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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0318
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Goslar

uthe der stadt von stundt vorwisen, |22v| dar se sick
aber beterde, konde ohr up demutig ansoykentt
gnade erzeigett werden. Averst de straffe des man-
nes personen schall alle tidt by unß, dem rade, nach
gelegenheitt der overtredung stann, syn und blyven.
Von rufferie35 und koppelie
1. So ein man, fruwe, knecht, maget, edder watt
standes de were, rufferie edder koppelie in oren ei-
gen, gemededen edder anderen huseren edder sunst
anderst wird in edder uthwendig unser stadt, durch
ßick edder andere vorhandelen, dryven edder fullen-
brengen leten, des se also beschuldigett und sick mit
orem eyde edder sust nicht genuchsam enthschul-
digen wurdenn, wu billig, de schall uns, dem rathe,
in drey marck bothe tom ersten mahle gefallen syn.
2. Averst, so einer dessulven thom anderen mahel
beclagt und sick, wu recht, nicht enthschuldigen
wurde, de schall viff marck und
3. thom dridden mahle de schant steine36 dragenn
|23r| und darmede uth unser stadt, nymmermehr
wedderumb darinthokomende, vorwisett werdenn.
Von ehebrekerie und hurerreye
1. Welck man edder fruwe nu henforder umb ehe-
brock mit einer eheligen edder friehen personen be-
schuldigett wurde und wolde sick des in openem ge-
richte mit dem eide nicht enthledigen, schal uns,
dem rade, viff marcken tor bote geven edder, solang
ensodans nicht enthricht ist, de stadtt rumen.
2. Und so jemandes, idt sey man edder fruwe, thom
anderen male umb ehebrockes willen fur den withe-
und richteheren beschuldigett und wolde sick des
i Gestr.: viertein tage.
j Korr. aus: dar.
k Gestr.: werden.
l Hs.: werden schullen.

35 In Schiller / Lübben 3, S. 522 und bei Köbler wird
rufferie jeweils mit „Kuppelei“ übertragen; worin der
Unterschied zur koppelie besteht, ist unklar.

mit dem eide nicht benemen, de schall veirtein da-
gei upp einen torn sezen37, dagk und nacht daruppe
tho blyvende, und neymans dan der fruwen edder
man kinder edder sunst or eigen gesinde, tho ohme
edder ohr tho gande und handtrekung tho doende,
gestadett werden, edt geschege denne mitt wetten,
willen und vorloffe unser des |23v| rades, und nach
vorlope der veirtein dage unß, dem rade, thwintigk
margk geven edder der stadt, solang datt de enth-
richtung geschen, entbern.
3. So aber jemandes thom dridden mall ebrocks hal-
fen beschuldigett und wolde sick des mit synem eide
nicht benemmen, so schall de alsdenne der stadt ein
jar lang enberen und uns, dem rade, vertig marck
thor bothe geven.
Wu aferst jemant syne unschuldt gnugsam bewisen
wolde, so schall ohm von uns ein tidt nach gelegen-
heit synes bewises bestemmett und in der sulven
tidt de bewisunge vulforett und darnoj alsbalde von
unns, dem rade, entlegen darup erkant werden. Und
de getügen schullen sonderligen dartho vorey-
dettk und, so bynnen der stadt, bynnen veirtein da-
gen vorhordt werdenl; sin se averst buten der stadt,
so schullen se nach gelegenheitt in sechssisscher
frist38 volfurett und neymandes vorkortett werden,
darnach desulfen weit edder nach tho bekomende
synn mogen.
Und uthe dussen dren fellen schullenn |24r | man und
wif des ehestandes nicht gescheiden syn edder wer-
den, edt were denne, datt de begangen ehebrock
konde bewiset werden. So averst jemandt solckes
wurde vorbotenn, schall folgendes nicht in den radtt
noch to jenigem erligen ampte uth kore des rades
thogelaten werden. Und desulven fruwen, de nach
vorkundigung dusser ordenung ehebrockes halfen
36 Damit ist ein Stein gemeint, der als Schandstrafe eine
gewisse Zeit getragen werden mußte. Häufig wurde eine
Schandkette mit ein oder zwei Schandsteinen um den
Hals des Delinquenten gebunden, s. DRW 12, Sp. 212.
37 Im Turm bzw. im Gefängnis sitzen.
38 Die im sächsischen Recht geltende Frist von sechs Wo-
chen und drei Tagen, s. DRW 11, Sp. 1388.

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