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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0189
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Einleitung

6. Kirchenbußordnung 1. Januar 1580 (Text S. 739)
Vorschlag einer Rekonziliationsform für einen Sünder vor dem Abendmahlsempfang.
Über Veranlassung und Entstehung dieses Formulars, das in einem Autograph des Verfassers, des kur-
fürstlichen Hofpredigers und Kirchenrats Johannes Schechsius, vorliegt, gibt dessen Brief an den Kurfür-
sten Ludwig VI. vom 1. Januar 1580 hinlänglichen Aufschluss:14
In nomine Jhesu Christi, Amen.
Durchleuchtigster, hochgeborner churfurst, gnedigster herr. E[ure] ch[ur] f[urstliche] g[naden] haben verruck-
ter zeyt mir gnedigst befolhen, eine formam christlichs unterrichts und trostes, so ein getreuer kirchendiener uf
begeren einem buesfertigen sunder, der mit dem lieben David unserm herrn Gott sein Miserere mei, Deus etc.15 mit
threnen singen und dem allmechtigen hertzenkundiger16 sein sunde, missethat und ubertretung frey bekennen, sich
mit gottlicher majestät versönen und des wahren leybs und bluets unsers lieben herrn Jhesu Christi teylhaftig
machen will im heyligen abendtmal etc., mitzuthaylen schuldig, uf das kurtzste zu verfassen und e.ch.f.g. zuzu-
stellen.
Obwoln ich alsbalden solchem e.ch.f.g. befelh wie schuldig also unterthänigst nachzusetzen gehorsamblichst
gewillet, bin ich doch beydes, e.ch.f.g. obligender geschäften, dan leybesungelegenheyt wegen an solchem biß
hiehero verhinderet worden, unterthänigst bittendt, e.ch.f.g. wollen mich gedachtes verzugs gnedigst entschuldigt
nehmen.
Auf das aber e.ch.f.g. befelh von mir unterthänigst nachgesetzet wurde, habe ich als der ainfeltigere eine
kurtze, einfaltige formam einer beycht eines buesfertigen sunders und, was ein getreuer kirchendiener widerumb
lehr-, trosts- und ermahnungsweyß daruef zu berichten und zu antworten hette, ufs kurtzste gestellet, e.ch.f.g.
unterthänigst bittendt, die wollen ihnen dise ainfaltige andeutung meines gehorsamen dienstgemuetes in gnaden
gefallen lassen.
Und wunsche von dem vater, von welchem alle guete gaben herkomen17 etc., e.ch.f.g. und deren churfurstlichen
gemahlin und hertzgeliebten herrlein und freulein, meiner allerseyts gnedigsten und gnedigen herrschaft etc., ein
gluckseliges und freudenreyches neues jahr und in demselbigen vermehrung des heyligen geystes gaben, bestendige
bekantnus und fortpflantzung dessen alleinseligmachenden, warhaften wort Gottes und rechten gebrauchs der
hochwirdigen sacramenten, auch guete, bestendige leybesgesundtheyt und langes leben, auf das von e.ch.f.g deren
geliebten unterthanen in wahrer forcht Gottes, christlicher zucht, frid, ruehe und aynigkeyt regiret werden und an
ewigen und zeytlichen guetern wachsen und aufnemen.
Das alles wöll der getreue Gott e.ch.f.g. und deren landen und leuten umb unsers lieben Immanuels Jhesu
Christi willen durch craft und beystandt Gottes, des heyligen geystes, miltigklich geben und verleyhen, Amen.
Datum am fest der beschneydung unsers allerheyligsten Jhesuskindleins anno 1580.
E.ch.f.g. unterthänigster, gehorsambster Joannes Schechsius.
Das Formular gliedert sich in ein Bussbekenntnis, eine Vermahnung, ein Bussgebet, eine ganze Reihe
von Gnadenverkündigungen in passenden Bibelstellen, sowie ein Dankgebet nach dem Empfang des Abend-
mahls. Als Anhänge folgen jeweils Vermahnungen an Regenten und an jedermann mit einer Absolution.
Seinem sachlichen Gehalt nach würde dies Stück mit dem Abschnitt von der Buße und Absolution in der
Kirchenordnung (Text Nr. XIV/60) konkurrieren.
Der Kurfürst hat durch ein von eigener Hand beigefügtes Marginal seine Kenntnisnahme bezeugt. Ob
das Formular je in kirchlichen Gebrauch gelangt ist, erscheint äusserst fraglich. Immerhin ist es ein spre-
chendes Zeugnis frommen Geistes am damaligen Heidelberger Hofe.

14 UB Heidelberg, Pal. Germ. 416, fol. 2 recto-3 recto. 16 Ps 32.
15 Ps 51. 17 Jak 1,17.

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