Pfalz-Veldenz
auch Epiphanius, das die Quintilianer, Haeresii
49,31 und die Collidirianer, Haeresii 79, auch des ir-
thumbs seyen gezigen worden, das sie den weibern
die kürchen amptter zu verrichten vergünnet haben.
Unnd im vierdten Carthaginensi Concilio ist von
hundert Bischöffen einmüettiglich beschlossen, es
solt sich ein weib des tauffens nit undernehm-
men.32 So bezeuget auch die erfahrung, das durch
die weiber in solchen ängsten nichts ordenlichs ge-
handelt würdt, wissen offt selbs nit, was sie in
schreckhen |27r| reden oder thun. Darumb sollen sich
die weiber des tauffens nit leichtlich underwinden,
damit nit das heilig Sacrament des herrn verachtet
und mißbraucht werde.
Hirmit wöllen wir aber gar nit, das jhemandt ver-
saumet oder den armen kindlin in der noth die
Christliche tauff als ein herrlich zeugnus und versi-
cherung der khindschafft Gottes solte abgeschlagen
werden, sonder das alles fein Christlich und orden-
lich ohne Confusion, ärgernus, verachtung oder
missbrauchung der heiligen Sacramenten gehandlet
werde. Derowegen sollen allwegen die Hebamen und
andere, so umb die kindtbetterin seind, do sich
schwere geburth erzeigen, solches bey zeitt den kür-
chendhiener wissen lassen, das er sich bey die
hanndt finde, und soll auch in solchen fällen der
noth fromme Prediger zu tag unnd |27v| nacht sich
unbeschwerdt und guthwillig erzeigen (dann es für-
nehmlich ir ampt, in bekümmernus und anfechtung
iren Pfarrkhindern beyzustehen), in solcher gefahr
die erschrockhene weiber trösten, mitt ihnen betten
und, so baldt das khindlin lebendig zur welt ge-
bracht, dasselbig im beysein etlicher frommer Chris-
ten (wievil man daran nach gelegenheit zusamen
pringen khan) mit wasser in dem Namen Gottes,
des Vatters, des sohns und des heiligen Geists, tauf-
fen und mit dem gebett der gnedigen hanndt gottes
befelhen.
h Ergänzung von späterer Hand.
31 Epiphanius, Panarion (oder: Haereses) 49,2,2 u. 79,2,3;
vgl. Williams, Panarion Bd. 2/3, S. 22 u. 621.
32 Mulier baptizare non praesumat. Can. 100 des sog. IV.
Carthaginense, PL 84,207. Vgl. CSEL 149, S. 345f.
Dann es hats auch die erste kürch nach Christi Zeit-
ten darfür gehalten, man soll den krankhen, so zu
bett ligen und jetzunder dem Todt nahe waren, die
heilige tauff mittheilen, wann sie nur selbs oder an-
der von irentwegen (wölche zeugnus geben müesten,
was ir will und |28r| meynung wehre) solches beger-
ten, wie dieseß bezeugen Cyprian lib. 4. cp. 7,
Ambrosius in 4. cap. 1. Timot., Theodoret lib 1. cap.
21,33 Socrates lib. 5. cap. 6.34
Im fahl aber man jhe kheinen Pfarrer oder Kürchen-
dhiener also in der eil (wölches doch, do man jeder-
seits rechten ernst fürwendet, selten geschehn
würdt) haben khönndte, so soll man den nechsten
Censorem oder sonnst einen gottsförchtigen Mann
berueffen und das khindlein mit gebürlicher andacht
und gebett tauffen lassen.
Wehr nun also, wie jetz gemelt, jachtaufft ist, soll
nit anderwerts wider getaufft werden, sonder soll
bey dem empfangenen Tauff pleiben. So aber das
khindlin lebend pleibt, soll es nicht desto weniger in
die versamblung der gemein getragen und durchs
gemein gebeth dem herrn ferrner befolhen werden
wie folgt. |28v|
Form, wölcher gestalt man die getaufften kindlin
der kürchen vorstellen und irem gebett befelhen soll.
Zum ersten fragt der kürchendhiener, wie und mit
was wortten das khindt getaufft unnd wer dabey
gewesen.
Darnach verhör er auch die andern, so darbey
gewesen, wölcher gestalt das khindt getaufft sey. So
er dann befindt, das es recht in dem Namen Gottes,
des Vatters und des Sohns und des heiligen geists,
getaufft worden sey, soll er gegen der versamlung
der kürchen sprechen.
33 Erhalten in der Historia ecclesiastica tripartita Cassio-
dors, PL 69, 642f.
34 Erhalten in der Historia ecclesiastica tripartita Cassio-
dors, PL 69, 1126.
