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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0325
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21. Visitationsordnung

4. Ob etliche kynder den eltern pochen10 und
trotzen. |
5. Ob yemand den predigern dreuwe11.
6. Von ehebruch, hurerey, von unehelicher bey-
whonung, so eheleut von eynander gelauffenn
seyntt12. Ob eheleut in uneynigkeyt leben und halß-
starrige menner die weyber slahenn.
7. Vom wucher13.
Wer mit diesenn lastern beschuldiget wirdt, dessel-
ben soll gefordert werden14 und erhort.
3.
Zum dritten, man sol auch in der visitation von un-
derhaltung der kyrchendiener und von den kyrchen-
guteren handelenn. Hie muß man fragenn:
1. Ob die pastoren ader capellan ader custodes
klagenn, das sie mit yren kynderen nott leyden. Und
so das geschiehet, sol man ynen die besoldung ver-
mherenn, auf das man die diener des wortts nit mit
hunger erwurge und also schuldig werde an dem blut
Jesu Christi und der heyligen. |
2. Von den kyrchenguteren, ob yemants kyr-
chengut, wiesen, ackerzins, renten unter sich hat
ader der kyrchenn nicht wolle bezahlenn15.
Hiervon sollen die castenhern16 und die olderleut be-
richt thun.
4.
Zum vierdten: Zur visitation gehort, das man die
schul besuchet und frage:
b Erg. von and. Hd. am Rand: Item hierbey sich zueer-
kunden und zuefragen, ob haußarmen vorhanden, die
aus armut ader unvormugen, kranckheit ader anderem
zugestandenen unfhall nit arbeiten ader ihr hantwerck
treiben konten, das dieselben aus gmeiner der kirchen
lasten notturftiglichen versehen und underhalten werden
mochten.

10 Pochen bzw. bochen besitzt ein breites Bedeutungsspek-
trum von „mißhandeln“, „plagen“ bis hin zu „zornig
bzw. trotzig gegenüber jemand sein“, s. FWb 4, S. 706f.
11 Drohe.

1. Ob die schulmeyster yres ambts whartten und
vleyssig lesenn.
2. Ob uneynigkeyt unter den schulmeystern sey.
3. Ob die schulmeyster auch mit besoldungenn
seynt versorget, das sie mugen zukomen17.
5.
Zum funften sol man auch die hospital heuser18 be-
suchen und allda fragen:
1. Ob not furhanden sey, das man die mag der
gemain Gottes zuerkennen geben.
2. Ob yemant den armen schuldigk sey und nit
bezale.
3. Ob der armen gueter auch treulich versorget
werden und darvon rechenschaft geschehe.b
6.
Zum sechsten und letzlich sol man auch von gebeu-
wen | der kyrchen erforschenn, ob in diesem teil
mangel sey.
Ob an der kyrchen ader in den heusern und who-
nungenn des pastors ader pfarhers ader des capel-
lanen ader des custodus19 zubauwen notig sey,
welchs die olderleut besichtigen und verschaffen sol-
len.
Gott gebe seyn gnadt, das durch diese visitation un-
sere kyrche und gemeyne werde gebessert. Amen.
Tilemannus Heßhusius D.20

12 Vgl. Nr. 18, S. 298f.
13 Vgl. Nr. 18, S. 299f.
14 Zur Rechenschaft gezogen, vorgeladen werden, s. DRW
2, Sp. 619.
15 Vgl. Nr. 16a, S. 285f. und Nr. 16b, S. 289.
16 Zu den Kasten- bzw. Kistenherren vgl. die Einleitung
S. 200.
17 Auskommen haben, s. Grimm, DWb 32, Sp. 470.
18 Zu den Hospitälern in Goslar vgl. die Einleitung zu
Nr. 26 und Dreves, Armenwesen, S. 102-121.
19 Küster.
20 Zu Tilemann Heshusen vgl. Nr. 20, Anm. 1.

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