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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0047
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Einleitung

I. Die Geschichte der Grafschaft Schaumburg
Die Grafschaft Schaumburg, deren Name sich von der bei Rinteln gelegenen Schaumburg (Schauenburg)
herleitet, erstreckte sich entlang der Weser vom Steinhuder Meer im Norden bis an den Teutoburger Wald
im Süden, und vom Deister im Osten bis vor die Tore der Stadt Minden im Westen1. Historisch faßbar wird
das Geschlecht der Schaumburger erstmals 1110, als Adolf I. von Lothar von Supplinburg mit der Graf-
schaft Holstein (Nordalbingien) belehnt wurde. Von dieser Belehnung her scheint der Grafentitel in der
Folge auf das Stammgebiet an der Weser übertragen worden zu sein2. Seinem Nachfolger Adolf II. gelang
es, die holsteinischen Besitzungen (Holstein und Stormarn) noch durch Wagrien zu erweitern. Im Jahr 1203
mußte Adolf III. nach Konflikten mit Dänemark auf Holstein verzichten; sein Sohn Adolf IV. setzte sich
1224 aber wieder in dessen Besitz3.
In der folgenden Generation, unter den Kindern Adolfs IV., spaltete sich das Geschlecht 1241 in eine
Kieler Linie mit Johann I. als Stammvater und eine Itzehoer Linie mit Gerhard I. als Begründer auf. Der
Besitz der Kieler Linie lag überwiegend in Holstein und Stormarn; die Residenz war Segeberg4. Innerhalb
der Itzehoer Linie kam es unter den Kindern Gerhards I. zu einer weiteren Teilung: Gerhard II. erhielt
dabei das Gebiet um Plön, Heinrich I. das Gebiet um Rendsburg und Adolf VI. Schaumburg und Pinne-
berg. Die Plöner Linie endete bereits 1390 mit Adolf IX. Sein Gebiet fiel der Rendsburger Linie zu, die aber
auch Mitte des 15. Jh. ausstarb5. Der verbliebene Agnat des holstein-schaumburgischen Geschlechts,
Otto II. aus der Schaumburger Linie, schloß 1460 mit dem dänischen König Christian I. einen Vertrag,
worin er gegen eine Zahlung von 40.000 Gulden auf die Erbansprüche am Herzogtum Schleswig und an der
Grafschaft Holstein verzichtete6. Den Schaumburgern blieb danach im Norden nur noch die Herrschaft
Holstein-Pinneberg. Der Besitzschwerpunkt des Geschlechts verlagerte sich damit in die Stammlande an
der Weser7.
Das von Adolf VI. (Regent 1290-1315) ausgehende jüngere Haus Schaumburg hatte auch noch zur
Reformationszeit Bestand. Vom 14. bis 16. Jh. stellte es eine Reihe von Bischöfen der Diözesen Minden und
Hildesheim8. Im 16. Jh. gelangten mit Adolf XIII. und seinem Bruder Anton dann sogar zwei Schaumbur-
ger auf den Stuhl des Kölner Erzbischofs9. Adolf XIII. hatte 1531 nach dem Tod seines Vaters Jobst
zunächst die Regierung der Grafschaft Schaumburg übernommen. Obwohl er bereits zahlreiche geistliche
Ämter innehatte (u.a. das eines Koadjutors des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied), verzichtete er erst
1544 zu Gunsten seines Bruders Otto IV. auf das Primogenitur- und Erbrecht10. Ein Jahr später übertrug

1 Vgl. die Beschreibung des Landes bei Schmidt, Alte
Grafschaft Schaumburg, S. 1f.
2 Vgl. Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie,
S. 8; Schindling / ziegler, Territorien 6, S. 156;
Kruppa, Herkunft, S. 119, 124-126; Husmeier, Graf
Otto IV., S. 27f.; ausführlich dazu Ulrich Lange,
Grundlagen der Landesherrschaft der Schauenburger in
Holstein, in: ZGSHG 99 (1974), S. 9-93.
3 Vgl. Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie,
S. 15 und 18; Olesen, Kampf um Holstein, S. 159f. und
168f.; Husmeier, Graf Otto IV. S. 28.
4 Vgl. Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie,
S. 25-35.

5 Ebd., S. 36-78.
6 Vgl. Ehlers, Pinneberg, S. 61ff.
7 Vgl. Steinwascher, Quellen, S. 45.
8 Vgl. die Nachweise in Bei der Wieden; Schaumburgi-
sche Genealogie und Gatz, Bischöfe, S. 796f. (Hildes-
heim) und S. 813f. (Minden); s. dazu auch Husmeier,
Graf Otto IV. S. 170-177 (Die Bistümer Minden und Hil-
desheim als Instrument schaumburgischer Familienpoli-
tik) und Bernstorf, Bischof Hermann von Minden.
9 Vgl. Gatz, Bischöfe, S. 6f., 24 und 799.
10 Abdruck der Verzichtserklärung auf das Primogenitur-
und Erbrecht in Husmeier, Graf Otto IV., S. 337-339.

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