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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0266
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Kurpfalz

[Getreue, holdt.]
Item sonderlichen versprechen, churf.[ürstlicher]
Pfaltz, dero kirchengefellverwaltung und dißem
waißenhauß getreu und holdt zu sein, alles dasjeni-
ge, so zu nachtheil raichenk möchte, sovil ahn inen
sein würdt, helfen hindern und abwenden, dagegen
aberl deßen nutzen und verstandt zum besten befür-
deren.
[Kinderzucht.]
Undt zuvorderst soll waißenschafner und sein haus-
frau ahnstatt eines vaters und sie alß eine mutter
uber alle selbige kinder getreues und vleißigs ufse-
hens haben, sie, sovil ahn ihnen, daran sein, damit
sie zu gottseligem underricht christlicher lehr, dem
gebet, zucht und allen tugenden, auch zur arbeit,
sovil ahn inen ist, anweißen und ein erbarn, züchti-
gen wandel durchauß im hauß den kindern zue gu-
tem exempel selbst führen undt erhalten.
Und obwohl die kinder der verordneten kinder-
muter zu pfleg und wartung, dem kindervater aber
zu gottseligem underricht und lehr fürnemlich ahn-
bevolhen und undergeben, so soll doch eim schaffner
und seinem weib nichtdestoweniger obligen undt
hiemit bevolhen sein, das sie täglichenm beneben er-
melten beide personen (soviel ihnen ohngehindert
irer obligenden schaffnerei undt haußgescheften
thunlich) mit anweißung, pfleg undt gottseeliger er-
zihung der kinder sich laßen geprauchen.
[Kinderwartung an leib, essen, trincken etc.,
wohl kochen.]
Wie dann er, schaffner, und sein weib denn sonder-
baren bestelten kindervater und kindermutter auch
dahin anzuweißen, das die kinder sauber undt rei-
niglich gehalten, damit sie eußerlich an leiben vor
nachtheil, so durch unreinigkeit herrüret, bewahrt

k Wundt: gereichen.
l Fehlt bei Wundt.
m Wundt: täglich ein.
n Wundt: die.

werden. Ahn essen und drincken soll keller den kin-
dern, waß ihnen gepürt, kein mangel laßen, die speiß
recht und wohl kochen und ihnen zu gewißer stundt
wie gepreuchlich vortragen laßen.
[Fridlich wesen. besuchung und anhoren
gottlichß worts.]
Fürnemlich aber auch dahin sehen, das allenthalben
im hauß bey alten und jungen alle gottseligkeit, er-
barkeit, friedto und einigkeit erhalten, auch die pre-
digtenp göttlichs worts durch sie und alle in dißem
hauß seyende, predig zu hören taugliche personen
vleißig besucht werden und sonderlich zwischen ih-
me, seinem weib, dem kindtsvater und kindsmutter
kein zwitracht erwachse, welches dann, da jedes zu
seinem theil, was recht ist, verrichtet würdt, wohl
geschehen kann.
[Jungen zur schulen und handtwerckhen.]
Alle knaben, welche soferren erwachsen, soll er ne-
ben irem inspectore zur schulen halten und inen
durchauß kein mutwillen gestattenq, welcher dann
so weit gelangt, das er zur schulen oder einem
handtwerck tüglich, soll er ein solches der verwal-
tung und kirchenrhäten anpringen, alßdannr zu be-
velhen, ob er zum studio zu halten oder, da er un-
tauglich, daß er zum handtwerck verdingt undt das
hauß erleuchtert werde.
[Mägtlin zur arbeit anzuweisen.
Verdingung der mägtlin.]
Die meidlein sollen zu spinnen, nähen, auch anderer
hauß- und veldtarbeit je nach gelegenheit angehal-
ten werden. Welches dann dermaßen erwachßen, das
es sein brodt verdienen mag, soll schaffner dahin
trachten, da man deren im hauß oder andere spi-
thalen oder schaffnereien, da man ohne daß gesindt

o Fehlt bei Wundt.
p Wundt: predigt des.
q Wundt: verstatten.
r Wundt: als denen.

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