Grafschaft Ostfriesland
in warer liebe one einiges ansehen der personen oder
bewegung ihrer affecten, sonder daß sie allein acht
haben auf die heiligung deines heiligen namens und
des namens deines himlischen Vaters, welchen wir
durch dich anruffen, wie wir von dir geleret sind,
sprechende:
Unser Vater, der du bist etc.
f. 23
a 1.Cor. 16[1-3]
1. Tim. 6 [17
ff.]
2. Co. 8
9
b Ephe. 4 [28]
c 2. Cor. 8 [9,
14]
Wann das gebet volendet ist, werden ihnen die
hende aufgelegt, und der diener spricht mit heller v
stimme also:
Gott der Herr und unser him|lischer Vater,der euch
zu dem dienst der diakeney beruffen hat, der re-
giere euch gendiglich mit seiner göttlichen kraft,
weißheit und gütigkeit, daß ihr in ihm wirdiglich
wandlen möget, zu seiner ehren und seiner gemeinen
besserung w, umb seines eingebornen Sons Jesu Chri-
sti, unsers Herren willen. Amen.
Nach der hendauflegung vermanet der diener die
reichen der gemeine ihres ampts (a) zu reichlichem
außteilen der almosen, und die ganze gemeine wird
vermanet x zu messigkeit und arbeit, auf daß ein je-
der etwas hab, den dürftigen mitzuteilen (b), wie
Paulus leret. Darnach vermanet er auch die armen
ihres ampts, daß sie ernstlich betten für die reichen
(c), daß der Herr ihre miltigkeit reichlich vergelten
wolle. Zuletst vermanet er auch die andere diener
und eltisten der gemeine offentlich, daß sie mit son-
derlichem fleiß aufwachen, daß dieser schöner und
notwendiger dienst der diaken durch ihre schult und
faulheit in der gemeine Christi nicht verfalle noch in
einen eitelen schein und blosen namen der diakeney
verwandelt werde, gleich wie im bapstumb gesche-
hen ist, zu einem schendlichemy raub der armen.
Wann dise vermanung geschehen ist, so vermanet
der diener die bestetigten diaken, daß sie ihnen die
gottseligkeit, bestendigkeit und treue Stephani
[Act 6, 8-7, 59] in ihrem beruf vorstellen und der-
selben nachfolgen, und daß sie nicht ergern lassen
die schmehung, lügen und lesterung der menschen,
welche gemeinlich getreue diener in diser welt leiden
müssen, sonder daß sie allezeit ansehen den stifter
ihres beruffs, von welchem sie (indem sie getreulich
beharren) entlich hören sollen: (a) Kompt her, ihr ge- aMat. 25 [34]
segneten meines Vaters, ererbet das | reich, daß euch f. 24
bereitet ist von anfang der welt. Amen.
Zu end wird gesungen: Sehet, wie lieblich und
gut, Psal. 133, zoder ein andern psalm, und also last
man die gemeine gehen im friede mit einer ernst-
lichen vermanung, daß sie ihnen alsamen die armen
lassen befohlen sein.
Cap. VIII.
Vom dienst des worts.
Es wird nimmer einige kirchenversamlung bey
uns gehalten, in welcher nicht etwas in der gemeine
auß dem wort Gottes gelehret werde, (a) zur besse- a 1. Cor. 14
rung a, vermanung und trost.
Und umb grossen und wichtigen b ursachen willen
wird die schrift nit stückweiß in den predigten, wie
in bapstum gebreuchlich, erkläret, sondern man
nimpt ein buch des alten oder neuen testaments auß
der bibel vor, dasselbige von anfang biß zum ende
außzulegen 56, auß welchem in allen predigten so viel
ordentlich vorgelesen wird, als man in einer stund
füglich und besserlich c erklären kan und außlegen.
Es werden auch die diener des worts (wenn es not
ist) vermanet, daß sie in ihren predigten nicht zu
weit von ihrem text schweifen, sonder daß sie alle
ihre lehren, vermanungen, erweckungen, straff und
tröstung auß dem gegenwertigen text (sofern es
müglich ist) nemmen sollen.
Cap. VIII
v) heller] N: luyder w) besserung] N: stichtinghe
x) die ganze gemeine wird vermanet] N: den ghemei-
nen man vermaent hy
y) N (schendlichem) z) N <Psal. 133,>
a) besserung] N: stichtinghe b) N <und wichtigen>
c) füglich und besserlich] N: stichtelick ende bequa-
melick
56 In Emden führte man die kontinuierliche Schrift-
auslegung so weit wie möglich durch, jedoch nicht
ohne Kompromiß mit dem Herkommen; vgl. oben
S. 486 mit Anm. 28f. Micron folgte in Norden der
Londoner Ordnung. Martin Faber, Pastor in Hage,
berichtet darüber am 29. März 1555 an Westphal
nach Hamburg: omissa serie evangeliorum et episto-
larum dominicalium ordine narrant totum evangeli-
stam (C. H.W. Sillem, 190; deutsch bei J. Weer-
da, Entstehung, 30). Die spätere KO für Norden-
Lütetsburg will, offenbar unter dem Eindruck der
Emder Ordnung, hierin für den Sonntagsgottes-
dienst keine Vorschriften machen; vgl. oben S. 539.
Zur Herkunft der Perikopen s. ebd. Anm. 18.
