15. Vereinbarung für das Stift Fischbeck
15. Vereinbarung für das Stift Fischbecka
27. Oktober 1602
Zu wißen sei jedermenniglich, alß zwischen dem
wolgebornen graven und hern, hern Ernsten, graven
zu Holstein, Schaumburgk und Sternbergh, hern zu
Gehmen etc., an einem, und den würdigen, erbarn
und andechtigen, Agnesen von Mandelßloh, ab-
tißin1, Giesel von Dorgeloh, priorin2, Catharina von
Bardela, schafferin3, und gantzer convent des stiffts
Visbeck, am andern theil, etzliche geringe mißver-
stende unnd irrunge, so bei voriger regierung einge-
rißen, entstanden, das demnach ereugete4 gebrechen
mit beiderseits gnedigem und gutem fürwißen, ver-
willigungh und beliebung gründtlichen, allerhandt
weitleufftigkeiten zuverhüten, verglichen und fol-
gender gestaldt vertragen und beigelegtt worden:
Anfengklich und zum ersten soll auf alle und jede
felle, wen eine ebtißin verstirbet oder resignirt, dem
convente libera electio, eine andere dazu qualificirte
stifftsperson ihres mittelß5 zuerwählen, wie dan
auch, wen die darunter nicht vorhanden, auß einem
andern benachbarten evangelischen stifft eine solche
person zur ebtißin zu postuliren6, frey und unverhin-
dert bleiben, jedoch, da dieselbige auß einem andern
stifft erfurdert, wolgedachten graven und seinen er-
a Textvorlage (Handschrift): NLA Bückeburg L 0 (Ca-
paunsche Sammlung), Nr. 549, Bl. 282r-283v.
1 Agnese von Mandelsloh, * 1556 in Amedorf (bei
Schwarmstedt), zunächst Erziehung im Stift Obernkir-
chen, ab 1569 dann Konventualin in Fischbeck,
1580-1582 dort Küsterin. Das Amt der Äbtissin hatte sie
von 1587 bis 1625 inne. Bei der Eroberung des Stifts
durch die Truppen Tillys wurde sie 1625 so schwer ver-
letzt, daß sie nach wenigen Tagen starb. Vgl. Niedersäch-
sisches Klosterbuch 1, S. 417; Helmbold, Geschichte
Fischbeck, S. 108; Oldermann, Stift Fischbeck,
S. 106, 112, 114-124, 128-131, 150, 160, 176, 225 und
265.
2 Gisela (oder Gisula) von Dörgeloh, aus dem Ort Welpe
bei Vechta, † 1612. Sie war in den Jahren 1586-1602
Priorin des Stifts Fischbeck; danach scheint dieses Amt
abgeschafft worden zu sein. Vgl. Helmbold, Geschich-
ben und nachkommenden regierenden graven zu
Holstein-Schaumburgk wiederig oder auß erhebli-
chen ursachen unleidtlich, das sie alßdan zu der elec-
tion oder postulation einer andern person, die ihnen
nicht ungelegen, schreiten mugen. |282v|
Zum andern soll die ebttißen itzo und in künfftig
befugt und mechtig sein, erliche adeliche junkfra-
wen, so zum closterleben geneigt und willig, auß der
graffschafft Schaumburgk oder, da die dazu kein
lust haben oder undüchtig befunden werden, auß
den benachbarten fürstenthumben, graf- und her-
schaften an der abgehenden statt zu conventualen
ein- und anzunehmen, jedoch soll hirunter kein ge-
ferde7 gepraucht werden.
Vors dritte soll die ebtißin bemechtiget sein und
bleiben, iderzeit einen ambtmann, wie auch ander
closter gesinde anzunehmen, zubestellen, zubeeidi-
gen und nach befindung wieder abzuschaffen8, je-
doch das sich der amptmann bei den regierenden
grafen zu Holstein-Schauenburgk nicht ver-
schalckt9, sondern zeit seines lebens unverweißlich
gehalten, und der graf, denselben nicht zu dulden,
te Fischbeck, S. 112; Oldermann, Stift Fischbeck,
S. 110f., 116 und 119.
3 Bei der Namensform Bardela handelt es sich wohl um
eine Verschreibung von Bardeleben. Eine Katharina von
Bardeleben findet erstmals 1581 Erwähnung als Kon-
ventualin in Fischbeck. Von 1597 bis 1620 bekleidete sie
das Amt der Schaffnerin. Sie starb 1636, drei Jahre nach
ihrer Schwester Anna, die ebenfalls dem Stift angehörte.
Vgl. Helmbold, Geschichte Fischbeck, S. 113; Ol-
dermann, Stift Fischbeck, S. 116 und 119.
4 Zugetragene, s. Grimm, DWb 3, Sp. 784f. und 788f.
5 Aus ihrer Mitte.
6 Ernennen, s. Niermeyer 2, S. 1067.
7 Mißbrauch, Täuschung, s. FWb 6, Sp. 430-432.
8 Zu entlassen, s. DRW 1, Sp. 231.
9 Sich nicht schlecht aufführt, s. Grimm, DWb 25,
Sp.1055.
