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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0036
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1. Kirchenzuchtordnunga
5. Juli 1563

Wir, Johann Philips, Wildtgraff zu Daun, zu Kir-
burg, Reingraff zum Stein, Graff zu Salm und Herr
zu Vinstingen, Als Vormundt weylandt des Wolge-
bornen Wildt- und Reingraffen Philips Frantzen,
unsers freundtlichen, lieben Bruders, Christ- und
miltseliger gedechtnus, nachgelassener underjäriger
Kinder, unserer geliebten Vetter und Pflegkinder,
Entpieten allen und jeglichen unsern und gerürter
unser Pflegkinder ober- und under- Amptleuten,
Hoffgesinde, Dienern, Pfarherrn, Kirchendienern,
Schultheissen, Kellnern, Burgermeistern, Scheffen,
Senherrn,1 Burgern, Gemeinden, underthonen, An-
gehörigen, Hindersassen und verwandten, beyde,
Geistlichs und Weltlichs Standts, unser gunst, gnad
und alles gut zuvor.
Und fügen euch hiemit gantz trewer, günstiger, gne-
diger unnd guter wolmeinung zu vernemen. Wiewol
etlich Jar hero auß sonderer gnadreichen barmhert-
zigkeit des Allmechtigen sein Göttlich wort, dar-
durch wir zu empfindung unnd rechtschaffener be-
rewung unsers sündtlichen lebens, wahrer erkennt-
nus Gottes und anstellung eines Christlichen, Er-
barn und züchtigen wandels gefüret, in der Wildt-
und Reingraffschafft offentlich gepredigt, Also zu
verhoffen gewesen, unsere und unser Pflegkinder
Underthonen, angehörige und verwandten solten
sich auff die unaußsprechliche wolthaten Gottes
vorgehende Vätterliche erinnerung etwas mehr
danckbarlich erzeigt, Iren wandel und leben dar-
nach gerichtet und also gebessert haben, das ir be-
girig hertz und eyffer nach aller Gottseligkeit und
a Textvorlage (Druck): FSSA Anholt, Best. Grumbach
XX/29. Abdruck: Grashof/Guischard, Salisso,
S. 239-251.

unschuldt mit erweisung Christlicher frucht und
werck weyter, dann beschehen, vermerckt worden
wäre, So haben wir doch so viel in der that befun-
den, das nicht allein Gottes gebott und die Christ-
liche, gehörte Predigt unnd vermanungen wenig
oder nichts verfangen, sonder viel mehr in vergeß
und verachtung gestellt Und dardurch allerley
sträffliche laster, ergerliche unordnung und unbe-
scheidenheiten täglich je lenger je mehr eingerissen,
alles zur erweckung des billichen zorns unnd straff
Gottes, zu lesterung und entheiligung seines Gött-
lichen Namens, anstösse und ergernuß des Nechsten
und dann entlichen verderbens der Seele und zeitli-
cher narung.
Wann uns nun, alß fürgesetztem Haupt und Vor-
munder, von tragender Vormundtschafft und Obrig-
keit wegen keines wegs gebüren wil, diser unord-
nung nachzusehen, auch den unchristlichen, sträff-
lichen lastern, wercken und leben statt und raum zu
lassen, Sonder uns auß Vormünderlichem, trewhert-
zigem gemüt schuldig erkennen, diese ding bey un-
sern Dienern, Underthonen und Angehörigen in bes-
serung zu wenden unnd sie zu mehrer Gottesforcht,
auch Christlichem, erbarn wandel zu reytzen, Dem-
nach, so haben wir, dem Allmechtigen zu ehren, un-
sern und unserer Pflegkinder Landen, Leuthen und
underthonen zu gemeiner wolfart, nutz und gutem,
so viel müglich und Gott gnad verleihen wirt, ein
Ordnung und Maß fürgenommen unnd beschlossen,
die wir auch mit der zeit zu bessern und zu mehren
gedencken.
1 Sendschöffen.

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