16. Anweisungen für die Visitation des Stifts Obernkirchen
ben, was uns zue dieser anordnung, neben unserm
gnedigen grues, bewogenο, anzeigen sollen.
Ob wir nunp wol nicht gemeinet 8, unser klosters ein-
kommen, wie die itzo erhoben, zu etwas anders zu-
wenden, sondern zu ufferziehung der zarten jugent
gern laßen, so wolle uns doch daneben als dem lan-
deshern gepuren, dahin zutrachten, das alle unor-
denung abgeschaffet und, was zerruttet, in einen be-
ßern stand qgebracht werdeq etc. Hetten derwegen
bevolen, fleißige erkundigung zunemen und ein jede
closter- |43r| person separatim abzuhören9, was die
vor sich an mangeln odder sunsten berichten und
anzeigen konten, damit solchs an uns gebracht und
wir dann gepurlich remedirn10 mochten. Und sollen
demnach, rwenn solche general frage vergangenr, uff
volgende interrogatorie gedachte personen befragen,
mit fleiß doppelt verzeichnen laßen und daraus
unss vollstendige relation thuen:
1. Anfengklich, wie sie es hielten mitt singen und
betten, ob auch die teutsche Biblia, wie in refor-
mierten1 clostern gepreuchlich, unter der malzeit
uund sonstenu verlesen, auch teutsche senge neben
den lateinisch vin der kirchv gehalten wurden.
2. Da es nicht bescheen, warumb das solchs verplie-
ben, und ob auch eine odder ander person dem pabs-
thumb noch anhengig, pabstische bucher liese und
andern reihten zue lesen11. Obs wnicht innen odder
außerhalb unser graveschafft ein groß ergernis gebe,
das man sogar den gotts dienst in unbekanter spra-
che verrichten wolle, welches nirgent in einigem
evangelischem kloster breuchlichw .
o Korr. in A aus: anmelden sollen, auch weiter.
p Erg. über der Zeile in A.
q-q Korr. in A aus: zubringen.
r-r Erg. am Rand in A.
s Erg. über der Zeile in A.
t Erg. am Rand in A.
u-u Erg. über der Zeile in A.
v-v Erg. am Rand in A.
w-w Erg. am Rand in A.
x[3. Ob sie sich auch zu dem heiligen sacrament hiel-
ten; ob sie es in der communion neben andern emp-
fangen.] x
4. Ob auch jemanden ergernis mit fluchen und
schweren odder sonsten gebe. |43v |
5. Wie es mit den jarlichen rechnungen gehalten; ob
die auch den jungfrauen beschen.
6. Wie hoch die beschwerung zu der zeit, da diese
domina vorgesetzet, sich erstrecken.
7. Wie viel daran abgetragen und was noch abzu-
tragen.
8. Ob auch die jungkfrawen mitt notturftigem un-
terhalt versehen und irgent mangel erscheine.
9. Ob sie auch sonsten mangel oder beschwerung ei-
ner uber den andern anzuziehen12, ob auch die
jungkfrawen der domina gepurlichen gehorsam lei-
sten oder hinwider die domina dargegen sich gegen
sie verhalte.
10. Ob auch die gebeute13 gebeßert werden odder
verfallen.
Was nun heruff vor außagen ervolgen, sollen uns
mitt fleis vorgetragen und darauff unser ferner be-
velch erwartet werden. Es sollen auch unsere abge-
ordente nach bescheen bedingungen nachmals den
jungfrawen vermelden, |44r| das sich keine wol
frembd laßen vorkommen, das unser diese visitation
angeordnet, noch sich derselben, weil sie inen selbst
zum besten gemeinet, beschweren, sondern ver-
x-x Dieser Artikel ist durchgestrichen.
8 Nicht im Sinn haben, s. FWb 6, Sp. 844f.
9 Zu verhören, s. FWb 1, Sp. 174.
10 (In seiner guten Ordnung) wiederherstellen, s. DRW 11,
Sp. 863.
