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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0200
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Goslar

communis. Im Jahr 1297 wurde die Zahl der Kanonikate auf 24 festgeschrieben; bis 1471 war ihre Zahl auf
18 geschmolzen; Anfang des 17. Jh. bestanden dann nurmehr zwölf Kanonikate. Söhne aus Goslarer Bür-
gerfamilien erscheinen erstmals in der zweiten Hälfte des 13. Jh. unter den Chorherren. Im Jahr 1803 wurde
das Stift aufgehoben61.
Wohl ebenfalls auf die Zeit Heinrichs III. geht das auf dem Petersberg östlich der Stadt gelegene Peters-
stift zurück. 1062 übertrug Heinrich IV. das Stift dem Bischof von Hildesheim. Die Chorherrenpfründen
hatten zunächst Söhne des umliegenden Adels inne; im 14. und 15. Jh. kamen aber immer mehr Kanoniker
aus bürgerlichen Familien. Die Pröpste des Petersstiftes gehörten jeweils zugleich dem Domkapitel in
Hildesheim an; der bekannteste unter ihnen war der spätere Kölner Erzbischof und Erzkanzler von Italien
Rainald von Dassel. Ab dem 14. Jh. hatte das Stift vermehrt mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.
Im Jahr 1527 wurde es dann ein Opfer des Konflikts zwischen der Stadt Goslar und Heinrich von Braun-
schweig-Wolfenbüttel. Nach der Zerstörung der Stiftsgebäude übersiedelten die Geistlichen in die Stadt und
feierten ihre Gottesdienste in der Katharinenkapelle, deren Patronat das Stift besaß. Nach Annahme der
Reformation durch das Kapitel wurde der Gottesdienst mit dem der Kanoniker des Stifts St. Simon und
Judas zusammengelegt62.
Das auf dem Georgenberg angesiedelte Stift St. Georg führte seine Entstehung auf König Konrad II.
zurück; urkundliche Erwähnung findet es jedoch erstmals 1108, als Heinrich V. das Haus an das Hochstift
Hildesheim übertrug. 1126 erfolgte dann seine Umwandlung vom Kollegiat- in ein Augustinerchorherren-
stift. Nachdem der erste Anlauf zu einer Reform 1437 noch am Widerstand des Kapitels gescheitert war,
wurde das Stift in den neunziger Jahren des 15. Jh. durch die Windesheimer Kongregation erneuert. Wie das
Petersstift wurde auch das Stift auf dem Georgenberg 1527 ein Opfer des Konflikts zwischen der Stadt und
dem Herzog von Braunschweig. Die Chorherren führten ihre Gemeinschaft daraufhin auf dem Grauhof
(einem ehemaligen Wirtschaftshof) weiter. Nach Einführung der Reformation im Herzogtum Braun-
schweig-Wolfenbüttel wurden die Kanoniker, die weiterhin an der katholischen Lehre festhielten, von dort
vertrieben. Einige Jahrzehnte später endete dann das Klosterleben auf dem Grauhof63.
Vor den Stadtmauern befand sich auch das zweite Augustinerchorherrenstift Riechenberg, das im Jahr
1117 von Petrus, einem Kanoniker von St. Simon und Judas, und dessen Verwandten gegründet wurde. Die
geistliche Jurisdiktion des Stifts lag in den Händen des Bischofs von Hildesheim. Im Jahr 1432 fand das
Stift Aufnahme in die Windesheimer Kongregation; dies führte zu einem rapiden Anstieg der Mitgliederzahl
des Konvents und auch zu einer finanziellen Gesundung des nach einem Großbrand 1278 wirtschaftlich
angeschlagenen Stifts. Mit der Hildesheimer Stiftsfehde fiel Riechenberg an die Herzöge von Braunschweig-
Wolfenbüttel. Ein kurzzeitiger Reformationsversuch im Rahmen der Besetzung des Herzogtums durch den
Schmalkaldischen Bund endete mit der Rückkehr Herzog Heinrichs d. J. in sein Land (s. unten). Erst
dessen Nachfolger, Herzog Julius, führte 1568 die Reformation in Riechenberg ein64.
Von eher untergeordneter Bedeutung waren die beiden Goslarer Niederlassungen der Ritterorden: Im
Jahr 1227 schenkte der Reichsvogt Giselbert dem Deutschen Orden das von ihm gestiftete Armenhospital
an der Königsbrücke am nördlichen Abschluß des Pfalzbezirks. Die Entwicklung der Goslarer Niederlas-
sung entsprach aber nicht den Erwartungen des Deutschen Ordens. Darüber hinaus entstand dem Spital

61 Vgl. Lex. d. MA. 4, Sp. 1569f.; Niedersächsisches Kloster-
buch 2, S. 489-506; Lohse, Dauer der Stiftung, S. 45-
116.
62 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 2, S. 506-511; Elke
Frobese, Verfassungs- und Besitzgeschichte des Stifts
St. Peter in Goslar, in: Braunschweigische Heimat 75
(1989), S. 5-50.
63 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 2, S. 481-489; Hdb.

der historischen Stätten 2, S. 181f.; Maria Kapp, Die
ehemalige Stiftskirche St. Georg in Goslar-Grauhof. Bau-
geschichte und Inventar, in: Die Diözese Hildesheim in
Vergangenheit und Gegenwart. Jahrbuch des Vereins für
Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim 66 (1998),
S.147-173.
64 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 3, S. 1307-1314; Hdb.
der historischen Stätten 2, S. 392f.

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