Kurpfalz
2. Kirchenregimentsordnunga
17. August 1577
[Besiehe Lutherum im 101. Psalm tomo Witenb.[ergico]]1
Ein christliche erklärung und entwerfung, wie ein gottselig kirchenregiment christlich angestelt und
ordenlich durch göttliche verleihung möge
ins werckh gerichtet werden.
[1.Wie es mit bestellung der ministerien und kirchen
gehalten werden soll.]
Anfenglich aber im namen der heyligen dreyfaltig-
keit sol das, was den gantzen kirchenstandt und ver-
richtung deß rechten, waren gottesdinsts belangen
thut, in volgende sieben puncktlin abgetheilt, wol
erwogen und betrachtet werden.
Erstlich sol man in allen kirchen ein embsiges
einsehen haben, damit nit allein die örter der ge-
wonlichen versamlung in baulichem wesen erhalten,
sonder in alle dem, was zu vorrichtung deß gottes-
diensts notwendig, gute versehung gepflogen werd.
Das auch alle und jedwedere ministri und kirchen-
dhiener in den artickuln christlicher religion wol und
notturftiglichen examinirt und befraget, demnach
von ansehlichen personen, die auch mit sonderbarer
gottseligkeit, erudition und geschicklichkeit vor an-
dern gezieret, durch creutz und trübsal wol beweret
und in allen artickeln und hauptuncten christlicher
religion wie auch in andern gottselig geordenten kir-
chenbreuchen ainig sein, zu dem kirchendienst
a Von Kanzlistenhand handschriftlich in Luther, Martin:
Biblia, das ist, die gantze heilige schrift, Band 1, Frank-
furt a.M. 1572, auf sechs Blättern, die vor dem Buch-
corpus eingebunden sind, in der Vaticanischen Biblio-
thek in Rom III 113(1), vgl. Stevenson, Enrico Giunio-
re: Inventario dei libri stampati Palatino-Vaticani, Libri
tedeschi, vol. II parte II (Roma 1891), Nr. 2472, S. 120.
Dort unter dem Titel: Etliche puncten und artickel, in
welchen entworfen und angezaigt wirdt, wie ein kirchenre-
giment christlich und wol möge angestelt werden, anno etc.
[15]77. Deß khoniges hertz steht in der handt deß herren
[Prov.21,1] und Ohn Gottes geist khan und vermag der
mensch nichts und Christus spricht: Ohn mich khönt ihr
christlichem und apostolischem brauch nach ordi-
niret werden, damit also alle ergernuß vermieten,
der rayne lauf deß heyligen Evangelions nach dem
geoffenbarten willen Gottes im wort sampt dem
rechten geprauch der hochwürdigen sacrament
christlich fortgepflantzet, der wahre gottesdhienst
heiliglich verrichtet und auf unsere nachkhomen
propagirt und erhalten werde.
Auf das aber christliche notwendige und erbauliche
ainigkeit unter den dienern der kirchen erhalten
werde, dieselbige aber in wahrer demuth stehet, wie
hierzu der heylig apostel Paulus zum Eph. 42
vermanet, da er spricht: So ermane nun euch ich
gefangener in dem herren, das ihr wandelt, wie sichs
gepürt euerm beruef, darinnen ihr beruefen seit, mit
aller demueth und sanftmuth, mit geduldt und ver-
traget einer dem andern in der lieb und seit vleissig,
zu halten die ainigkeit im geist durch das bandt deß
friedes etc. und zum Philip. 2. cap.3: Erfüllet meine
freude, das ihr eines sinnes seit, gleiche lieb habt,
einmütig und einhellig seidt, nichts thut durch
zanckh oder eitel ehr, sondern durch demuth achtet
nichts thun [Joh 15,5]. Xenophon: Ein frommer ernst und
ein frommer vater vergleichen sich wol miteinander. Daher
sagt man: Ein herr, der würdt gepreiset, weil der kent und
liebt sein arme leuth. Aber: Noch mehr verdienet rhumes
lohn, der da khent Got und seinen sohn.
1 Gemeint ist Luthers Auslegung des 101. Psalms,
1534-1535 gedruckt, vgl. D. Martin Luthers Werke
(WA), Bd.51 (1914), S. 200-264, dort auch der Fundort
in der Wittenberger Ausgabe, Bd.III (1550) II, 177a-
206a.
