Wild- und Rheingrafschaft
7. Visitationsmandat
2. November 1584a
Bevelch, Kirchen Ordtnung zu halten, d[en] 2. Novemb[er] an[no] [15]84
Wir, Johan Christoff, Wildt- und Rheingrave, grave
zu Salm und herr zu Vinstingen etc., empietten allen
unßern pfarherrn, predigern, auch kirchen- und
schuldienern, schultheißen, gerichtspershonen, auch
kirchencensorn unßerer Wildt- und Rheingrave-
schafft Dhaun etc. unser gnadt und alles gutts und
fugen euch darneben zu vernemen:
Demnach uns glaublich angelanget und vorkomen
ist, welchermaßen der christlichen kirchen ord-
nungh,1 so der wolgeborne, unser gn[ädiger], lieber
herr vatter, Philips Frantzen, Wildt- und Rhein-
grave etc. christlicher gedechtnus, an jedes orth un-
ser graveschafft N.B. uberlieffern laßen, von euch
kirchendiener, auch schultheißen, gerichten und
gantz gemeindten in vil wege nicht gelebt, ja im al-
ler geringsten nicht nach[ge]setzet, sonderlichen
aber die armen underthannen zum theil durch euern
großen unfleis, färlessigkeit, bosen wandel, exempel
und vorbildt an irer sellen seligkeit [und] heyl ver-
saumet, die gemein aber und ein jeder in sonderheit
wegen seiner selbsten laster und untugent zum au-
ßersten verterben gerahten und gebracht werden,
von unß dan, als der ordenlichen oberkeyt, von Gott
habenden bevelch nach den armen underthanen
nicht allein in weldtlichen, sondern noch vilmehr in
geystlichen sachen, dran unser sellen heyl und wol-
fahrt gelegen, so vil unß immer muglich warne[n]
zustehe und g[nädiges] einsehen zu thun, auch allen
unfleis, unordtnungh und dergleichen untahten ab-
zuwenden, entlich obligen und geburen will, derwe-
gen | so haben wir die wurdigen, gelertten, unßern
superattendenten und pfarhern uf St. Johanspergh,
unsern lieben, getreuen Paulum Schechsium und
Philipum Felsinium, pfarhern zu Haußen, und dan
a Textvorlage (Handschrift): PfarrA Simmertal 06-1, vor
dem Manuskript von KO I.
Danielem Schonwaldum, schulmeistern zu Kirn,
mit sonderm bevelch und habender instruction g[nä-
dig] abferdigen laßen und wollen, das sie sambtlich
alle unser zugehorige pfarhen und kirchen, auch je-
des orthes habenden gefeln und alles anders, so in
ubergebener instruction2 der lengte nach außge-
fuhrt, mit allem fleiß visitiern und besuchen sollen,
auch derselben vorsteher und verweser lehr, leben,
wandel und exempel gnugsam erkundigen und, was
in der gemein von untugent im schwangh gehn
möchten, erfahrn, sie irer geschicklicheit examinirn,
befragen und, was an jedem orth vor mißbreuchen,
gegebener unser ordtnungh zuwider eingerießen,
dieselbe der gebur zu corrigiren und mit beßerung
ersetzen und, was inen dismals abzuschaffen unmug-
lich, ferner die geburliche notturfft dernhalben vor-
zunemen an unß gelangen laßen sollen.
Damit sie aber diesem unsern bevelch desto schlei-
niger nachkomen möchten, so gebietten wir allen
unsern pfarherrn, kirchen- und schuldienern, schult-
heißen, gerichten, kirchenjuraten und gemeinden
sambt und sondern mit allem | ernst, ir euch uf irer
begehr uf alle und jede interrogatoria mit gnugsa-
mer freundtlicheit und warhafftiger andtwortungh
euer lehr, leben und wandels, auch aller andere ar-
ticul gleich als vor unß selber gehorsamlich erzeigen
und dermaßen erweißen wollen, damit wir nicht uf
andere mittel und wege, dern wir vil liber uberhaben
sein wolden, mochten verursacht werden. Darnach
wisse sich ein jeder zu gerichten.
Geben underm unserm ufgetruckten secret montags,
den 2den novembris anno [15]84 etc.
1 Damit kann nur die kurpfälzische Kirchenordnung von
1556 gemeint sein, vgl. Einleitung S. 519.
2 Die Visitationsordnung von 1584, abgedruckt im Teil
Kurpfalz, Text Nr. 4.
