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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0220
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Stift Verden

aber des vermügens und auß schüldiger dankbar-
keit ein ubriges tun wil, dem wird solches zu desto
mehrem ruhm und ehren, auch den predigern zu
ergetzligkeit 5a ihrer gehabten mühe und angewen-
deten treu und fleisses gereichen. Der armen und
unvermügenden werden gottfürchtige theologi ohne
das zu verschönen wissen. Auf den dörfern soll in
gleichem die billigkeit gehalten und das vermügen
der armen schäfflein angesehen werden.

Von dem ministerio ecclesiastico oder ambt der
lehrer und prediger in der gemein Gottes.

(Tertia pars agendae.) 6

Es 7 ist zu der kirchen und gemeine Gottes er-
bauung, heyl und wolstand nötig nicht allein, das
die summa reiner lehr wol und ordentlich verfas-
set, auch die ordnung mit vollführung und voll-
streckung solcher lehr, caeremonien und gebrauch
der heiligen, hochw[irdigen]sacrament fürgeschrie-
ben werde, sondern es ist auch vonnöten, das tüch-
tichte, wolgeschickte und qualificierte diener zu
pfarherrn, pastorn und seelsorgern bestellet, ver-
ordnet und eingesetzet werden, durch welche die
gemelte lehr dem völklein Gottes nützlich für-
getragen und die heilige sacramenta fleissig und
treulich außgeteylet werden.

So ordnen und befehlen wir demnach, das wo
und an welchem ort in diesem unserm stift von al-
tershero ein eigene gestifte pfar, pastorey oder prae-
dicatur gewesen, das die oder dieselbe forthin auch
noch also gehalten werden und unabgengig bleyben
sollen.

So oft derhalben solche kirchenampter vacieren,
es habe gleich die iura patronatus 8 zu vorleyhen,
wer oder was standes dieselbige sein, so sollen sie
das jederzeit förderlichst und unverlängert mit
gottsfürchtigen, gelerten und erfahrnen ministris,
die sich zu unser waren christlichen und unver-

land, auch in Braunschweig-Lüneburg, wurde er in
Mengen geprägt. Vgl. F. v. Schrötter, Wörter-
buch der Münzkunde. 1930, 557 ff.

5 Der Gulden, eine Goldmünze, die seit dem 13. Jh.
in Oberitalien (Florenz, Genua) geschlagen wurde,
kam im 14. Jh. von dort nach Deutschland und wur-
de nachgeprägt. Im Unterschied zum 1559 geschaffe-
nen silbernen Reichsgulden wurde er später Goldgul-
den genannt. Vgl. F. v. Schrötter, aaO. 228ff.

5a = Vergütung; vgl. Grimm, Deutsches Wörter-

enderten Augspurgischen Confession mit herz und
mund bekennen, wiederumb bestelt und keine un-
versehen gelassen werden.

Dann durch dieselbige ministros ecclesiae redet
und handelt der ewige, allmechtige Gott mit uns
menschen und samlet ihm durch sein wort, sacra-
ment und diener eine ewige kirch aus dem mensch-
lichen geschlecht, heiliget und regieret dieselbige
auch durch seinen werden heiligen Geist, schenket
und giebt ihr umb seines lieben Sohns Jhesu Chri-
sti willen ware erkentnis seines wesens und willens,
glauben und furcht Gottes, vergebung der sünden,
erledigung vom todte, göttliche gerechticheit und
ewiges leben.

So strafft auch Gott der Herr durch das heilige
predigambt die ungehorsamen, nicht zwar mit dem
schwert und eusserlichem zwang, sondern allein
mit dem wort, nemlich mit drauung und verkündi-
gung des göttlichen zorns und der ewigen verdam-
niß, alles zu dem end, das sie Gottes gericht erken-
nen, sich bekehren und selig werden.

Dieweil dan das lehrambt in der christenheit eine
sonderliche gabe und gnade Gottes ist, wie S. Pau-
lus sagt (Eph. 4, ll 9): Er hat etliche zu apostel ge-
setzt, etlich zu propheten, etliche zu evangelisten,
etliche zu hirten und lehrern 10 etc., so ist demnach
billich, dem allmechtigen Gott dafür zu danken und
zu bitten, das er uns zugut solch ministerium er-
halten und treue arbeyter in seine ernte senden
[Mt 9, 38] und seine kirch durch dieselbigen pflan-
zen und gedeylich bauen wolle (Psal. 68).

Von ordentlichem beruff, examine und
ordination der prediger.

Wie und auf was weise die kirchendiener ordent-
lich beruffen und bestellet werden sollen, davon
saget der apostel also (Ebr. 5, ver. 4): Niemand
nimbt ihm selbs die ehre, sondern der auch beruf-

buch III (1862), 822f.

6 Das Eingeklammerte steht in der Druckvorlage ohne
Klammern am Rand.

7 Die ersten drei Absätze des Kapitels lehnen sich
sachlich, z. T. auch wörtlich an die Wolfenbüttler
KO, Sehling VI, 1, 182, an. Vgl. auch Württember-
ger KO von 1559, Ae. L. Richter II, 198 (hier Vor-
lage der Wolfenbüttler KO).

8 Vgl. unsere KO unten S. 196f. mit Anm. 48.

9 Druckvorlage: Eph. 4, 8. 10 Druckvorlage: lehren.

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