21. Kirchenordnung
Diese grosse ding kan niemand außreden. Aber da-
bey sollen wir gleichwol lernen als kleine Kindlein,
das Gottes gerechter Wille ist, daß wir uns unter ihn
warhafftiglich demütigen sollen und dem Herrn
Christo im Leiden nach unser geringen maß folgen
unnd hernach in ewigkeit umb seinet willen Göttli-
cher Weißheit, gerechtigkeit und frewden theilhaff-
tig sein. |84|
Die dritte ursach ist der Teuffel wüten, die wider die
Kirche grimmiger sind denn wider andere Völcker.
Denn sie sind Gott und dem Herrn Christo feind
unnd suchen, wie sie Gott lesteren und schenden
können und von Gott viel Menschen reissen und
verderben. Dieses ist ein besonderer streit und sol
uns tröstlich seyn, wie es auch allen Christlichen
Menschen ist, daß der Herr Christus spricht: Nie-
mandt wird mir meine Schäflein aus meiner Hand
reissen131.
Dieweil die Teuffel uns feindt sind, fürnemblich dar-
umb, daß sie Gott und den Herrn Christum und den
heiligen Geist schenden und lesteren wöllen, So sol-
len wir gewißlich wissen, das Gott uns armen Men-
schen helffen wil umb seiner Ehre willen. Dann die
Teuffel suchen unser elend fürnemblich, daß sie
Gott schenden. Dieses ist offt zubetrachten. Und
sollen wir uns trösten mit diesem Spruch: Der Sohn
Gottes ist erschienen, daß er des Teuffels Werck
zerstöre132. |85|
Die vierdte ursach ist das besonder Exempel, damit
nicht alle Heiligen beladen werden. Daß die hohen
Heupter in der Kirchen Christus: Abel, Esaias, Je-
remias, Petrus, Paulus etc., getödtet werden, ist ein
öffentlich Zeugnus, das ein ander Leben und Gericht
nach diesem zeitlichen Leben folgen wird. Dann die-
weil ihnen Gott zuvor Zeugnus geben hat mit vielen
öffentlichen gewissen Zeichen, mit aufferweckung
der Todten und anderen Zeichen, daß gewißlich
Gott sey und daß sie Gott gefellig sind und das ihre
Lehre recht sey, und sie itzund133 von den feinden
ermordet werden, muß folgen, das noch ein ander
Gericht sey, darin Gott wiederumb erkleren wird,
daß diese seine Prediger recht sind, welchen er zuvor
zeugnus gegeben hat, und das die Feind unrecht
sind und gestraffet werden.
Die fünffte ursach ist: Gott wil, das vieler Heiligen
Leiden, Verfolgung und Tod, welche sie von wegen
der Bekentnus tragen, Zeugnus sind, daß sie die
Lehre gewißlich für warhafftig |86| halten und nicht
zweiffelen, Gott werde hernach in ewigkeit seiner
Warheit zeugnus geben. Dann so man sihet, daß sie
von wegen der Lehre solches elend und den Tod lei-
den, ist daraus zu mercken, das sie die Lehre gewiß-
lich für warhafftig halten. Denn wer willig den Tod
leidet, hofft ein ander Leben.
Und ist in Summa Göttlicher Rath und Wille, das
die Kirche unter dem Creutz sey. Und ist solches
durch Göttliche Weißheit und Gerechtigkeit also be-
schlossen, wenn wir gleich nicht alle ursachen be-
trachten können. Doch ist die fürnembste ursach
klar, nemblich, das Gott wil, das die sündige Natur
zerbrochen werde. Von dieser ursach redet Paulus
Rom. 8 [10]: Der Leib steckt im Tode umb der Sün-
de willen. Dieses alles ist geredet von unserm Lei-
den, aber das leiden und der gantze gehorsamb des
Herrn Christi hat eine besondere ursach, nemblich,
das es die Bezahlung hat seyn sollen für uns al-
le134. Und sollen alle Prediger von un- |87| terschied
des Leidens Christi und unsers gemeinen Leidens die
Leute fleissig berichten.
Nachdem nun dieses gesagt ist, das die Kirche unter
dem Creutz ligt, sollen wir auch wissen, welches der
fürnembste und krefftigste Trost sey. Denn die Hei-
den mussen auch viel leiden und, wie zuvor gesagt
ist135, der Gottlose Schecher hengt am Creutz wie
der ander. Sie haben aber keinen Trost, der leben
und frewd an Gott bringe.
131 Joh 10,28. 134 Vgl. Mk 10,45.
132 1Joh 3,8. 135 S. 119.
