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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0162
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Pfalz-Simmern

[3. Aufnahme und Ausbildung
von Novizen und Schülern]
Further soll auch kein Junger oder Prebender on
unser, Hertzog Georg als Landtßfürsten, auch mein,
des Paters, wissen und willen angenommen werden,
und soln solige junge herrn und schuler, so jetzundt
albereit im Closter oder konfftiglich mit unserm
wissen, wie obgemelt, angenommen, dahin mit
Ernst geleret, gewiesen und gehalten werden, das sie
konfftiglichen in unserm Fürstenthumb das Predig-
Amt oder sunst ein ander ehrlig Kirchendienst, dar-
zu sie duchtig erkhannt, verwessen und verwalten
mugen, wie dhan auch der fürgestelte Theologus, so
|259| er sie qualificirt gnugsam erkhent, denselbigen
die Pfar im Closter oder zu Mengerßrat mit predi-
gen und reichung der Sacramenten zu versehen an-
weisen und uffstellen soll. Wo auch einiger Junger
fürhanden, der seins Ingenii und Profectus halben
weiter zu schicken, so soll derselbig uff Universitet
unser Religion verordnet und nach notturfft erhal-
ten werden. Derselbig, [der] auch so also erhalten
wurde, soll sich verpflichten, keinen herrn weiter
dann uns und dem Gotshaus zu diehnen.
[4. Gesänge und Kirchengebräuche]
So vill das gesenge, Cerimonien und Kirchenge-
breuch belangt, soln wir, Pater, Convent und unsere
Nachkomende, in der Kirchen mit offener Dhür, das
idermann hören und gesehen muge, unß der Sime-
rischen Kirchen-Ordnung2 mit singen und lesen,
außpendung der heiligen Sacrament, mit haltung
der Feiertage durchaus gemeß und gleichförmich er-
zeigen, allein das wir alle gesenge aus gnediger Zu-
lassung Latinisch und nit Deutsche singen durffen,
so man aber Comunion helt, soll durch uns die Or-
denunge mit Gebett, Consecration und Dangksa-
gung deutsche fürgelesen und gehalten werden und
daruff das Latini- |260| sche gesenge für- und nach-
volgen. Wir, Hertzog Georg, lassen auch dem mehr-
bemelten Pater und Convent zu, das sie ire Horas

2 Damit kann nur die kurpfälzische Kirchenordnung Ott-
heinrichs von 1556 (vgl. oben S. 654 Fußnote 11) ge-

Canonicas wie bißher mit Andacht singen und lessen
mugen, jedog das allerseit alle abgötische und in der
heiligen schrifft nit fundirte gesenge und gebett, sie
seien geordnet fur oder nach und zu welicher zeit,
vermieten, nit gesungen und gelesen werden, und
damit alle gesenge und gebett gottselig und ordent-
lig, alle abgöttische gesenge ein- und abgestellet,
darzu alle unordnung, so sich beide, in Verrichtung
des Kirchen-Dhinsts im Closter und hieaus in der
Pfarren, begeben mugten, vorkhomen, so wöllen wir
ehst durch die unsern in beisein des Paters solige
gesenge übersehen und in ein ordnung bringen las-
sen, auch befelch geben, wie sich ein ides theil mit
Verrichtung seines Ambts verhalten soll.
[5. Bilder]
Wo auch noch etlige abgötische biltnusse fürhanden,
dieselbige soln auch alßbalt abgethan und verwart
werden.
[6. Einkünfte]
Es söln auch Pater und diejenigen, so in Officio sein,
des Closters gueter, Renthen, Gulten und Gefelle,
sie ligen oder sein fallen, wo sie wöln, wie bißher
zum treu-|261| ligsten und fleisigsten verwalten, in-
ziehen und anwenden, damit die andere Herrn und
Bruder desto ruwiger iren Studiis, Kirchendienst
und arbeit aufwarten und versehen mugen. Und da-
mit Wir als der Landßfürst und Erbkasten-Vogt
wissens haben, wie Pater und Convent des Closters
güter und gefelle (damit das Closter nit durch übel
haußhaltung in Abwesen köme, den Conventualen
und andern Dhienern notturfftige underhaltung
iderzeit verschaffet) anlegen und verwalten, so soll
ein jedtliger Procurator uns oder unsern darzu ver-
ordenten Rethen in beisein des Paters und Convents
järlige erbare, uffrichtige Rechnung thun, auch uns
alßbalt bey gutten glauben ein uffzeigniß aller Ren-
then und gefell des Closters ungefarlich geben.

meint sein, mit der Herzog Friedrich II. 1557 die Refor-
mation in Simmern durchführen ließ.

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