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15. Vereinbarung für das Stift Fischbecka
27. Oktober 1602
Zu wißen sei jedermenniglich, alß zwischen dem
wolgebornen graven und hern, hern Ernsten, graven
zu Holstein, Schaumburgk und Sternbergh, hern zu
Gehmen etc., an einem, und den würdigen, erbarn
und andechtigen, Agnesen von Mandelßloh, ab-
tißin1, Giesel von Dorgeloh, priorin2, Catharina von
Bardela, schafferin3, und gantzer convent des stiffts
Visbeck, am andern theil, etzliche geringe mißver-
stende unnd irrunge, so bei voriger regierung einge-
rißen, entstanden, das demnach ereugete4 gebrechen
mit beiderseits gnedigem und gutem fürwißen, ver-
willigungh und beliebung gründtlichen, allerhandt
weitleufftigkeiten zuverhüten, verglichen und fol-
gender gestaldt vertragen und beigelegtt worden:
Anfengklich und zum ersten soll auf alle und jede
felle, wen eine ebtißin verstirbet oder resignirt, dem
convente libera electio, eine andere dazu qualificirte
stifftsperson ihres mittelß5 zuerwählen, wie dan
auch, wen die darunter nicht vorhanden, auß einem
andern benachbarten evangelischen stifft eine solche
person zur ebtißin zu postuliren6, frey und unverhin-
dert bleiben, jedoch, da dieselbige auß einem andern
stifft erfurdert, wolgedachten graven und seinen er-
a Textvorlage (Handschrift): NLA Bückeburg L 0 (Ca-
paunsche Sammlung), Nr. 549, Bl. 282r-283v.
1 Agnese von Mandelsloh, * 1556 in Amedorf (bei
Schwarmstedt), zunächst Erziehung im Stift Obernkir-
chen, ab 1569 dann Konventualin in Fischbeck,
1580-1582 dort Küsterin. Das Amt der Äbtissin hatte sie
von 1587 bis 1625 inne. Bei der Eroberung des Stifts
durch die Truppen Tillys wurde sie 1625 so schwer ver-
letzt, daß sie nach wenigen Tagen starb. Vgl. Niedersäch-
sisches Klosterbuch 1, S. 417; Helmbold, Geschichte
Fischbeck, S. 108; Oldermann, Stift Fischbeck,
S. 106, 112, 114-124, 128-131, 150, 160, 176, 225 und
265.
2 Gisela (oder Gisula) von Dörgeloh, aus dem Ort Welpe
bei Vechta, † 1612. Sie war in den Jahren 1586-1602
Priorin des Stifts Fischbeck; danach scheint dieses Amt
abgeschafft worden zu sein. Vgl. Helmbold, Geschich-
ben und nachkommenden regierenden graven zu
Holstein-Schaumburgk wiederig oder auß erhebli-
chen ursachen unleidtlich, das sie alßdan zu der elec-
tion oder postulation einer andern person, die ihnen
nicht ungelegen, schreiten mugen. |282v|
Zum andern soll die ebttißen itzo und in künfftig
befugt und mechtig sein, erliche adeliche junkfra-
wen, so zum closterleben geneigt und willig, auß der
graffschafft Schaumburgk oder, da die dazu kein
lust haben oder undüchtig befunden werden, auß
den benachbarten fürstenthumben, graf- und her-
schaften an der abgehenden statt zu conventualen
ein- und anzunehmen, jedoch soll hirunter kein ge-
ferde7 gepraucht werden.
Vors dritte soll die ebtißin bemechtiget sein und
bleiben, iderzeit einen ambtmann, wie auch ander
closter gesinde anzunehmen, zubestellen, zubeeidi-
gen und nach befindung wieder abzuschaffen8, je-
doch das sich der amptmann bei den regierenden
grafen zu Holstein-Schauenburgk nicht ver-
schalckt9, sondern zeit seines lebens unverweißlich
gehalten, und der graf, denselben nicht zu dulden,
te Fischbeck, S. 112; Oldermann, Stift Fischbeck,
S. 110f., 116 und 119.
3 Bei der Namensform Bardela handelt es sich wohl um
eine Verschreibung von Bardeleben. Eine Katharina von
Bardeleben findet erstmals 1581 Erwähnung als Kon-
ventualin in Fischbeck. Von 1597 bis 1620 bekleidete sie
das Amt der Schaffnerin. Sie starb 1636, drei Jahre nach
ihrer Schwester Anna, die ebenfalls dem Stift angehörte.
Vgl. Helmbold, Geschichte Fischbeck, S. 113; Ol-
dermann, Stift Fischbeck, S. 116 und 119.
4 Zugetragene, s. Grimm, DWb 3, Sp. 784f. und 788f.
5 Aus ihrer Mitte.
6 Ernennen, s. Niermeyer 2, S. 1067.
7 Mißbrauch, Täuschung, s. FWb 6, Sp. 430-432.
8 Zu entlassen, s. DRW 1, Sp. 231.
9 Sich nicht schlecht aufführt, s. Grimm, DWb 25,
Sp.1055.
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