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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0442
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Pfalz-Zweibrücken

unnserer Ordnug zuentfliehenn, zur Kirchenn füh-
ren unnd einsegnen lassen, Sollenn mit ihrem häuß-
lichenn Weßenn ausser unnserm Fürstenthumb
unnd Gebieth pleiben unnd darinnen beharrlich nit
geduldet werdenn.
Es sollen auch die Eheleuth nit zu ungewenli-
cher, sonndern zu rechter Tagzeitt ihren Kirchgang
fürnemmenn unndt sich nach Christlicher Ordnung
vor versambleter Gemein einsegnen lassen, wje-
doch keinem gestattet werden, uff den Sontag oder
sonsten hohen Feiertagen den Kirchgang zu hal-
ten.w
xDer X. Titul.x
Von Hochzeyttenn.
Wann von wegenn ymuthwilliger verlassungy eine
angefangene oder auch volnzogene Ehe durch recht-
liche Erkantnuß getrennet |22r| unndt folgendts dem
unschuldigen Theill sich anderwertts zuverheurat-
ten erlaubt würdt, deßgleichenn wann verlobte Per-
sonen vor dem Kirchganng beyschlaffenn, so soll die
Hochzeitt ohne alle offentliche Geprenng gehalt-
tenn, auch der beschlaffenen Hochzeitterinn keinn
Cräntzlein zu tragen gestattet werdenn.
zDer XI. Titul.z
Von denen, welche nach offentlicher Verlobnuß
vor dem Kirchgang hinweg ziehenn.
Wann jemanndt, der sich ehelich offentlich verlobt
hatt, vor dem Beyschlaff unndt Kirchganng hien-
weg inn frembde Landt ziehet unndt dasselbige auß
ehehaffter unndt nottwendiger Uhrsach geschicht,
so ist seine vertrawte Brautt inn Crafft der Kayser-
lichenn Recht17 nach Gelegenheitt ihres Altters
unnd annderer Umbständ zwey oder drey Jar oder
auch lännger uff ihn zu wartten schuldig.
Da aber gar keine Uhrsach vorhannden, sonndern
einer nach gegebener Trew allein muthwilliger

unndt |22v| fürsetzlicher Weyß hinweg lieffe undt sei-
ne Vertrawte sitzen ließe, so mag dieselbe bey unn-
serm Hofmaister, Cantzler unnd Rhäthen ansu-
chenn, sich vonn gethaner Zusage zuerledigenn undt
ihr anderwerts zur Ehe zugreiffen zugestattenn.
Wo ferr sie dann zuvorderst glaubwürdig beweißet,
daß sie sich inn Abweßenn ihres Vertrautten ehrlich
unndt wohl verhalttenn habe, soll die ausgewichene
Person mit Erzehlunng der Geschicht unnd deren
Umbständ durch offentliche angeschlagene Citatio-
nes per Edictum erfordert unndt beruffenn werden,
sich inn bestimbter Zeitt einzustellen undt die ge-
thane eheliche Verpflichtung durch den Kirchganng
und eheliche Beywohnung zuvolnziehen oder ihres
Abweßenns gründliche undt rechtmäßige Uhrsa-
chenn anzuzeigen. Wo dann deren keins beschehe, so
wollenn wir der außgewichenen Person unnser
Fürstenthumb verbiethen unndt allso uff Anruffen
unndt Clagen der Verlaßenen gebürlichen Bescheidt
|23r| wiederfahrenn unndt ergehenn laßenn.
Im Fall aber, das außgewichenn Theil inn unnserm
Fürstenthumb begüttet unnd die verlaßene ver-
trawte Person sich vonn geleister ehelicher Ver-
pflichtunng zuerledigen nit begehrenn, sonndern uff
den Kirchganng unndt ehliche Beywohnung dringen
würde, allßdann sollen unnsern aHofmeister, Cantz-
lera unndt Rhäth der Citation halbenn gleichmäßi-
gen Proceß halttenn, aber uff deß Außgewichenenn
beharrlichs Außpleibenn die Urtheil ungefehrlich
dahin richten, daß zwischenn beydenn Personen we-
gen der offentlichen gehalttenen Verlobnuß ein Ehe
erkanndt werde unnd derowegenn Beclagter schul-
dig seyhe, mit der Clägerin dieselbige würcklich zu-
volnziehen unndt ir eheliche Beywohnung zuthun,
darzu er auch uff sein Veweigern durch unnsern
Zwang angehaltten oder die Clägerin inn sein, deß
Beclagtenn, Guetter zu ihren Alimenten unnd ge-
bürender Underhalttung immittirt undt eingesetzt
werden soll, bjedoch daß uff solchen Fall Curatores

w-w Fehlt Entwurf 1592. a-a Entwurf 1592: Eherichter.
x-x Fehlt Entwurf 1592. b-b Fehlt Entwurf 1592.
y-y Entwurf 1592: der Desertion oder Ehebruchs.
z-z Fehlt Entwurf 1592. 17 ClCiv D 23,1,17.

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