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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0654
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Hintere Grafschaft Sponheim

derm und sonderlich, daß die Pfarherrn unvleissig
sein und kein gleicheit halten inn den wortten des
vatter unnsers, glaubens, zehen gepott, die wort oft
schendlich verkeren und improprie und dunckell re-
den, darauß ein gruße onordnungh inn den kirchen
erfolgt. Aber diesem mangell mag mit publicirungh
und anstellung der Zweipruckischen Kirchen Ord-
nung21 abgeholffen und geweret werden. Und were
guth, daß derselbigen publication uff daß ehist ge-
schehe.
IIII. Vonn besserung der geringen Pfarhen.
Vonn underhaltung der Kirchendhiener spricht
Christus, unser her und heylandt: Dignus est mer-
cenarius mercede sua etc.22 | 69| Darumb ist vonn nöt-
ten, daß gute vorsehung geschehe, daß getrewe Kir-
chendhiener hin und her der gemeinen noturft nach
jarliche underhaltung haben, insonderheit dieweill
wir etliche Pfarhern so geringe befunden, daß die
pfarhern nit kunden mit irem weib und kindern al-
dae daß täglich brott haben unnd auch nitt ein ge-
ringe ursach ist, daß die pfaren mit so ungelerten
pfarherrn versehen seindt. Unnd seinndt diese die
geringe pfarhen, so volgen:
Die pfarher zu 1. Irmenach, 2. Cleinich, 3.
Gödrodt23, 4. Pferdtsfeldt,24 5. Nohe, 6. Reichen-
bach, 7. Alterkultz, 8. Diaconus und schulmeister zu
Drarbach, 9. pfarher zu Drarbach.b |70|
Wie aber nun und woher erzeleten geringen pfaren
möchte geholffen und fueglich gebessert werden,
were unser mainungh, wie volgt:
Erstlich seindt etliche der geringen pfarhen also
geschaffen, daß die Collatores, so reiche zehenden
da jarlich haben, oder aber pastoren, so anderßwo
im pabsthumb gesessen und doch jarlich gute absent
nhemen, die pfarhern und kirchendhiener zu under-
halten schuldig seindt, dennselbigen mag fueglich

b Dublette: Trabrach. 10. Ellenbach [d.i. Allenbach].
c Dublette: jaren 200.

21 Teil Pfalz-Zweibrücken, Text Nr. 5.
22 Lk 10,7.

und pillig auß demselbigen zehenden vermöge des
Relligionfriedens besserung beschehen, nemblich:
1. Zu Irmenach seindt Dechandt und Capittell zu
Ache25 einen pfarherrn zu erhalten schuldig, welche
jarlich den frucht zehend daselbs haben, der diß jar
152 mtr. beider frucht getragen hatt. Möchte ge-
nanten orts pfarherrn auß dem zehenden 20 malter
frucht, halb korn unnd halb habern, addirt werden.
2. Zu Clenich ist der Dechand zu S. Florin, zu Cob-
lentz wonhaftig, pastor und entpfahet jarlich vom
zehenden desselbigen orts, er und der Collator, zu
gemeinen jarnc ettwa 250 mtr. beider frucht. Dage-
gen aber hatt der |71| pfarrer genanten orts allein die
grosse arbeit, nemblich funff Capelln neben der pfa-
ren wuchenlich mitt predigen zu versehen, und zu
seiner underhaltungh jarlich nur 28 mtr. frucht, vier
fl. und kein wiethumbgüter. Möchte gleichfals ge-
nanntem orths pfarhern auß dem zehenden järlich
10 mtr. kornns unnd, dhiweil der Capeln auch viell
seindt, die er zuversehen hatt, 10 mtr. habern zu
underhaltungh eines pferdts addirt werden. Und
aber in den ubrigen gefellen, so der pastor zu Cob-
lentz jerlich onbedhient einnimpt, furzunehmen und
zu statuiren seie, welches auch an andern pfarhen
mehr beschicht, stellen wir der oberkeit heim zu be-
denckhen. Aber ein mall solchs gewislich unrecht,
ein gruße Sunde und Sacrilegium vor Gott ist unnd
pilliger zum kirchen dhiennste, wo es die noturft er-
fordert, solte angewendet werden. Darzu die obrig-
keith tanquam minister dei in bonum et vindex ad
iram malum facienti26 ein christlichs einsehenns zu
haben von ampts wegen schuldig ist. |72|
3. Zu Göddenrath hat die gemeind zu Sevenich,27 so
junckher Anthoni Waldbott angehörig, aber durch
den pfarhern zu Gödenrath auch versehen wirt, et-

23 Gödenroth.
24 Pferdsfeld, Wüstung im Landkreis Bad Kreuznach.
25 Aachen?
26 Röm 13,4.
27 Sevenich/Hunsrück.

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