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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0322
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Goslar

20. Berufung von Tilemann Heshusen zum Superintendentena
23. März 1553

D. Tilemanni Heshusii superattendenten bestallung uff 3 Jahr
1553

Wyr, der radt der kayserlichen freyen reichs stadt
Goslar, bekennen offenbar in chrafft dieses brieves
vor uns, unsere nachkomen, als wyr den erwirdigen
und hochgelartten hern Tilemannum Heßhausen
Weßaliensem1, der hailigen schrifft lerer und doc-
torn, durch gottliche gnad und vorleyhung zu unser
stadt superattendenten wolbedechtiglichen, einhel-
liger und ordentlicher weyse anhero vocirt und be-
ruffen2, der sich auch darauff also gutwillig anher
gewant und begeben, das wyr demnach seyn erw[ir-
den] vor unsern und gemeyner stadt superattenden-
ten bestallt und angenhomen und uns myt wyllen
und fulborde unser freunde von gylden und gemeyn-
heit mit seyner erwirden folgender gestallt vertra-
gen und eingelassen haben, als nemblich, das seyn
erwir[den] bewilliget und zugesagt, drie jar langk

nacheinander, erstfolgende und von heute dato erst-
anzurechend, vor eynen obersten pastor, prediger
und superattendenten bey uns zuseyn und in unser
stadt Goslar das gottliche wortt reyn, lautter und
christlich predigen, furtragen und lehren und das-
jennige, was dem superattendenten ambt also nach
gottlicher lehre gepueren will, thun und vertretten.
Darentkegen haben wyr seyner erwirden hinwidder
zugesaigt und versprochen, eynes jeden jars zwey-
hundert thaler, alse uf eyn jedes quartal funfzigk
taler, frey behausung, eyn fueder koln3 und zwelf
triefftholtz4 zur haushaltung zugeben und zu-
entrichtende, auch sonste seyner erwirden, unserm
pesten vleiß unnd vormugen nach, ehre, guthen wyl-
len und furderunge zuerzeygen und zubeweysen, do

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Goslar B 4554 (mit
zwei Siegeln).

1 Tilemann Heshusen, *1527 in Wesel, † 1588 in Helm-
stedt, studierte ab 1546/47 in Wittenberg (1550 Mag.
art.), wo er zu den bevorzugten Schülern Melanchthons
zählte. Nach seiner Tätigkeit in Goslar (1553-56) wurde
Heshusen 1556 zum Prof. der Theologie an der Univer-
sität Rostock und zum Pfarrer an St. Jakobi berufen; er
war dort an der Revision der Mecklenburger Kirchen-
ordnung und an der Visitation beteiligt (s. Sehling,
EKO V, S. 135 und 157). Als Generalsuperintendent
(1557) leistete er in Heidelberg heftigen Widerstand ge-
gen die von Kurfürst Friedrich III. betriebene Calvini-
sierung der Kurpfalz. 1559 wurde er als Superintendent
nach Bremen berufen, verließ die Stadt aber bereits wie-
der nach einem halben Jahr wegen des Konflikts um den
Domprediger Albert Hardenberg (s. unter Bremen die
Einleitung zu Nr. 9a und b). 1560 wurde er Pfarrer und
1561 auch Superintendent in Magdeburg. Nach der
Wahl eines neuen Rates wurde Heshusen aber aus Mag-
deburg vertrieben. Das gleiche Schicksal ereilte ihn auch

in seiner Heimatstadt Wesel, wo er auf Betreiben des
Herzogs von Jülich-Kleve-Berg nach dreijährigem Auf-
enthalt ausgewiesen wurde. Wolfgang von Pfalz-Zwei-
brücken holte Heshusen 1565 als Hofprediger und Su-
perintendenten nach Neuburg a. d. Donau. Nach dem
Tod Herzog Wolfgangs nahm Heshusen dann den Ruf
auf eine Professur an der Universität Jena an. Dort lehr-
te er unter großem Zulauf der Studenten, bis ihn Herzog
August I. 1573 entließ. Auf der Stelle eines Bischof des
Samlandes in Königsberg konnte sich Heshusen nur vier
Jahre bis zum Juli 1577 halten. Von Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel an die neugegründete Uni-
versität Helmstedt berufen, lehrte er dort bis zu seinem
Tode. Vgl. NDB 9, S. 24f.; RGG4 4, Sp. 1703; TRE 15,
S. 256-260; Barton, Um Luthers Erbe, passim (zu
Goslar S. 49-61); Hesse, Tilemann Heshusius, passim.
2 Nach dem Tod Eberhard Widensees im Jahr 1547 war
die Stelle eines Superintendenten nicht wieder besetzt
worden.
3 Kohlen.
4 Treibholz.

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