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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0646
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Vordere Grafschaft Sponheim

hangt allennthalben in der Vorderen Grafschafft ab-
gethan werden soll, welichen punncten die Pfältzi-
schen vermog irer habennden instruction, dyweil es
in Gevere gered, auch de specie verstannden, nemb-
lich von Meßgewannden, weliche iren Namen von
der Meß haben, von altarien, ohne weliche die Meß
auch sofern nit gehalten werden kan. Das auch, wo
man außerhalb der kirchen Messe feiern will, nott-
wenndig ist, portatiles altares zu gebrauchen, item
Sacrament heusel, dergleichen Tauffstein, darinn
das verzaubert Tauffwasser gehalten worden, item
Götzen, vor denen man sonndere Meß gelesen, und
so der Götz hupscher, so dy Meß vor crefftiger ist
geschetzt worden, weliches auch alles |9| sambt an-
derm, so zur abgötterey dienet, Gott, der herr, in
seinem wort abzubrechen unnd hinweg zu thun be-
volhen.
Der Oberamptman aber unnd Lanndschreiber ha-
ben beschwerunng getragen, außerhalb ußtruckhli-
chen bevelch in abthuung der altar, der Götzen
unnd Tauffstein von wegen Marggrafen Philiperten
zu bewilligen, unnd umb dilation2, bis sy Resolution
von hochermeltem Fursten hiruber bekomen möch-
ten, gebetten. Welichs verzugs dy pfältzischen sich
beschwert, unnd ist also nach allerhanndt verloffner
gegen- unnd widerredt von dem Oberamptman diß
Furschlag bescheen, das alle alltar außerhalb ainem,
daruff das Nachtmal zu halten, abgebrochen möch-
ten werden, wy auch von ettlichen anndern protes-
tirenden stennden bescheen, so verhoffte er, sy
kundten soliches bey hochermeltem Marggraven
veranntworten, weliches dy pfältzischen |10| derge-
stalt angenumen, das sy uber sich nemen wöllen,
auch den uberigen altar hinweg zu thun.
Daruff man auch zu Schwabenheim, Sprennling3, zu
Sannt Johann unnd Oberhilbersheim an den negsten
orten dy Execution also ins werckh gericht, da dhan
dy Götzen, dyweil der merer teil uff den altarien
pflegen zu stehn, auch mit [ab]ganngen, welicher
einsteils unnd sonderlich dy Gnaden- unnd Ablaß-
götzen von denn pfältzischen mit feuer verbranndt
worden. Als aber der Landschreiber mittler zeit, un-
2 Aufschub.
3 Sprendlingen.

wissent der anndern, gehn Baden umb Resolution
geschriben unnd doch hyzwischen an den obernan-
ten Orten dy Execution schon gescheen, dadurch
den Lanndschreiber getreus vleiß ir furstlichen Gna-
den Resolution, das sy durch den ersten artickehl
nit gemaint, in altar abbrechen zwinglische unnd sa-
cramentirische bildtschwermerei zu bewilligen, |11|
sonnder amptman unnd Lanndschreiber sollen sich
darwider setzen etc., den pfältzischen furgehalten
unnd angezeigt, auch von in[e]n in abwesen ampt-
mans gebetten unnd protesirt worden, das man fur-
ter still stehn welte, wy dan gleichfals der Ober-
amptman dy pfältzischen Rhät schrifftlich umb
stillstandt ersuecht.
Dy pfältzischen aber, so bißhero gepflegne hannd-
lung nitt fur sacramentirisch, zwinglisch noch bild-
schwermisch gehalten in ansehunng, ir gnedigister
herr unnd sy weder Sacramentirer noch Zwinglia-
ner, sonder Cristen seinndt, auch dy abthuung der
getzen, wan sy durch dy ordenliche Obrigkheit be-
schicht, in Gottes wort nit fur bildtsturmerey ge-
scholten, sonnder von Gott an Cristlichen Kunigen
gelobt wirdt.4
Unnd haben nachmals uff erster vergleichunng
dero Chur- und Fursten, sambt obgemeldter under-
redunng, |12| mit den amptleuten bescheen unnd das
der erst artickehl in der marggrävischen Resolution
nit annderst zuverstehn sey, dhan wy bißher ge-
meinlich verhanndlet unnd exequirt worden, behar-
ret. Dyweil dhan nichts ungereumbs noch unzeit-
lichs bisher gehanndlet, auch Chur- unnd Fursten
sehr schimpflich, so das gröst unnd furnembst ge-
scheen, als dhan nach zulaßen unnd solichs nit zu-
volfurn.
So haben dy pfältzischen nit zu abbruch oder nach-
teil hochermelts Marggraven habenden gerechtig-
kait oder irer furstlichen Gnaden vorzugreiffen,
sonnder auß obgesetzten ursachen allein zue des ge-
meinnen amptmans und Landtschreibers beisein das
überig auch mit bester bescheidenheit exequirt unnd
abgeschafft, welichs der Oberamptman inen als ge-
meiner amptman weder zulaßen noch verbieten | 13|
4 Num 33,52: Dtn 7,25; Ri 6,25 u.ö.

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