2 Eph 4,1-3.
3 Phil 2,2f.
716
2. Kirchenregimentsordnunga
17. August 1577
[Besiehe Lutherum im 101. Psalm tomo Witenb.[ergico]]1
Ein christliche erklärung und entwerfung, wie ein gottselig kirchenregiment christlich angestelt und
ordenlich durch göttliche verleihung möge
ins werckh gerichtet werden.
[1.Wie es mit bestellung der ministerien und kirchen
gehalten werden soll.]
Anfenglich aber im namen der heyligen dreyfaltig-
keit sol das, was den gantzen kirchenstandt und ver-
richtung deß rechten, waren gottesdinsts belangen
thut, in volgende sieben puncktlin abgetheilt, wol
erwogen und betrachtet werden.
Erstlich sol man in allen kirchen ein embsiges
einsehen haben, damit nit allein die örter der ge-
wonlichen versamlung in baulichem wesen erhalten,
sonder in alle dem, was zu vorrichtung deß gottes-
diensts notwendig, gute versehung gepflogen werd.
Das auch alle und jedwedere ministri und kirchen-
dhiener in den artickuln christlicher religion wol und
notturftiglichen examinirt und befraget, demnach
von ansehlichen personen, die auch mit sonderbarer
gottseligkeit, erudition und geschicklichkeit vor an-
dern gezieret, durch creutz und trübsal wol beweret
und in allen artickeln und hauptuncten christlicher
religion wie auch in andern gottselig geordenten kir-
chenbreuchen ainig sein, zu dem kirchendienst
a Von Kanzlistenhand handschriftlich in Luther, Martin:
Biblia, das ist, die gantze heilige schrift, Band 1, Frank-
furt a.M. 1572, auf sechs Blättern, die vor dem Buch-
corpus eingebunden sind, in der Vaticanischen Biblio-
thek in Rom III 113(1), vgl. Stevenson, Enrico Giunio-
re: Inventario dei libri stampati Palatino-Vaticani, Libri
tedeschi, vol. II parte II (Roma 1891), Nr. 2472, S. 120.
Dort unter dem Titel: Etliche puncten und artickel, in
welchen entworfen und angezaigt wirdt, wie ein kirchenre-
giment christlich und wol möge angestelt werden, anno etc.
[15]77. Deß khoniges hertz steht in der handt deß herren
[Prov.21,1] und Ohn Gottes geist khan und vermag der
mensch nichts und Christus spricht: Ohn mich khönt ihr
christlichem und apostolischem brauch nach ordi-
niret werden, damit also alle ergernuß vermieten,
der rayne lauf deß heyligen Evangelions nach dem
geoffenbarten willen Gottes im wort sampt dem
rechten geprauch der hochwürdigen sacrament
christlich fortgepflantzet, der wahre gottesdhienst
heiliglich verrichtet und auf unsere nachkhomen
propagirt und erhalten werde.
Auf das aber christliche notwendige und erbauliche
ainigkeit unter den dienern der kirchen erhalten
werde, dieselbige aber in wahrer demuth stehet, wie
hierzu der heylig apostel Paulus zum Eph. 42
vermanet, da er spricht: So ermane nun euch ich
gefangener in dem herren, das ihr wandelt, wie sichs
gepürt euerm beruef, darinnen ihr beruefen seit, mit
aller demueth und sanftmuth, mit geduldt und ver-
traget einer dem andern in der lieb und seit vleissig,
zu halten die ainigkeit im geist durch das bandt deß
friedes etc. und zum Philip. 2. cap.3: Erfüllet meine
freude, das ihr eines sinnes seit, gleiche lieb habt,
einmütig und einhellig seidt, nichts thut durch
zanckh oder eitel ehr, sondern durch demuth achtet
nichts thun [Joh 15,5]. Xenophon: Ein frommer ernst und
ein frommer vater vergleichen sich wol miteinander. Daher
sagt man: Ein herr, der würdt gepreiset, weil der kent und
liebt sein arme leuth. Aber: Noch mehr verdienet rhumes
lohn, der da khent Got und seinen sohn.
1 Gemeint ist Luthers Auslegung des 101. Psalms,
1534-1535 gedruckt, vgl. D. Martin Luthers Werke
(WA), Bd.51 (1914), S. 200-264, dort auch der Fundort
in der Wittenberger Ausgabe, Bd.III (1550) II, 177a-
206a.
2 Eph 4,1-3.
3 Phil 2,2f.
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