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7. Visitationsmandat
2. November 1584a
Bevelch, Kirchen Ordtnung zu halten, d[en] 2. Novemb[er] an[no] [15]84
Wir, Johan Christoff, Wildt- und Rheingrave, grave
zu Salm und herr zu Vinstingen etc., empietten allen
unßern pfarherrn, predigern, auch kirchen- und
schuldienern, schultheißen, gerichtspershonen, auch
kirchencensorn unßerer Wildt- und Rheingrave-
schafft Dhaun etc. unser gnadt und alles gutts und
fugen euch darneben zu vernemen:
Demnach uns glaublich angelanget und vorkomen
ist, welchermaßen der christlichen kirchen ord-
nungh,1 so der wolgeborne, unser gn[ädiger], lieber
herr vatter, Philips Frantzen, Wildt- und Rhein-
grave etc. christlicher gedechtnus, an jedes orth un-
ser graveschafft N.B. uberlieffern laßen, von euch
kirchendiener, auch schultheißen, gerichten und
gantz gemeindten in vil wege nicht gelebt, ja im al-
ler geringsten nicht nach[ge]setzet, sonderlichen
aber die armen underthannen zum theil durch euern
großen unfleis, färlessigkeit, bosen wandel, exempel
und vorbildt an irer sellen seligkeit [und] heyl ver-
saumet, die gemein aber und ein jeder in sonderheit
wegen seiner selbsten laster und untugent zum au-
ßersten verterben gerahten und gebracht werden,
von unß dan, als der ordenlichen oberkeyt, von Gott
habenden bevelch nach den armen underthanen
nicht allein in weldtlichen, sondern noch vilmehr in
geystlichen sachen, dran unser sellen heyl und wol-
fahrt gelegen, so vil unß immer muglich warne[n]
zustehe und g[nädiges] einsehen zu thun, auch allen
unfleis, unordtnungh und dergleichen untahten ab-
zuwenden, entlich obligen und geburen will, derwe-
gen | so haben wir die wurdigen, gelertten, unßern
superattendenten und pfarhern uf St. Johanspergh,
unsern lieben, getreuen Paulum Schechsium und
Philipum Felsinium, pfarhern zu Haußen, und dan
a Textvorlage (Handschrift): PfarrA Simmertal 06-1, vor
dem Manuskript von KO I.
Danielem Schonwaldum, schulmeistern zu Kirn,
mit sonderm bevelch und habender instruction g[nä-
dig] abferdigen laßen und wollen, das sie sambtlich
alle unser zugehorige pfarhen und kirchen, auch je-
des orthes habenden gefeln und alles anders, so in
ubergebener instruction2 der lengte nach außge-
fuhrt, mit allem fleiß visitiern und besuchen sollen,
auch derselben vorsteher und verweser lehr, leben,
wandel und exempel gnugsam erkundigen und, was
in der gemein von untugent im schwangh gehn
möchten, erfahrn, sie irer geschicklicheit examinirn,
befragen und, was an jedem orth vor mißbreuchen,
gegebener unser ordtnungh zuwider eingerießen,
dieselbe der gebur zu corrigiren und mit beßerung
ersetzen und, was inen dismals abzuschaffen unmug-
lich, ferner die geburliche notturfft dernhalben vor-
zunemen an unß gelangen laßen sollen.
Damit sie aber diesem unsern bevelch desto schlei-
niger nachkomen möchten, so gebietten wir allen
unsern pfarherrn, kirchen- und schuldienern, schult-
heißen, gerichten, kirchenjuraten und gemeinden
sambt und sondern mit allem | ernst, ir euch uf irer
begehr uf alle und jede interrogatoria mit gnugsa-
mer freundtlicheit und warhafftiger andtwortungh
euer lehr, leben und wandels, auch aller andere ar-
ticul gleich als vor unß selber gehorsamlich erzeigen
und dermaßen erweißen wollen, damit wir nicht uf
andere mittel und wege, dern wir vil liber uberhaben
sein wolden, mochten verursacht werden. Darnach
wisse sich ein jeder zu gerichten.
Geben underm unserm ufgetruckten secret montags,
den 2den novembris anno [15]84 etc.
1 Damit kann nur die kurpfälzische Kirchenordnung von
1556 gemeint sein, vgl. Einleitung S. 519.
2 Die Visitationsordnung von 1584, abgedruckt im Teil
Kurpfalz, Text Nr. 4.
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