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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0653
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2. Visitationsrelation 1560

5. Unnd letzstlich so were auch gutt, daß dem pfar-
hern zu Trarbach, der ein gottsfurchtiger, gelerhter,
züchtiger und friedfertiger man ist, bevolhen wurdt,
auf alle pfarhern und kirchendhiener, in der hinder
Grafeschafft Spannheim gesessen, neben den ober-
amptleuthen ein vleissigs aufsehens zuhaben, auf
daß dieselbige möchten desto besser in officio gehal-
ten werden, auch waß jeder zeit zu bessern furfeltt,
nach inhalt der kirchen ordnungh verrichten zu helf-
fenn.
Und soviell vonn unserm bedencken daß erst stückh
belangend, von rechtmässiger bestellung des kir-
chenampts.
II. Von anstellung des predigamts im Reich.13
Es seind etliche namhaftige pfarhen im reich gele-
gen, mit namen Reichellkirch, |66| Cröf, künheim,
daß Closter Sprenckgersbach14, Erden15, item Seen-
heim16 und Lutzpeurn17 etc., da der bischoff zu Trier
mit inn gemeinschafet. Dae haben wir mit Rathe
und gutbeduncken der Oberamthleuth nit visitirt
auß ursachen, dieweill wir inn erfharung khommen,
daß der Bischove zu Trier, so zu Witlich damals
ankhommen, uns daselbs widerstandt thun wurde,
der allebereit ein tag, zween zuvor, ehe dan wir in
daß ampth Drarbach ankhommen, unnser visitation
zu trotz, seinen weibischove dahin, die papistisch
firmungh zu halten, abgefertigt mit dem hinderlas-
senen bevelch, wie wir vernommen, wo wir zu visi-
tirn dahin khommen wurden, dasselbig alspald gehn
Witlich zu wissen zu thun. Daß wir nuhn keinen
Spott inlegten oder nichts onbedächtlichs vornhem-
men, haben wir an genanten orten die visitation dis-
mals eingestelt.
Nachdem aber nuhn die Graven zu Spanheim, unn-
ser gnädige Fursten und Herrn, an genanten orten
zwei theill haben unnd der Bischoff zu Trier nur

13 Das sog. Kröver Reich, vgl. S. 623.
14 Springiersbach, Augustiner-Chorherrenstift.
15 Erden/Mosel.
16 Senheim/Mosel.
17 Lötzbeuren, heute Gemeinde Traben-Trarbach.

zum dritten theill inn gemeinschafft ist und darzu
alle underthanen nicht dem Bischoffe, sonder allein
den Graven zu Spanheim mit glubdten und Eyden
zugethon seindt, halten die Oberampthleuth neben
uns darfur, daß hochernente Grafen zu Spanheim,
unsere gnedige fursten und herrn, vor Gott schuldig
sein, |67| auch dem Religionsfrieden18 nit zuwieder
handlen, so sie die gnedige fursehungh thun, daß die
abgotterei abgeschafft unnd reine, wahre lehre an-
statt19 gepflantzt unnd angericht werde. Unnd so
man schonn gleich zum anfangk die Meßpfaffen
gantz und gare nit vertreiben künte, so mochte doch
solche anordnung vorgenommen und angerichtet
werden, daß an genanten orten am Sondag die nach-
predig20 und kinderlehr, auch zu zeiten ein wochen-
predig durch die unsere nechst gesessene kirchen-
dhiener, nemblich Crove durch den Pfarhern zu
Wolff und Reichelkirch durch die Kirchendhiener zu
Enckrich, vleissig gehalten würde. Dadurch ein gu-
ter anfangk bei dem unverstendigen und abgotti-
schen volckh gemacht und viell guts one allen zwei-
vell mit verleihungh gottlicher gnaden ausgericht
werden möchte, wie wir dan glaublich vernemen,
daß der hochgeporn Furst etc., Her Philips, Landt-
grafe inn Hessen, inn gleichen falle und gleicher ge-
meinschaft mit dem Bischoff zu Trier zu Monnte-
paur angerichtet hatt.
Unnd möchte solche visitation unnd anordnung, wie
erzelt, cum authoritate furgenommen werden zur
zeit, wen |68| beider unnser gnedigen Fursten und
Hern Räthe zu Trarbach zugegenn weren, auf daß,
waß hindernuß an solcher anstellung furfiele, mit
gutem, zeitlichem rathe jeder zeit kunte bedacht
und furgenommen werden.
III. Von ongeleicheitt der Ceremonien.
Wir befinden ein gewisse ungeleicheit in den Cere-
monien, gepetten, forma Catechismi und inn an-

18 Den Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens.
19 Stattdessen.
20 Der Predigtgottesdienst am Sonntag Nachmittag, meist
mit dem Katechismusunterricht verbunden.

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