133 Jetzt.
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Diese grosse ding kan niemand außreden. Aber da-
bey sollen wir gleichwol lernen als kleine Kindlein,
das Gottes gerechter Wille ist, daß wir uns unter ihn
warhafftiglich demütigen sollen und dem Herrn
Christo im Leiden nach unser geringen maß folgen
unnd hernach in ewigkeit umb seinet willen Göttli-
cher Weißheit, gerechtigkeit und frewden theilhaff-
tig sein. |84|
Die dritte ursach ist der Teuffel wüten, die wider die
Kirche grimmiger sind denn wider andere Völcker.
Denn sie sind Gott und dem Herrn Christo feind
unnd suchen, wie sie Gott lesteren und schenden
können und von Gott viel Menschen reissen und
verderben. Dieses ist ein besonderer streit und sol
uns tröstlich seyn, wie es auch allen Christlichen
Menschen ist, daß der Herr Christus spricht: Nie-
mandt wird mir meine Schäflein aus meiner Hand
reissen131.
Dieweil die Teuffel uns feindt sind, fürnemblich dar-
umb, daß sie Gott und den Herrn Christum und den
heiligen Geist schenden und lesteren wöllen, So sol-
len wir gewißlich wissen, das Gott uns armen Men-
schen helffen wil umb seiner Ehre willen. Dann die
Teuffel suchen unser elend fürnemblich, daß sie
Gott schenden. Dieses ist offt zubetrachten. Und
sollen wir uns trösten mit diesem Spruch: Der Sohn
Gottes ist erschienen, daß er des Teuffels Werck
zerstöre132. |85|
Die vierdte ursach ist das besonder Exempel, damit
nicht alle Heiligen beladen werden. Daß die hohen
Heupter in der Kirchen Christus: Abel, Esaias, Je-
remias, Petrus, Paulus etc., getödtet werden, ist ein
öffentlich Zeugnus, das ein ander Leben und Gericht
nach diesem zeitlichen Leben folgen wird. Dann die-
weil ihnen Gott zuvor Zeugnus geben hat mit vielen
öffentlichen gewissen Zeichen, mit aufferweckung
der Todten und anderen Zeichen, daß gewißlich
Gott sey und daß sie Gott gefellig sind und das ihre
Lehre recht sey, und sie itzund133 von den feinden
ermordet werden, muß folgen, das noch ein ander
Gericht sey, darin Gott wiederumb erkleren wird,
daß diese seine Prediger recht sind, welchen er zuvor
zeugnus gegeben hat, und das die Feind unrecht
sind und gestraffet werden.
Die fünffte ursach ist: Gott wil, das vieler Heiligen
Leiden, Verfolgung und Tod, welche sie von wegen
der Bekentnus tragen, Zeugnus sind, daß sie die
Lehre gewißlich für warhafftig |86| halten und nicht
zweiffelen, Gott werde hernach in ewigkeit seiner
Warheit zeugnus geben. Dann so man sihet, daß sie
von wegen der Lehre solches elend und den Tod lei-
den, ist daraus zu mercken, das sie die Lehre gewiß-
lich für warhafftig halten. Denn wer willig den Tod
leidet, hofft ein ander Leben.
Und ist in Summa Göttlicher Rath und Wille, das
die Kirche unter dem Creutz sey. Und ist solches
durch Göttliche Weißheit und Gerechtigkeit also be-
schlossen, wenn wir gleich nicht alle ursachen be-
trachten können. Doch ist die fürnembste ursach
klar, nemblich, das Gott wil, das die sündige Natur
zerbrochen werde. Von dieser ursach redet Paulus
Rom. 8 [10]: Der Leib steckt im Tode umb der Sün-
de willen. Dieses alles ist geredet von unserm Lei-
den, aber das leiden und der gantze gehorsamb des
Herrn Christi hat eine besondere ursach, nemblich,
das es die Bezahlung hat seyn sollen für uns al-
le134. Und sollen alle Prediger von un- |87| terschied
des Leidens Christi und unsers gemeinen Leidens die
Leute fleissig berichten.
Nachdem nun dieses gesagt ist, das die Kirche unter
dem Creutz ligt, sollen wir auch wissen, welches der
fürnembste und krefftigste Trost sey. Denn die Hei-
den mussen auch viel leiden und, wie zuvor gesagt
ist135, der Gottlose Schecher hengt am Creutz wie
der ander. Sie haben aber keinen Trost, der leben
und frewd an Gott bringe.
131 Joh 10,28. 134 Vgl. Mk 10,45.
132 1Joh 3,8. 135 S. 119.
133 Jetzt.
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