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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0247
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6. Kirchenbußordnung 1580

sonder vielmehr wider sündt, todt, teufel und hell
sich fästiglichen, gewiß und ungezweifelt zu trösten
hette, versüchern volgende sprüch daßelbig gwaltig:
Fürwahr, er trueg unsere kranckheit und lust uf
sich unsere schmertzen. Er ist umb unserer miße-
that willen verwundet und umb unserer sünden wil-
len zuschlagen. Die straf ligt uf ihme, uf das wir
friedt hetten, durch seine wunden seindt wir gehei-
let.Item, der herr warf unser aller sündt uf ihn.43
Daß ist Gottes lamb, daß der welt sünde
tregt.44
Wie Moses in der wiesten ein schlangen erhöhet
hat, also mueß deß menschen sohn erhöhet werden,
uf daß alle, die ahn ihn glauben, nit verlorn werden,
sondern daß ewig leben haben.45
Das ist je gwißlich wahr und ein teurs, werdes wort,
das Christus Jesus khommen ist in die welt, die sün-
der seelig zu machen.46
Daß blut Jesu Christi, Gottes sohns, macht unß
rhein von allen sünden.
Item, so wir unsere sünde bekhennen, so ist Gott
getreu und gerecht, daß er unß die sunde vergibt
und reynigt unß von aller untugendt.47
Ob jemandt sündigt, so haben wir einen fur-
sprecher bey dem vater, Jesum Christum, der ge-
recht ist, welcher ist die versönung für unsere sünde,
nit allein aber für unsere, sondern auch für der gant-
zen welt.48
Haben demnach vermög itzterzolter hertzlicher
trostsprüch ir und andere bueßfertige sünder, so ihre
sündt hertzlich bekhennen und beweinen und sich in
wahrem glauben uf den eintzigen heylandt und se-
ligmacher Jesum Christum verlaßen, einen recht le-
bendigmachenden hertztrost und khünnet mit
christlicher freudigkheit sagen:
Ist Gott mit unß, wer mag wider uns sein, wel-
cher auch seins aygnen sohns nit hat verschonet,
sondern hat ihn für unß alle dahin gegeben, wie solt
43 Jes 53,4ff.
44 Joh 1,29.
45 Joh 3,14f.
46 1 Tim 1,15.
47 1Joh 1,7.9.

er unß mit ime nit alles schencken? Wer will die au-
ßerwehlten Gottes beschuldigen? Gott ist hie, der da
gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist
hie, der da gestorben ist, ja vielmehr der auch ufer-
wecket ist, welcher ist zur rechten Gottes und ver-
tritt uns.
Item, ich bin gwiß, daß weder todt noch leben,
weder engel noch fürstenthumb noch gewalt, weder
gegenwertigs noch zukünftigs, weder hohes noch tie-
fes noch khein andere creatur mag unß scheyden
von der liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm
herrn.49
Gleich wie nun der von hunden und jägern gejagte
und abgematte hirsch schreyet und laufet nach fri-
schem wasser,50 sich zu erquicken und seine creften
wider zu erholen, also soll eur hertz, so durch den
hellischen jäger und jaghundt, den laydigen teufl
und sünde etc., matt und craftlohß gemacht wor-
den, sich hero zu diesem lebendigen, frischen, rey-
nen brunnenquellen fünden, sich widerumb laben
und erquicken und zu mehrer sterck, craft und le-
bendigmachung morgen neben andern christen das
rechte Manna und himmelbrodt deß wahren leibs
Jesu Christi, so für eure sündt in den todt gegeben,
und daß allerköstbarlichste aquam vitae, deßen für
euch vergoßnen bluts Christi entpfangen und festig-
lichen glauben, daß Christus in euch und ihr in ihme
seyet und habt nun gwissen und bestendigen fride
mit Gott.51
Hinfort aber als für daß dritte solt ihr eurem
Gott für solche unausprechliche gnadt hertzlich
danckhen, daß er sich eur abermal erbarmet, euch
alle eure sünde umb seines lieben sohns Jesu Christi
willen verzeihet und vergibt und euch widerumb zu
seinem lieben kündt und erben aller himblischen gü-
ter uf- und ahnnimbt und solchs mit worten und
werckhen.
Mit worten.

48 1Joh 2,1f.
49 Röm 8,31-34.38f.
50 Vgl. Ps 42,2.
51 Vgl. Röm 5,1.

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