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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0482
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Pfalz-Veldenz

zuändern vergönnet unnd zugelassen, wie darvon
etliche der apostel Paulus in der Corinther (1. Cor.
11 [und] 14) und ander Kürchen, die anderen apostel
unnd ire nachfolger und vil frommer, trewer Bi-
schoff und Lehrer ein jeder an seinem orth und zu
seiner Zeitt angerichtet, in brauch gebracht unnd
erhalten haben. |9v|
Unnd damit dises alles desto besser verstandenn
werde, so nehme diß zum Exempel.
Die hailig Tauff muß mit wasser im Namen der
heiligen göttlichen dreyfaltigkheit gehandelt unnd
verrichtet werden, im abendtmahl des herrn soll und
mueß mann Brodt und Wein mit angehangter ver-
haissung lauth der wort des herrn Christi aussthei-
len und ime zur gedachtnus mitt dancksagung Essen
und trincken. Unnd hierin will sich keinem Men-
schen gebüren, etwas zu endern. Was aber sonst die
eüsserliche Ceremonien, so zum brauch der Sacra-
menten gehören, als do seind Vermahnung, gebett,
lectiones, gesäng, Personen, tag, stundt, orth unnd
anndere dergleichen Circumstantien und umb-
stänndt belangt, die mögen jhe nach gelegenheit
ohne Sünde unnd nachtheil die einsatzung Christi
und verletzung der gewissen gleich oder ungleich ge-
halten werden, dann |10r| was der Apostell Rom.
14,14 1. Cor. 815 und 10,16 Colohs. 217 nach der lang
handelt von der wahl und underschaidt, Tag und
Speyse, kann auch recht und wol von andern eus-
serlichen Ceremonien und Satzungen der Kürchen
verstanden werden.
αDaher kompt es nun, das nit in allen Kürchen
gleichförmigkheit der eusserlichen Ceremonien ge-
funden würdt, ist auch unvonnöthen, ja unmuglich,
auch wehre es nit nutzlich und bequem, das man alle
ding in allen versamlungen an allen Orten uff einer-
lay weiß verrichten wölt.

Regulae et Canones spectant potius το τερεων in rebus
exterioribus, ideoque neque sunt universales magna ex
parte neque perpetuae, quod enim alicubi prodest ad ae-
dificationem, alibi potius noceret. Et adeo quoque diver-
sa est temporum ratio, ut quod optimis de causis ali-
quando fuit constitutum, necesse sit interdum abolere,

Wiewol aber dem also und gleicheit, wie jetz gemelt,
in allen, dem Ministerio anhangenden eusserlichen
stuckhen durchauß an allen orten und enden nitt
allein unvonnöthen und unnutzlich, sonder auch,
wie die erfahrung bezeuget, unmuglich, so ist doch
nutzlich und guth umb viler Ursachen |10v| willen,
kan auch leichtlich zuwegen gebracht werden, das in
einem Lanndt und sonderlich under einer herr-
schafft gottseelige einhelligkeit angericht und erhal-
ten werde.
Es wehre wol guth und höchlich zu wunschen, das in
allen Reformirten Kürchen Teutscher Nation ein
gemeine, gleichlauttende Christliche Kürchen Ord-
nung durch Gottsfürchtige Regenten und Christli-
che vorsteher angericht und ins werkh gebracht
würde, dieweils aber umb unnserer undanckbarkheit
unnd Boßheit willen nit geschicht, noch geschehen
kan, so seind doch getrewe, gott[ge]faelige Ober-
kheitten schuldig, vermög ires tragenden amptts, in
iren Kürchen fürsehung zuthun, das sovil müglich
Christliche einigkheitt und gleichförmigkheit so wol
in der eusserlichen Ceremonien als in der reinen
Lehre und rechtem brauch der Sacramenten gehal-
ten werde, wölches am füeglichsten und besten ge-
schehen kan, |11r| wann man gewisse Christliche
Ordnungen uffricht, daran sich die dhiener des
wortts in verrichtung der hailigen amptter und aller
nothwendigen Kürchen uebung (Leichtfertigkeit,
verachtung und ärgernus zu verhüetten) geprau-
chen und gemeß erzaigen. Unnd sonderlich, wann
man darin allein nothwendige und nutzliche Cere-
monien, so der hailigen schrifft gemeß und zur bes-
serung des volckhs dhienen, setzet und ordnet. Was
aber unnöttig und nit scheinbare nutzlicheit mit
sich bringet, sonndern etwa vil mehr zur supersti-
tion und aberglauben geraichen mag, hinweg thut
und gentzlich underlasset. In Summa, wann man

quo fit ut magna in veteribus Canonibus non tantum
varietas, sed etiam repugnantia inveniatur.

14 Röm 14,1-23.
15 1 Kor 8,1-13.
16 1 Kor 10,23-30,
17 Kol 2,16-23.

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