Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0261
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12. Mandat zur Einhaltung der Kirchenordnung 1587

12. Mandat zur Einhaltung der Kirchenordnunga
1587
Casimirianische Kirchen Ordnung in der Pfaltz

1. Erstlich sollen Lutheri und Brentii catechismus
sampt den lutherischen buchern aus unsern kirchen
abgeschafft und die christliche religion dorauß zu-
erweisen untugenlich, auch den gemeinen kirchen-
dienern zu lesen hiemit verbotten sein, den superin-
tendenten aber wollen wir hierin ihrer bescheiden-
heit nach kein maß setzen.
2. Die kleine kinder haben vergebung ihrer sunden,
auch alle wolthaten Gottes und Christi vor und
ohne die tauff durch den glauben ihrer Eltern, von
denen sie, als Christenleuten, erboren sein.
3. Das die kinder, welche ausserhalb der ehe in un-
zucht erzeugt werden, verlohren und verdampt wer-
den, ob sie gleich zur tauff gebracht werden.
4. Die tauff wirke nicht, conferirt auch nit, wie die
lutherischen lernen, vergebung der sunden, die tauff
vertrost auch niemand der Seeligkeit.
5. Die hohe noth- oder weibertauff solle vor nichtig
gehalten, auch mit ernst abgeschaffen und verbot-
ten sein.
6. Das Christus, der herr, mit seinem leib nicht zu-
gleich im himel und hier unden auff erden bey brot
und wein im nachtmahl sein kenne.
7. Das Christi menscheit weder theil noch einige ge-
mein schafft mit der gotlichen allmechtigkeit habe.
8. Das die jhenigen, welche in schwerren sunden wi-
der das gewißen fallen, wie David den heiligen Geist
behalten und keins wegs verlieren.

a Textvorlage (Handschrift): LA Speyer B2-2187 pag.
273-276. Sprachlich modernisierter Abdruck: Krebs,

9. Das Got, der allmechtig, vil der menschen nur zur
ewigen verdamnus erschaffen habe, damit seine ge-
rechtigkeit an ihnen geoffenbart werde.
10. Do noch Bilder und gemälde vorhanden, sollen
bey ernster straff abgethan werden.
11. Alle kelch, so unser lieber bruder, Pfaltzgrafe
Ludwig, Churf., in die kirchen einschieben laßen,
sollen abgethan und nicht mehr denn einer vorhan-
den gebraucht werden, sonder unverzugenlich in un-
ser rent cammer verschaffen und andere an stat sil-
ber becher gebraucht werden.
12. Die privat absolution und vermahnung zum
abendmahl soll nichtig, auch nicht mehr gehalten
oder erfordert werden.
13. An stat altarien soll man hultzern tisch in der
kirchen machen und setzen lassen.
14. Kein tauffstein soll in der kirchen geduldet wer-
den.
15. An stat der kleinen runden hostien soll man brei-
te kuchen oder weck in einer schußeln uff den tisch
in der kirchen stellen, so man des hern Christi ge-
dechtniß im abendmahl halten will.
16. Welche nicht zum nachtmal nach unserm brauch
gehn wollen, sollen nicht zu gefatterschafft oder an-
dere kirchenrecht gelaßen, sonder ihnen auch dero-
wegen, da sie nit erscheinen, sie auch weltlich amp-
tern zu entsetzen. Oder in andern felln mit ihnen zu
verfahren.

Friedrich, Eine Kirchenordnung des Pfalzgrafen Johann
Casimir (1587), in: BlPfKG 36, 1969, S. 118-119.

757
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften