Hintere Grafschaft Sponheim
Deucht derowegen unns hochlich von nötten sein
unnd inn ansehung der kirchen wolfartt inn keinen
weg zu underlassen, daß hierin ein vleissig und
christlich einsehens gethan und würckliche besse-
rung vorgenommen wurde. Möchte aber unsers er-
achtens in diesem fall der sachen also geholffen wer-
den:
1. Erstlich, nachdem gemelte Pfarhernn und kir-
chendiener, so in examine ungeschickt und ongelert-
te befünden, von uns, den visitatorn, ernstlich ange-
sprochen, irer farlessigkeit und önvleiß halben ge-
strafft, zum studiern und lesen vermanet mit ange-
henckter betrawung, wo sie inn kunfftigem examine,
so ongeferlich uber ein halb jar mit innen zu Trar-
bach oder zu Zweipruckhen angestelt und vorge-
nommen werden solle, nicht besser besehen und
vollennkommenlich ihres glaubens rechnung und be-
scheidt zugeben wissen werden, achten wir vor nütz-
lich und nottwendig, das genant examen zu Trar-
bach oder zu Zweiprückhen mit ernst vorgenommen
und alsdan nach irer geschicklicheitt oder unge-
schicklichkeit, vleiß oder onvleiß mit inen gehandelt
werden.8 | 63 |
2. Zum andernn, das die visitation der kirchen hin-
furter zum wenigsten je zu zwei jarn so woll umb der
pfarhern als umb des groben, unverstendigen volcks
willen, so der papistischen abgotterei noch zum me-
herm theill anhengig, gehalten werde, wie woll eß
seer gut und nützlich were, daß jetzt im anfang der
Reformation und bestellung des kirchenampts
gleich alspald uber ein jar widerumb visitirt werde.
Unnd zu vermeidung großes oncostens möchten des-
toweniger personen und die in der Grafeschafft ge-
sesen darzu deputirt werden. Solche visitation ach-
ten wir hoch von nötten sein und zu abschaffung
allerlei gemeiner eingewurtzelter abgotterei, auch
rechtmessiger bestellung des kirchenampts und
christlicher kirchen erbauwungh seer nützlich und
furderlich.
8 Erhalten hat sich das Protokoll eines solchen Pfarrer-
examens aus dem Jahre 1562, LHA Koblenz 33-6087.
9 BSLK, S. 35-139.
10 Zu Melanchthons Loci vgl. Fußnote 14 S. 77.
3. Zum dritten, so befinden wir bei vielen pfarhern
und kirchendienern den grössten mangell, 1. daß et-
liche kein aigen Bibel und der meist theill die gute
bücher, darin corpus doctrinae verfaßet und erkleret
wurde, als Augustanam confessionem,9 locos com-
munes Philippi,10 Examen Theologicum11 etc., nicht
haben, auch nie gelesen. Daher dan solche grosse
barbaries und ongeschicklichkeit der pfarhernn und
kirchendhiener |64| herkhompt, were unser beden-
cken, das erzelete Bücher, wie es im Furstenthumb
Zweipruckhen,12 auch anderswo inn andern refor-
mirten und wolbestelten kirchen gepreuchlich, inn
alle und jede kirche kauffen würden und bei denn-
selbigen als ein richtschnuer, darnach sie ire lehre
und predigampth regulirn sollen, allezeit pleiben.
4. Zum virten werde auch zu rechtmessiger bestel-
lung und underhaltung des kirchenampts dhiennst-
lich und nottwendig, daß etliche schüler, so zum stu-
dirn tuchtig, von den Closter- und kirchengütern
auferzogen und underhalten wurden, welche zu be-
setzung der kirchen- und Schulldhiensten zu kunff-
tiger zeit möchten fruchtbarlich gepraucht werden.
Unnd möchten unsers erachtens zum wenigsten jar-
lich vier stipendiaten auß Closter-, kirchen- und al-
tarien gefellen erhalten werden. Unnd were gerad-
ten, daß genante Stipendiaten mit einem zimlichen
jarlichen stipendio, ongeferlich auß 30 fl., den gul-
den zu 26 alb. gerechent, zum anfangk etliche jar in
die Schule Hornbach gethan unnd demnach uff die
universitet gein Wittenberg mit ein wenig mehrer
underhaltung, ungeferlich uff 40 fl., verschickt wür-
den. Solches, wie |65| wir in des gemeinen kirchen
schaffners zu Wolff Register ubersehen, auch onge-
ferlich uberschlagen haben, mag auß Closter-, kir-
chen und andern altarien gefellen wol geschehen.
Dan daß Closter Wolff, nun in ein feine richtigkeit,
auch seinen vorrath pracht, darzu auch der kirchen
und capellen in denn amptern, neben den altarien,
zimlich gut inkhommens jarlich habenn.
11 Melanchthons Ordinandenexamen, wie es sowohl als Se-
paratdruck als auch als 1. Teil der Zweibrücker Kirchen-
ordnung verbreitet war, vgl. S. 27f.
