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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0222
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Kurpfalz

[3. Wie es mit den universiteten und
schuelen gehalten werden soll.]
Zum dritten, weil die schuelen eben der orth sein, da
junge zweiglein und pflentzlein erzogen, die hernach
in kirchen, weldtlichem regiment und gemainem
haußleben frucht bringen, Gott und der weldt dhie-
nen khönnen, sol man vleissige und embsige achtung
geben, das die professores und praeceptores nit al-
lein in freyen künsten und mancherley sprachen wol
erfaren, sondern auch der raynen, wahren religion
sein und das ihre anbevolhene discipuli und schüler-
lin in aller zucht mit sonderbarem vleiß in ergrei-
fung und lernung ihres catechismi, heyliger schrift
und freyen kunsten fortschreiten und mit einem ge-
horsamen und eingezogenen wandel ihre studia zie-
ren. Und damit rechte schuelzucht und disciplin bey
ihnen erhalten werd, sollen jerlich der schuelen sta-
tuta, ordnungen und satzungen offentlich furgele-
sen, wol eingebildet und vleissig denselbigen nach-
zusetzen getrieben werden.
[4. Von den versamlungen und zusamenkunften.]
Zum vierdten, auf das also ein christliche und lob-
liche einhelligkeit in hailsamer lehr und kirchence-
remonien, auch ein gottselige disciplin und kirchen-
zucht erhalten werde, sollen zweyerley synodi, ver-
samlung und zusamenkunften angerichtet werden.
Erstlich, da jerlich in gemein die obersten heup-
ter der kirchen und schuelen zusamenkhommen und
in solcher versamlung schwere und wichtige kir-
chensachen dijudicirten, entschaiden und verrich-
ten.
Darnach, do man wochenlich in einer jedwedem
superintendents sich versamlet und allerhandt kir-
chengeschäft, auch die geringsten verrichtet und zu-
gleich ein einhelliger, brüderlicher consensus unter
den lehrern und zuhörern in rainer lehr und guter
disciplin gepflantzet werd.
Und damit itzt angedeute einhelligkeit in rainer
lehr desto mehr confirmirt und erhalten werd, dhie-
net darzu, das alle und jedwedere kirchen- und
schueldhiener zwo abschrift deß bekentnuß ires
6 1 Kor 14, 40.

glaubens, darbey sie, wann sie ires glaubens und be-
kentnuß guten grundt haben werden, sie desto we-
niger wancken und abfallen, biß ans ende zu verhar-
ren gedenckhen, mit aigener handt unterschrieben
und darzu sie sich gnugsamlich verpflichtet, von
sich geben, eine dem kirchenrhat, die andere ihrem
ordenlichen superintendenten oder anbevohlenen
kirchen, auf das sie nit dermaleins habender gele-
genheit nach von ihrer bekhandtniß abweichen und
wie ein rhor von eim jedwedern windt falscher lehr
sich hin- und herbewegen laßen6, dardurch dann
fromme hertzen nit wenig belaidigt und die kirche
Gottes offendirt wirdt.
[5. Wie es mit den stipendiaten und
andern almosen sol gehalten werden.]
Zum funften sol und muß man auch auf die stipen-
diarios, die im costen erhalten werden, vleyssige
achtung geben laßen, das sie nicht träg, faul und
nachlessig und das brodt vergebens und auf die seel
essen und andern vor dem mundt abschneiden. Da-
her gehört auch, das man darauf man gedenckhe,
wie andere almosen recht und wol angelegt, spital,
seel- und siechheußer erpauet und mit dem, was
hiertzue notwendig, versorget werden.
[6. Von den libereyen.]
Dieweil das menschlich geschlecht darzu erschaffen,
das es seinen herrn und schöpfer erkhenne und, da-
mith es friedlich beysamen leben mög, sich in freyen
kunsten üben muß, so werden nit unbillich, sondern
christlich und recht auß erhaischender noth in gött-
lichen und wol bestelten regimenten herrliche libe-
reyen und bibliothecken fur die handt geschafft al-
so, das durch hierzu qualificirte personen alle meß
etliche nutzliche und hailsame bücher erkauft, darzu
dann auch nit wenig die liebereyen unserer lieben
vorfaren dhienen, das also ein guter, notwendiger
schatz kunstreicher bücher aller faculteten, beson-
ders aber der theologischen, vor der handt sein und
auf die nachkhommen erben khan.

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