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auch Epiphanius, das die Quintilianer, Haeresii
49,31 und die Collidirianer, Haeresii 79, auch des ir-
thumbs seyen gezigen worden, das sie den weibern
die kürchen amptter zu verrichten vergünnet haben.
Unnd im vierdten Carthaginensi Concilio ist von
hundert Bischöffen einmüettiglich beschlossen, es
solt sich ein weib des tauffens nit undernehm-
men.32 So bezeuget auch die erfahrung, das durch
die weiber in solchen ängsten nichts ordenlichs ge-
handelt würdt, wissen offt selbs nit, was sie in
schreckhen |27r| reden oder thun. Darumb sollen sich
die weiber des tauffens nit leichtlich underwinden,
damit nit das heilig Sacrament des herrn verachtet
und mißbraucht werde.
Hirmit wöllen wir aber gar nit, das jhemandt ver-
saumet oder den armen kindlin in der noth die
Christliche tauff als ein herrlich zeugnus und versi-
cherung der khindschafft Gottes solte abgeschlagen
werden, sonder das alles fein Christlich und orden-
lich ohne Confusion, ärgernus, verachtung oder
missbrauchung der heiligen Sacramenten gehandlet
werde. Derowegen sollen allwegen die Hebamen und
andere, so umb die kindtbetterin seind, do sich
schwere geburth erzeigen, solches bey zeitt den kür-
chendhiener wissen lassen, das er sich bey die
hanndt finde, und soll auch in solchen fällen der
noth fromme Prediger zu tag unnd |27v| nacht sich
unbeschwerdt und guthwillig erzeigen (dann es für-
nehmlich ir ampt, in bekümmernus und anfechtung
iren Pfarrkhindern beyzustehen), in solcher gefahr
die erschrockhene weiber trösten, mitt ihnen betten
und, so baldt das khindlin lebendig zur welt ge-
bracht, dasselbig im beysein etlicher frommer Chris-
ten (wievil man daran nach gelegenheit zusamen
pringen khan) mit wasser in dem Namen Gottes,
des Vatters, des sohns und des heiligen Geists, tauf-
fen und mit dem gebett der gnedigen hanndt gottes
befelhen.
h Ergänzung von späterer Hand.
31 Epiphanius, Panarion (oder: Haereses) 49,2,2 u. 79,2,3;
vgl. Williams, Panarion Bd. 2/3, S. 22 u. 621.
32 Mulier baptizare non praesumat. Can. 100 des sog. IV.
Carthaginense, PL 84,207. Vgl. CSEL 149, S. 345f.
Dann es hats auch die erste kürch nach Christi Zeit-
ten darfür gehalten, man soll den krankhen, so zu
bett ligen und jetzunder dem Todt nahe waren, die
heilige tauff mittheilen, wann sie nur selbs oder an-
der von irentwegen (wölche zeugnus geben müesten,
was ir will und |28r| meynung wehre) solches beger-
ten, wie dieseß bezeugen Cyprian lib. 4. cp. 7,
Ambrosius in 4. cap. 1. Timot., Theodoret lib 1. cap.
21,33 Socrates lib. 5. cap. 6.34
Im fahl aber man jhe kheinen Pfarrer oder Kürchen-
dhiener also in der eil (wölches doch, do man jeder-
seits rechten ernst fürwendet, selten geschehn
würdt) haben khönndte, so soll man den nechsten
Censorem oder sonnst einen gottsförchtigen Mann
berueffen und das khindlein mit gebürlicher andacht
und gebett tauffen lassen.
Wehr nun also, wie jetz gemelt, jachtaufft ist, soll
nit anderwerts wider getaufft werden, sonder soll
bey dem empfangenen Tauff pleiben. So aber das
khindlin lebend pleibt, soll es nicht desto weniger in
die versamblung der gemein getragen und durchs
gemein gebeth dem herrn ferrner befolhen werden
wie folgt. |28v|
Form, wölcher gestalt man die getaufften kindlin
der kürchen vorstellen und irem gebett befelhen soll.
Zum ersten fragt der kürchendhiener, wie und mit
was wortten das khindt getaufft unnd wer dabey
gewesen.
Darnach verhör er auch die andern, so darbey
gewesen, wölcher gestalt das khindt getaufft sey. So
er dann befindt, das es recht in dem Namen Gottes,
des Vatters und des Sohns und des heiligen geists,
getaufft worden sey, soll er gegen der versamlung
der kürchen sprechen.
33 Erhalten in der Historia ecclesiastica tripartita Cassio-
dors, PL 69, 642f.
34 Erhalten in der Historia ecclesiastica tripartita Cassio-
dors, PL 69, 1126.
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