnd für viele vergossen wirdt zu ver-
gebung der Sünden; solches thut, so offt ihrs trin-
cket, zu meinem gedechtnuß.
Frag.g Wie viellerley speiß und tranck seindt in dem
Sacrament deß Abendtmals?
Antwort. Zweyerley. Ein eußerliches, Nemblich
Brodt und Wein, Und ein Himmlisches, Nemblich
der |63| Leib und Blut Christi sampt allen seinen
Wolthaten.ρ
Frag.h Wer theilet die Irrdische Speiß und Tranck
auß und wer theilet den Leib und Blut Christi ei-
gentlich auß?
Antwort. Das Irrdisch gibt der Kirchendiener,
das Himmlisch wircket und gibt der Herr Christus
selber, wie er sagt:σ Das Brodt, das ich geben werdt,
ist mein fleisch etc.
Frag.i Womit essen unnd trincken wir die eusserliche
Speiß und Tranck und womit essen und trincken wir
Christum, sein Leib und sein Blut?
Antwort. Die eusserliche Speiß und tranck emp-
fahen wir mit dem Munde, die Himmlische mit dem
Glauben. Dann Christi Leib und Blut ist ein Speiß
und Tranck der Seelen unnd nicht deß Leibs,τ daher
gewiß, daß die Ungläubigen und Heuchler den Leib
unnd Blut |64| Christi nicht essen noch trincken.υ
Frag.j Was ist die weiß unnd art zu reden in dem
Sacrament deß Abentmals?
Antwort. Das Zeichen oder das eusserlich Brodt
und Wein wirt der Himmlische, verheissene Schatz,
nemlich der Leib und Blut Christi oder die gemein-
schafft deß Leibs und Bluts Christi selber genennet.φ
Nit darumb, daß das Brodt und Wein in dem Leib
und Blut Christi verwandelt werde, Oder daß der
ρ Entwurf: Mat 26 v. 26.29; 1Cor 10 v. 16; 1Cor 11 v. 26;
Joh 6 v. 55.
σ Joh 6 v. 52.
τ Entwurf: Joh 6 [51.58].
υ 1Cor 10 v. 21; 1Cor 11 v. [Entwurf:] 20.27.29. Entwurf
zusätzlich: Joha 6 v. 51.56.
φ Entwurf: Mat 26 v. 26; 1Cor 10,16.
χ Entwurf: Luc 22 v. 19.
ψ 1 Cor 11,24.
ω Heb 11,6; Gal 3 v. 11; Eph 3,17.

Leib und Blut Christi leiblich in oder under dem
Brodt und Wein verborgen sey, Oder daß das Brodt
und Wein eine sonderliche wirckung und krafft
uberkommen, die vergebung der sünden und ge-
meinschafftk zuwircken; Sondern darumb, daß das
essen und trincken deß Brodts und Weins die Ver-
gebung der Sünden durch den hingegebenen Leib
und vergossene Blut Christi und die gemeinschafft
derselben erst-|65| lich bezeichne, darnachl auch ver-
sigle und bekräfftige, wie uns der Herr Christus
selbs erklärt:χ Solches thut zu meinem gedechtnuß.
Und Paulus:ψ So offt ihr von diesem Brodt esset
unnd von diesem Kelch trincket, solt ihr deß Herrn
todt verkundigen, biß daß er kommt.
Frag.m Soll man dann den Leib Christi im H.
Abendtmal nit mit dem mundt essen? Es hat doch
Christus gesagt: Esset, das ist mein Leib; das essen
geschicht ja mit dem mundt.
Antwort. Christus hat eigentlich das Brodt mit
dem mundt heissen essen, welches er in seine
handen genommen, gebrochen unnd die Junger hat
nemmen heissen. Daß er aber das Brot seinen Leib
nennet, daß geschicht nach art der Sacrament,
Nemblich nicht darumb, daß der Leib wesentlich in
oder under dem Brodt sey unnd leiblich gessen wer-
de, dann der |66| Leib Christi ist jetzt im Himmel.
Sonder daß das Brodt ein Zeichen und Siegel deß
Geistlichen essens und trinckens oder gemeinschafft
deß Leibs und Bluts Christi seyω. Es ist aber die
niessung deß Leibs oder die gemeinschafft deß Leibs
Christi eine verheissung, welche allein mit dem glau-
ben kan und muß empfangen werden. So ist der
Herr Christus nit von wegen deß Brodts unnd
Weins, sonder von wegen deß oGlaubigen menschen
in demo heiligen Abendtmal, in welchem dem Brodt

g Fehlt Entwurf.
h Fehlt Entwurf.
i Fehlt Entwurf.
j Fehlt Entwurf.
k Entwurf: gemeinschafft Christi.
l Entwurf: und darnach.
m Fehlt Entwurf.
n Entwurf: handt.
Entwurf: Menschen im.

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