12 Vgl. Pfalz-Zweibrücken Text 9, oben S. 277.
636
Deucht derowegen unns hochlich von nötten sein
unnd inn ansehung der kirchen wolfartt inn keinen
weg zu underlassen, daß hierin ein vleissig und
christlich einsehens gethan und würckliche besse-
rung vorgenommen wurde. Möchte aber unsers er-
achtens in diesem fall der sachen also geholffen wer-
den:
1. Erstlich, nachdem gemelte Pfarhernn und kir-
chendiener, so in examine ungeschickt und ongelert-
te befünden, von uns, den visitatorn, ernstlich ange-
sprochen, irer farlessigkeit und önvleiß halben ge-
strafft, zum studiern und lesen vermanet mit ange-
henckter betrawung, wo sie inn kunfftigem examine,
so ongeferlich uber ein halb jar mit innen zu Trar-
bach oder zu Zweipruckhen angestelt und vorge-
nommen werden solle, nicht besser besehen und
vollennkommenlich ihres glaubens rechnung und be-
scheidt zugeben wissen werden, achten wir vor nütz-
lich und nottwendig, das genant examen zu Trar-
bach oder zu Zweiprückhen mit ernst vorgenommen
und alsdan nach irer geschicklicheitt oder unge-
schicklichkeit, vleiß oder onvleiß mit inen gehandelt
werden.8 | 63 |
2. Zum andernn, das die visitation der kirchen hin-
furter zum wenigsten je zu zwei jarn so woll umb der
pfarhern als umb des groben, unverstendigen volcks
willen, so der papistischen abgotterei noch zum me-
herm theill anhengig, gehalten werde, wie woll eß
seer gut und nützlich were, daß jetzt im anfang der
Reformation und bestellung des kirchenampts
gleich alspald uber ein jar widerumb visitirt werde.
Unnd zu vermeidung großes oncostens möchten des-
toweniger personen und die in der Grafeschafft ge-
sesen darzu deputirt werden. Solche visitation ach-
ten wir hoch von nötten sein und zu abschaffung
allerlei gemeiner eingewurtzelter abgotterei, auch
rechtmessiger bestellung des kirchenampts und
christlicher kirchen erbauwungh seer nützlich und
furderlich.
8 Erhalten hat sich das Protokoll eines solchen Pfarrer-
examens aus dem Jahre 1562, LHA Koblenz 33-6087.
9 BSLK, S. 35-139.
10 Zu Melanchthons Loci vgl. Fußnote 14 S. 77.
3. Zum dritten, so befinden wir bei vielen pfarhern
und kirchendienern den grössten mangell, 1. daß et-
liche kein aigen Bibel und der meist theill die gute
bücher, darin corpus doctrinae verfaßet und erkleret
wurde, als Augustanam confessionem,9 locos com-
munes Philippi,10 Examen Theologicum11 etc., nicht
haben, auch nie gelesen. Daher dan solche grosse
barbaries und ongeschicklichkeit der pfarhernn und
kirchendhiener |64| herkhompt, were unser beden-
cken, das erzelete Bücher, wie es im Furstenthumb
Zweipruckhen,12 auch anderswo inn andern refor-
mirten und wolbestelten kirchen gepreuchlich, inn
alle und jede kirche kauffen würden und bei denn-
selbigen als ein richtschnuer, darnach sie ire lehre
und predigampth regulirn sollen, allezeit pleiben.
4. Zum virten werde auch zu rechtmessiger bestel-
lung und underhaltung des kirchenampts dhiennst-
lich und nottwendig, daß etliche schüler, so zum stu-
dirn tuchtig, von den Closter- und kirchengütern
auferzogen und underhalten wurden, welche zu be-
setzung der kirchen- und Schulldhiensten zu kunff-
tiger zeit möchten fruchtbarlich gepraucht werden.
Unnd möchten unsers erachtens zum wenigsten jar-
lich vier stipendiaten auß Closter-, kirchen- und al-
tarien gefellen erhalten werden. Unnd were gerad-
ten, daß genante Stipendiaten mit einem zimlichen
jarlichen stipendio, ongeferlich auß 30 fl., den gul-
den zu 26 alb. gerechent, zum anfangk etliche jar in
die Schule Hornbach gethan unnd demnach uff die
universitet gein Wittenberg mit ein wenig mehrer
underhaltung, ungeferlich uff 40 fl., verschickt wür-
den. Solches, wie |65| wir in des gemeinen kirchen
schaffners zu Wolff Register ubersehen, auch onge-
ferlich uberschlagen haben, mag auß Closter-, kir-
chen und andern altarien gefellen wol geschehen.
Dan daß Closter Wolff, nun in ein feine richtigkeit,
auch seinen vorrath pracht, darzu auch der kirchen
und capellen in denn amptern, neben den altarien,
zimlich gut inkhommens jarlich habenn.
11 Melanchthons Ordinandenexamen, wie es sowohl als Se-
paratdruck als auch als 1. Teil der Zweibrücker Kirchen-
ordnung verbreitet war, vgl. S. 27f.
12 Vgl. Pfalz-Zweibrücken Text 9, oben S. 277.
636