Goslar
rung der Reformation zu unterbinden. Als Herzog Julius 1568 nach seinem Regierungsantritt die Refor-
mation im Kloster Frankenberg einführte, bestand der Konvent nur noch aus wenigen Frauen70.
II. Die Reformation in Goslar
A. Die Einführung der Reformation
Wie in anderen Regionen des Reiches faßte die Reformation auch in Niedersachsen zunächst in den Städten
Fuß71. Neben Goslar konnte sie sich u.a. in Braunschweig, Göttingen, Hannover und Lüneburg durchset-
zen. In fast allen Städten kam es bei der Einführung der Reformation zu sozialen Unruhen72.
1. Die politischen Rahmenbedingungen in Goslar
In Goslar war die Einführung der Reformation und der weitere Verlauf der kirchlichen Erneuerung sehr
stark von den Auseinandersetzungen der Stadt mit Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel
geprägt. Der Sieg Heinrichs in der Hildesheimer Stiftsfehde 1518-1523 trug dem Herzog große Gebiete des
Hochstifts Hildesheim ein; darunter befanden sich auch Ämter in der Umgebung Goslars73. Darüber hinaus
spülte der Sieg erhebliche Mittel in die Kassen des bislang stets von Geldnöten geplagten Herzogs. Diese
Mittel nutzte Heinrich 1525 und 1526 zunächst zur Auslösung der an die Stadt Goslar verpfändeten Forste
und am 14. Februar 1527 dann zum Rückkauf des Pfandlehens am Goslarer Bergwerk. Mit dem Pfandlehen
beanspruchte Herzog Heinrich zugleich das gesamte Bergregal über den Rammelsberg (auch den Bergzehn-
ten und das Berggericht), das sich seit mehr als 150 Jahren in den Händen der Stadt befunden hatte. Durch
die Erhöhung der Preise für Holz und Kohle übte er massiven wirtschaftlichen Druck auf die Stadt aus74.
Aufgrund der herzoglichen Maßnahmen lag der Bergbau am Rammelsberg längere Zeit still, was zu Unru-
hen unter den Knappen führte. Die Stadt strengte deshalb 1527 einen Prozeß vor dem Reichskammerge-
richt gegen den Herzog an. Als Heinrich wegen des Konflikts mit der Stadt im Juli 1527 Truppen in das
Stift Riechenberg legte, zerstörte eine Volksmenge die Gebäude der auf dem Georgenberg und auf dem
Petersberg gelegenen Stifte, die Johanniskirche im Bergdorf und die vor dem Vitustor gelegene Heilig-Grab-
Kapelle, um dem Herzog die Möglichkeit zur Belagerung der Stadt zu nehmen. Daraufhin strengte der
Herzog nun seinerseits, zusammen mit dem Propst des Augustinerchorherrenstifts auf dem Georgenberg,
einen Prozeß wegen Landfriedensbruch gegen die Stadt vor dem Reichskammergericht an75.
Der Konflikt Goslars mit dem Herzog hatte starken Einfluß auf die Haltung des Rates und der Stadt-
gemeinde zur Reformation. Der Rat betrachtete den Kaiser als wichtige Stütze im Kampf gegen den
Herzog. Aus diesem Grund war er bemüht, Störungen im Verhältnis zum Reichsoberhaupt zu vermeiden.
Der Annahme der Reformation stand er daher lange Zeit zurückhaltend oder sogar ablehnend gegenüber,
weil er einen Bruch mit dem Kaiser fürchtete. Große Teile der Bürgerschaft sahen hingegen in der Ent-
scheidung für die Reformation zugleich ein Votum gegen den am alten Glauben festhaltenden Heinrich. Auf
ihrer Seite bestand der Wunsch, sich mit den reformatorischen Kräften in anderen Gebieten gegen den
70 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 2, S. 531-539; Graf,
Niederkirchenwesen, S. 101f.; Lange, Kirche und Klo-
ster, S. 15-28.
71 Vgl. Geschichte Niedersachsens III,2, S. 6.
72 Vgl. den Überblick über die Reformation in den genann-
ten Städten ebd., S. 9-19.
73 Zur Hildesheimer Stiftsfehde vgl. Bertram, Geschichte
des Bistums Hildesheim, S. 15-35.
