Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0697
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
12. Generalartikel 1608

ein jeder in seinem Catechismo und Christenthumb
fundirt, welches in der wochentlichen kinderlehr
oder auch in der beicht kürze der zeit halben so ei-
gentlich nicht geschehen kann, also soll bemelt exa-
men hinfuro in allen unndt jeden pfarren und darzu
gehörigen orten angestelt und gehalten werden.
Unndt weil uf die österliche zeit ohne daß ge-
meinlich viel volcks, jungs unndt alts, sich zu dem
h. abendmal zu verfügen pflegt, damit nun die leut
sich desto besser hierzu praepariren und geschickt
machen, auch die einfeltigen mehrer underricht wer-
den könten, also soll solche Catechismi examination
hinfuro |95| jedesmalß unndt järlichs in der fastenzeit
an allen orten dergestalt angeordtnet und gehalten
werden, daß nemlich bei einer jeden pfarr und den
darzu gehörigen filialn und eingepfarten orten ein
hauß nach dem andern mit all darin gehörigen per-
sonen in der kirchen oder sonsten fur den pfarrer
oder diaconum erfordert, von einer jeden person
dero profectus in dem Catechismo angehört, in ein
sonderbar buch zusambt eines jeden namen ufge-
zeichnet und folgendts jars, waß sich bei einem
unndt dem andern fur beßerung finde, nachgesehen
unndt darauf notwendige erinnerung und vermah-
nung, auch underweisung nach beschaffenheit der
sachen gethan werden solle.
37. Vesperae zu halten.
Unndt weiln bißhero die vespertinae lectiones bei
dem wenigsten theil der sponheimischen kirchen ge-
halten worden, also sollen hinfuro dieselbe aller or-
ten in gang gebracht werden, daß nemlich alle
Sambstag und Feyerabendt24 ein Capitel auß der
Biebel (so er ordent- |96| lich zu perlegiren fur sich
nehmen soll) mit den summariis Veit Dietrichs25 ne-
ben einer Collecten, so de tempore (wie er deßen
alles anleitung in der kirchenordtnung hatt),26 ver-
lesen und daß magnificat oder sonsten ein Psalm
oder kirchengesang gesungen werden.

24 Die Vorabende der Feiertage.
25 Vgl. Fußnote 577, S. 208.
26 Vgl. KO Pfalz-Zweibrücken 1557, S. 208.

38. Fleiß in besuchung der predigten.
Alß auch ein gemeine clag fürkommen, daß das
pfarrvolck die predigten fast aller orten mitt
schlechtem eiffer besuchen und sich gewonlich zu
den offenen beicht, gebett und absolution nicht ein-
stellen, auch wol in wehrender predigt viel personen
einzelig nacheinander erscheinen, nach gehaltener
predig aber zum theil des segens unndt gebetts nicht
erwarten, also soll dieser ubelstandt hinfuro genzlich
abgetellt werden, wie dann derntwegen mit fleißi-
gem vermahnen und erinnern nicht allein die pre-
diger daß ihrige thun, sondern auch die ambtleut
selbsten daß pfarrvolck darzu alles ernsts anhalten.
Und damit solches desto eher in gang gebracht
werde, |97| so soll wieder die verbrecher ein gewisse
geltstraff in den allmußenstock aufgesezt, hergegen
aber auch von den pfarrern in haltung der kirchen-
actuum der kirchenordtnung27 gemeß allenthalben
ein conformitet und gleichheit gehalten werden. Da-
mit auch denen in den weit entlegenen dörffern die
zeit, in die kirch zu gehen und predig zu hören, nicht
zu kurz werde, soll und kann man im wintter und
bei kurzen tagen daß zusammenleuten etwaß uff-
schieben und die arme leut nicht ubereilen.
39. Kinderschuln anzustellen.
Es befindet sich auch, daß an etlichen orten kein
Schuel gehalten und also die jugendt mercklich
negligirt und versaumbt wirdt, welchem doch wol
rhat geschafft werden könte, da man solche Glöck-
ner bestellete (wie man sonder zweiffel wol haben
kann), die lesens und schreibens erfahren weren, de-
nen man uber daß gewenliche schulgelt noch etwaß
wenigs ein järliche ergözlichkeit geben und also hin
und wieder solche kinderschulen anrichten konten.
Sollen also hiemit so wol die Beambte alß auch die
pastores |98| jedes orts dahin zu trachten befelch ha-
ben, damit etwan mitt gelegenheit und ufs nechste
solche Glöckner und schulmeister, wie jezt angedeu-
tet, bestelt und angenommen werden.
27 Die Ordnungen der Gottesdienste und Amtshandlungen
nach der KO Pfalz-Zweibrücken 1557.

681
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften