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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Armgart, Martin [Bearb.]; Meese, Karin [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (24. Band = Siebenbürgen): Das Fürstentum Siebenbürgen - das Rechtsgebiet und die Kirche der Siebenbürger Sachsen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30664#0211
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1b. Reformationsbüchlein 1543 - Deutsche Fassung

habenn, in welchen sy nye nichts anders ausgericht
habenn dan eytell betrigenn. Darumb fürseenn sych
hernachmals alle dye, so das ampt der Christlichen
leer und der sacrament reychung tragenn, auff das
sy mit guettenn und bewertenn lererenn unnd ge-
wisser kuntschafft der schrifft ergrundet und ge-
schykt seyenn, nicht alleyn mit redenn, sonder auch
mit erlichem lebenn und thuen, andrenn lernenn
und unterwaysen, und (so sy Gott dyenen und
streittenn ; sych yn weltliche geschefft nicht eyn wy-
klenn, durch welche das wort Gottes wirt unfrucht-
bar, sonder vor alle dyng sorg tragenn auff das heyll
und selenn selikeit des gemeynen volk, zu welchem
ampt sy sich beruffenn wol wissen. 2 v
Myr willenn auch kayne besondere vorschrey-
bung ader weyse der leer gebenn, sonder alleyn, das
man dy selbe aus guetten und bewerten lererenn ne-
men soll und eyn auffmerkung habenn yn allenn
predigenn, das nach dem text des evangely sol ge-
scheen eyn schlechte, reyne und artliche auslegung,
doch also, das an dy offemberliche schrifft und das
gewisse wort Gottes dy prediger von dem yren ader
andrer gutter meynungenn nychts zu seczenn, auch
nicht hynten lassenn dy trefflychste und nötigste
gepottf Gottes zur selikeyt und dem volk so troczer-
lich eynpyldenn, was ynnenn gefalt ader guet ader
nuczlich angeseen werdt, so gleich nicht aus Gott
wer; wanwarumb dy gutte meynungen werden an
czweyfell nyemans selyg machen, aber das gepott
Gottes ist das ewig lebenn. Darumb keyn kyrchen
dyener soll durch seyn angeborne klaffereyg9 umbe-
dacht zum prediger ampt türrenn zu trettenn und
dy czeit mit unnuczem geschwecz vorczerenn, auf
das er alleyn genueg thue der gewonheit und meyne
doselbst ethwas aus zu richtenn, so er doch nichts
fruchbars ausgericht ader volbracht hett.
Sonder eyn yeklicher predicant soll sich enthal-
tenn von ungebürlichenn faulenn possenn und un-
nuczem scheltenn ader wortstychenn, durch welche
er dy czuhörer gar offt verwenet, das sy den prädi-
canten mitsampt seynem argument der predig ver-
f Korrigiert aus: leer.
g Korrigiert aus: schweczerei.
h Korrigiert aus: namen.
9 Klaffen = schwatzen, reden; SSWb V, S. 156.

achtenn. Darumb sol eyn predicant ym eyn czyll
geseczt habenn und, auff das selb das volk wisse,
geschyklich und deutlich zu beredenn, welchs er an
guetwyllikeit der zuhörer nicht ring zu wegenn prin-
genn wirt; andere dyng eyn yeklich fleissiger und
getrewer pffarherr an dem theill wol rechtfertigenn
wirt.
[2.] Von der tauf
Was das sacrament der tauff antryfft, nach folgenn
myr dy Wyttembergische ordinacion10 und von we-
gen der baysteender czewgenn dy kynder yn Teut-
scher angeborner czungenn tauffenn und etliche
suppersticion, so zu der substancz solches sacra-
ments nichts dyenen und (als unnücze menschen
fyndt) nicht gehörenn, gar weg lassenn, synt dem
mal dy wort der gepett, ym glaubenn geredt, an sol-
che dyng wol ausrichtenn. Aber dy kynder, so wys-
lich zu zeit der nott durch dy amme fraw rechtlich
getaufft werdenn nach der meynung aller recht-
schaffener kyrchen lerer, willen myr yn keynerlay
weg zum andrenn mall wider lassenn tauffenn, wan-
warumb den sacramenten weder zu nach abgeen kan
durch die qualitet ader eygenschafft der personenn
des dyenersch. Dan auch dye canones gepyetenn,
das dy tauff, so durch eyn layen ader 3 r heyden
geschycht, zum andren mal nicht wider gescheen
soll, der gleychenn auch dy tauff, so durch keczer
und ubelthetter ym glaubennh der heiliger Dryffel-
tikeit geschycht; Ittem wider zu tauffenn eyn ke-
czer, so dy czeichen der heiliger Dryffaltikeit nach
Christlicher leer entpffangenn hat, ist genczlich sun-
de, ader wider zu tauffenn eyn Christen, ist eyn un-
ausprechliche sundt. Darumb weder dy kynder nach
Walachen11, eyns mals recht getaufft, sollenn nicht
widertaufft werdenn, zu gleycher weys auch die be-
schneydung sich nicht zympt zu andorffenn ader
widerenn12, sonder auch wiewoll bay den getauff-
tenn und der kyrchen überanthwortenn kynderenn
der kyrchen dyener gewonlicher gepet gepraucht,
10 Offenbar Martin Luther, Taufbüchlein = BSLK,
S. 534-541.
11 Die orthodoxen Rumänen.
12 Zu verändem oder auszuweiten; SSWb I, S. 113.

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