74 Vgl. Meier, Streit, S. 11-14; Völker, Forsten, S. 35f.
75 Vgl. Blume, Goslar und der Schmalkaldische Bund,
S. 8f.; Meier, Streit, S. 22.
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rung der Reformation zu unterbinden. Als Herzog Julius 1568 nach seinem Regierungsantritt die Refor-
mation im Kloster Frankenberg einführte, bestand der Konvent nur noch aus wenigen Frauen70.
II. Die Reformation in Goslar
A. Die Einführung der Reformation
Wie in anderen Regionen des Reiches faßte die Reformation auch in Niedersachsen zunächst in den Städten
Fuß71. Neben Goslar konnte sie sich u.a. in Braunschweig, Göttingen, Hannover und Lüneburg durchset-
zen. In fast allen Städten kam es bei der Einführung der Reformation zu sozialen Unruhen72.
1. Die politischen Rahmenbedingungen in Goslar
In Goslar war die Einführung der Reformation und der weitere Verlauf der kirchlichen Erneuerung sehr
stark von den Auseinandersetzungen der Stadt mit Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel
geprägt. Der Sieg Heinrichs in der Hildesheimer Stiftsfehde 1518-1523 trug dem Herzog große Gebiete des
Hochstifts Hildesheim ein; darunter befanden sich auch Ämter in der Umgebung Goslars73. Darüber hinaus
spülte der Sieg erhebliche Mittel in die Kassen des bislang stets von Geldnöten geplagten Herzogs. Diese
Mittel nutzte Heinrich 1525 und 1526 zunächst zur Auslösung der an die Stadt Goslar verpfändeten Forste
und am 14. Februar 1527 dann zum Rückkauf des Pfandlehens am Goslarer Bergwerk. Mit dem Pfandlehen
beanspruchte Herzog Heinrich zugleich das gesamte Bergregal über den Rammelsberg (auch den Bergzehn-
ten und das Berggericht), das sich seit mehr als 150 Jahren in den Händen der Stadt befunden hatte. Durch
die Erhöhung der Preise für Holz und Kohle übte er massiven wirtschaftlichen Druck auf die Stadt aus74.
Aufgrund der herzoglichen Maßnahmen lag der Bergbau am Rammelsberg längere Zeit still, was zu Unru-
hen unter den Knappen führte. Die Stadt strengte deshalb 1527 einen Prozeß vor dem Reichskammerge-
richt gegen den Herzog an. Als Heinrich wegen des Konflikts mit der Stadt im Juli 1527 Truppen in das
Stift Riechenberg legte, zerstörte eine Volksmenge die Gebäude der auf dem Georgenberg und auf dem
Petersberg gelegenen Stifte, die Johanniskirche im Bergdorf und die vor dem Vitustor gelegene Heilig-Grab-
Kapelle, um dem Herzog die Möglichkeit zur Belagerung der Stadt zu nehmen. Daraufhin strengte der
Herzog nun seinerseits, zusammen mit dem Propst des Augustinerchorherrenstifts auf dem Georgenberg,
einen Prozeß wegen Landfriedensbruch gegen die Stadt vor dem Reichskammergericht an75.
Der Konflikt Goslars mit dem Herzog hatte starken Einfluß auf die Haltung des Rates und der Stadt-
gemeinde zur Reformation. Der Rat betrachtete den Kaiser als wichtige Stütze im Kampf gegen den
Herzog. Aus diesem Grund war er bemüht, Störungen im Verhältnis zum Reichsoberhaupt zu vermeiden.
Der Annahme der Reformation stand er daher lange Zeit zurückhaltend oder sogar ablehnend gegenüber,
weil er einen Bruch mit dem Kaiser fürchtete. Große Teile der Bürgerschaft sahen hingegen in der Ent-
scheidung für die Reformation zugleich ein Votum gegen den am alten Glauben festhaltenden Heinrich. Auf
ihrer Seite bestand der Wunsch, sich mit den reformatorischen Kräften in anderen Gebieten gegen den
70 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 2, S. 531-539; Graf,
Niederkirchenwesen, S. 101f.; Lange, Kirche und Klo-
ster, S. 15-28.
71 Vgl. Geschichte Niedersachsens III,2, S. 6.
72 Vgl. den Überblick über die Reformation in den genann-
ten Städten ebd., S. 9-19.
73 Zur Hildesheimer Stiftsfehde vgl. Bertram, Geschichte
des Bistums Hildesheim, S. 15-35.
74 Vgl. Meier, Streit, S. 11-14; Völker, Forsten, S. 35f.
75 Vgl. Blume, Goslar und der Schmalkaldische Bund,
S. 8f.; Meier, Streit, S. 22.
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