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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0517
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Emder Kirchenordnung 1594

allerley ergernisse und sunde, der kercken tom gro-
ten affbroeck, vororsaket hebbe.

De historien belangend, so up solcke festa vorord-
net, de werden sonst in erkläring der ganzen boecker
des olden unde nyen testaments ahn ehrem ort
nicht vorgeten, sonder in beter ordnung und mit
mehrer stichtunge 21 der gemeine vorgedragen.

Up solcke Sön- und festdagen kamet de gemeine
des morgens vor seß uhren in der Groten 22, darna
vor negen in beyden kercken, den middage in der
Gasthuses- 23 unde umme twe släge wedderumme in

21 = Erbauung; vgl. Schiller und Lübben IV, 397.

22 Zur Großen Kirche vgl. oben S. 371, Anm. 90.

23 Zur Gasthauskirche vgl. oben S. 370 f., Anm. 89. Für
den regelmäßigen Sonntagsgottesdienst wurde sie
seit 1575 benutzt; vgl. Protokoll des Emder Kirchen-
rats vom 5. Dezember 1575 (Band 4, Bl. 43 v): so-
voele de kercke by idt Gasthuis belangt, dar sal oock
by den erb. raadt van gesproken worden, om alle
Sondage darin to prediken. — Vom 9. Dezember 1575
(ebd. Bl. 44r): ... van des Gasthuses kercke is weder
ingebracht, dat dominus Rodolphus [vgl. oben
S. 453, Anm. 10] privaatlick mit den raatsheren Wil-
len de Vischer und Onno Thiabberinge gesproken
hefft, dewelke den broderen des consistorii belovet
hebben, by den erb. raadt mit erenst de sake willen
verrichten von des Gasthuses kercke. — Unter dem
19. Dezember 1575 (ebd. Bl. 47 v) ist notiert: Up
komstigen Sondach is by een erb. raadt voer noe-
dich angesehn, dat man to negen uren int Gasthuis
und inßgelyken to twalf uren prediken sal. Idt
twelck gescheen is. — Ebd. auf Bl. 49 v ist eingetra-
gen: Up den 25sten Decem. hefft man eerst in des
Gasthuses kercke to negen uren angevangen to pre-
diken, und dat eerste sermoon hefft gedaan dominus
Oierus Althes [vgl. oben S. 453, Anm. 10] mit goot
wolbehagent eens ers. raats.

24 E. Meiners erwähnt Emder Gesangbücher von
1529, 1551 und 1589, von denen jedenfalls das letzte
in Magdeburg gedruckt war; vgl. Meiners II, 351.
I, 171. 187. 212. Ein Exemplar des Enchiridions von
1589 aus der Universitätsbibliothek Rostock (Fm-
4268), bibliographisch beschrieben bei Borchling
und Claußen I, 1040, liegt uns gegenwärtig vor:
„ENCHIRIDION Psalmen Dauids/vndeGeistlicke
Leder. D. Mar. Luther... Magdebursch [!]“.Ganz am
Schluß des Büchleins der Hinweis auf den Verleger:
„Tho Embden By Johan Hindricks Böckvorkoper in
de golden Bibel in de Bruggestrate. Anno 1589.“ Vgl.
dazu oben S. 469, Anm. 23. Bekannt ist das Emder
Enchiridion von 1630, ebenfalls in niederdeutscher
Sprache, gedruckt bei Helwich Kallenbach zu Em-
den. Ein Exemplar befindet sich noch jetzt im Be-
sitz der „Kunst“ in Emden. Vgl. zum Emder Ge-
sangbuch von 1630 und zu weiteren Emder Gesang-
büchern Goeman in: JbE 17 (1910), 73ff. Ein 1616
zu Bremen gedrucktes Gesangbuch (u.a. mit den

der Groten Kercken tosamen, werd erstlick Godt mit
bede- und lavepsalmen na der materie der folgenden
predigt ut den saxsischen 24 und nedderländischen
psalmböckeren 25 angeropen und gelavet.

Na vollendigtem gesange gehet der dener up de
kanzel, wünschet der gemeine Gades gnade unde
barmherticheit, erinneret se ehres elends unde swack-
heit unde ermahnet to einem andechtigen, gelövigen
gebedt 26, spreckt darup den morgen dat morgen-
gebedt mit dem Vader unser 27, up ander tyden ein
anders na gelegenheit edder dat Vader unser allein,

Psalmen des Ambrosius Lobwasser [vgl. dazu oben
S. 40f., Anm. 12], in „neddersaxische sprake over-
gesettet“), herausgegeben von dem Emder Prediger
Ritzius Lucas, dem Grafen Enno III. zugeeignet und
offenbar für beide Konfessionsgruppen gedacht, ist
wohl kaum zur Geltung gelangt; vgl. W. Hollweg
in: Monatsschrift f. Gottesdienst u. kirchl. Kunst 26
(1921), 225ff.; F. Ritter in: JbE 21 (1925), 216ff.,
der noch auf ein Emder Gesangbuch von 1626 hin-
weist. Zusammenfassend über die Emder Gesang-
bücher: J. Weerda I, 72.

25 In den niederländischen Gemeinden war die gereimte
niederländische Psalmenbearbeitung des Petrus Da-
thenus von 1566 im Gebrauch; vgl. Acta der Pro-
vinzialsynode zu Dordrecht von 1574 (F. L. Rut-
gers, 142); Acta der Nationalsynode zu Dordrecht
von 1578 (Rutgers, 253); Acta der Nationalsynode
zuMiddelburg von 1581 (Rutgers, 368); Goeman,
aaO. 164ff. Näheres über Petrus Dathenus (1550
Flüchtling in England, 1555 Pfarrer der niederlän-
dischen Flüchtlingsgemeinde in Frankfurt/M., später
hauptsächlich in der Pfalz und in den Niederlanden
für den Ausbau der reformierten Kirche tätig, zu-
letzt Arzt in Husum, Stade, dann Elbing) vgl. bei
W. F. Dankbaar, RGG 3 II, 47; H. Kraft, Neue
deutsche Biographie III (1957), 521. Die Psalmen
des Dathenus in niederdeutscher Übersetzung sind
auch im Emder Enchiridion von 1589 enthalten
(freilich nicht vollständig), wie sie auch im Emder
Gesangbuch von 1630 stehen (vgl. F. Ritter in: JbE
21 [1925], 223). - Zum Gemeindegesang vgl. oben
S. 476, Anm. 5.

26 Vgl. hierzu und zum folgenden Microns Ordinan-
cien, cap. IX, unten S. 599 f. (Vermahnung zum Ge-
bet und Gebet vor der Predigt).

27 Vgl. zu dieser Stelle Lütetsburger KO, unten S. 541
mit Anm. 34 und 35. Möglicherweise ist in unserer
KO das Morgengebet aus dem in der Emder Ge-
meinde gebrauchten Dathenschen Psalmenbuch (vgl.
Anm. 25) gemeint: „De Psalmen Dauids/Ende ander
Lofsanghen / wt den Francoyschen Dichte in Neder-
lanschen ouerghesett/doer PETRVM DATHENVM.
Metgaders den Christelijcken Catechismo / Ceremo-
nien ende Ghebeden... Gheprint int Jaer ons Hee-
ren. M. D. LXVI“ (Expl. der Königl. Bibliothek
’S-Gravenhage), S. 118/119: Dat morghenghebedt.

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