598
in warer liebe one einiges ansehen der personen oder
bewegung ihrer affecten, sonder daß sie allein acht
haben auf die heiligung deines heiligen namens und
des namens deines himlischen Vaters, welchen wir
durch dich anruffen, wie wir von dir geleret sind,
sprechende:
Unser Vater, der du bist etc.
f. 23
a 1.Cor. 16[1-3]
1. Tim. 6 [17
ff.]
2. Co. 8
9
b Ephe. 4 [28]
c 2. Cor. 8 [9,
14]
Wann das gebet volendet ist, werden ihnen die
hende aufgelegt, und der diener spricht mit heller v
stimme also:
Gott der Herr und unser him|lischer Vater,der euch
zu dem dienst der diakeney beruffen hat, der re-
giere euch gendiglich mit seiner göttlichen kraft,
weißheit und gütigkeit, daß ihr in ihm wirdiglich
wandlen möget, zu seiner ehren und seiner gemeinen
besserung w, umb seines eingebornen Sons Jesu Chri-
sti, unsers Herren willen. Amen.
Nach der hendauflegung vermanet der diener die
reichen der gemeine ihres ampts (a) zu reichlichem
außteilen der almosen, und die ganze gemeine wird
vermanet x zu messigkeit und arbeit, auf daß ein je-
der etwas hab, den dürftigen mitzuteilen (b), wie
Paulus leret. Darnach vermanet er auch die armen
ihres ampts, daß sie ernstlich betten für die reichen
(c), daß der Herr ihre miltigkeit reichlich vergelten
wolle. Zuletst vermanet er auch die andere diener
und eltisten der gemeine offentlich, daß sie mit son-
derlichem fleiß aufwachen, daß dieser schöner und
notwendiger dienst der diaken durch ihre schult und
faulheit in der gemeine Christi nicht verfalle noch in
einen eitelen schein und blosen namen der diakeney
verwandelt werde, gleich wie im bapstumb gesche-
hen ist, zu einem schendlichemy raub der armen.
Wann dise vermanung geschehen ist, so vermanet
der diener die bestetigten diaken, daß sie ihnen die
gottseligkeit, bestendigkeit und treue Stephani
[Act 6, 8-7, 59] in ihrem beruf vorstellen und der-
selben nachfolgen, und daß sie nicht ergern lassen
die schmehung, lügen und lesterung der menschen,
welche gemeinlich getreue diener in diser welt leiden
müssen, sonder daß sie allezeit ansehen den stifter
ihres beruffs, von welchem sie (indem sie getreulich
beharren) entlich hören sollen: (a) Kompt her, ihr ge- aMat. 25 [34]
segneten meines Vaters, ererbet das | reich, daß euch f. 24
bereitet ist von anfang der welt. Amen.
Zu end wird gesungen: Sehet, wie lieblich und
gut, Psal. 133, zoder ein andern psalm, und also last
man die gemeine gehen im friede mit einer ernst-
lichen vermanung, daß sie ihnen alsamen die armen
lassen befohlen sein.
Cap. VIII.
Vom dienst des worts.
Es wird nimmer einige kirchenversamlung bey
uns gehalten, in welcher nicht etwas in der gemeine
auß dem wort Gottes gelehret werde, (a) zur besse- a 1. Cor. 14
rung a, vermanung und trost.
Und umb grossen und wichtigen b ursachen willen
wird die schrift nit stückweiß in den predigten, wie
in bapstum gebreuchlich, erkläret, sondern man
nimpt ein buch des alten oder neuen testaments auß
der bibel vor, dasselbige von anfang biß zum ende
außzulegen 56, auß welchem in allen predigten so viel
ordentlich vorgelesen wird, als man in einer stund
füglich und besserlich c erklären kan und außlegen.
Es werden auch die diener des worts (wenn es not
ist) vermanet, daß sie in ihren predigten nicht zu
weit von ihrem text schweifen, sonder daß sie alle
ihre lehren, vermanungen, erweckungen, straff und
tröstung auß dem gegenwertigen text (sofern es
müglich ist) nemmen sollen.
Cap. VIII
v) heller] N: luyder w) besserung] N: stichtinghe
x) die ganze gemeine wird vermanet] N: den ghemei-
nen man vermaent hy
y) N (schendlichem) z) N <Psal. 133,>
a) besserung] N: stichtinghe b) N <und wichtigen>
c) füglich und besserlich] N: stichtelick ende bequa-
melick
56 In Emden führte man die kontinuierliche Schrift-
auslegung so weit wie möglich durch, jedoch nicht
ohne Kompromiß mit dem Herkommen; vgl. oben
S. 486 mit Anm. 28f. Micron folgte in Norden der
Londoner Ordnung. Martin Faber, Pastor in Hage,
berichtet darüber am 29. März 1555 an Westphal
nach Hamburg: omissa serie evangeliorum et episto-
larum dominicalium ordine narrant totum evangeli-
stam (C. H.W. Sillem, 190; deutsch bei J. Weer-
da, Entstehung, 30). Die spätere KO für Norden-
Lütetsburg will, offenbar unter dem Eindruck der
Emder Ordnung, hierin für den Sonntagsgottes-
dienst keine Vorschriften machen; vgl. oben S. 539.
Zur Herkunft der Perikopen s. ebd. Anm. 18.
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