11 Anderen zur Lektüre rieten.
12 Anzuführen, zu erwähnen, s. FWb 1, Sp. 1615f.
13 Gebäude.
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ben, was uns zue dieser anordnung, neben unserm
gnedigen grues, bewogenο, anzeigen sollen.
Ob wir nunp wol nicht gemeinet 8, unser klosters ein-
kommen, wie die itzo erhoben, zu etwas anders zu-
wenden, sondern zu ufferziehung der zarten jugent
gern laßen, so wolle uns doch daneben als dem lan-
deshern gepuren, dahin zutrachten, das alle unor-
denung abgeschaffet und, was zerruttet, in einen be-
ßern stand qgebracht werdeq etc. Hetten derwegen
bevolen, fleißige erkundigung zunemen und ein jede
closter- |43r| person separatim abzuhören9, was die
vor sich an mangeln odder sunsten berichten und
anzeigen konten, damit solchs an uns gebracht und
wir dann gepurlich remedirn10 mochten. Und sollen
demnach, rwenn solche general frage vergangenr, uff
volgende interrogatorie gedachte personen befragen,
mit fleiß doppelt verzeichnen laßen und daraus
unss vollstendige relation thuen:
1. Anfengklich, wie sie es hielten mitt singen und
betten, ob auch die teutsche Biblia, wie in refor-
mierten1 clostern gepreuchlich, unter der malzeit
uund sonstenu verlesen, auch teutsche senge neben
den lateinisch vin der kirchv gehalten wurden.
2. Da es nicht bescheen, warumb das solchs verplie-
ben, und ob auch eine odder ander person dem pabs-
thumb noch anhengig, pabstische bucher liese und
andern reihten zue lesen11. Obs wnicht innen odder
außerhalb unser graveschafft ein groß ergernis gebe,
das man sogar den gotts dienst in unbekanter spra-
che verrichten wolle, welches nirgent in einigem
evangelischem kloster breuchlichw .
o Korr. in A aus: anmelden sollen, auch weiter.
p Erg. über der Zeile in A.
q-q Korr. in A aus: zubringen.
r-r Erg. am Rand in A.
s Erg. über der Zeile in A.
t Erg. am Rand in A.
u-u Erg. über der Zeile in A.
v-v Erg. am Rand in A.
w-w Erg. am Rand in A.
x[3. Ob sie sich auch zu dem heiligen sacrament hiel-
ten; ob sie es in der communion neben andern emp-
fangen.] x
4. Ob auch jemanden ergernis mit fluchen und
schweren odder sonsten gebe. |43v |
5. Wie es mit den jarlichen rechnungen gehalten; ob
die auch den jungfrauen beschen.
6. Wie hoch die beschwerung zu der zeit, da diese
domina vorgesetzet, sich erstrecken.
7. Wie viel daran abgetragen und was noch abzu-
tragen.
8. Ob auch die jungkfrawen mitt notturftigem un-
terhalt versehen und irgent mangel erscheine.
9. Ob sie auch sonsten mangel oder beschwerung ei-
ner uber den andern anzuziehen12, ob auch die
jungkfrawen der domina gepurlichen gehorsam lei-
sten oder hinwider die domina dargegen sich gegen
sie verhalte.
10. Ob auch die gebeute13 gebeßert werden odder
verfallen.
Was nun heruff vor außagen ervolgen, sollen uns
mitt fleis vorgetragen und darauff unser ferner be-
velch erwartet werden. Es sollen auch unsere abge-
ordente nach bescheen bedingungen nachmals den
jungfrawen vermelden, |44r| das sich keine wol
frembd laßen vorkommen, das unser diese visitation
angeordnet, noch sich derselben, weil sie inen selbst
zum besten gemeinet, beschweren, sondern ver-
x-x Dieser Artikel ist durchgestrichen.
8 Nicht im Sinn haben, s. FWb 6, Sp. 844f.
9 Zu verhören, s. FWb 1, Sp. 174.
10 (In seiner guten Ordnung) wiederherstellen, s. DRW 11,
Sp. 863.
11 Anderen zur Lektüre rieten.
12 Anzuführen, zu erwähnen, s. FWb 1, Sp. 1615f.
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