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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0342
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Goslar

24b. Neugestaltung des Gottesdienstes der Stifte
St. Simon und Judas und St. Petera
August 1566
Eines edlen raths der kayserl[ichen] freyen reichsstadt Goßlar Protocollum reformationis der kayserlichen
stiffter SS. Simonis et Judae et Montis S. Petri in und vor Goslar1,
anno 1566, mense Augusti

Nachdem ein erbar rath der kayserlichen freyen
reichs stadt Goslar von den capitularen der kayser-
lichen stifftskirchen daselbst vermercket, daß die-
selben sich frey- und gutwillig erboten und verneh-
men laßen, eine christliche reformation in ihrer
kirchen mit singen und andern gottseligen ceremo-
nien und übungen widderumb ahnzurichten und ins
werck zustellen, so hat ermeldter ein erbar rath sol-
ches nit allein gerne und mit erfreweten gemuthe
gehört, sondern thut auch von hertzen grund wünt-
schen, daß solches zuvorderst Gott, dem allmächti-
gen, zu lob und ehren, zu erbawung der kirchen und
den capitularen selbst, auch vielen andern, zu ihrer
sehlen heil und seligkeit |134| gereichen und ersprie-
ßen muge.
Und zu dem ende et in istum finem und damit auch
umb so viel mehr zwüschen den herren pfarrherrn
und praedicanten alhier, auch ihnen, den capitularn,
und sonst andern in dieser gemeine, fried und einig-
keit und guth ordentlich wesen erhalten werden
müchte, hat ein e[rbarer] rath wohl meinentlich2 nit
unterlaßen und berurten herrn pfarrherrn und pre-
dicanten dieser christlichen kirchen alhier zu Goßlar
solches der capitularen fürhaben ahngezeigt und
vermeldet und ihr gemüth3 und bedencken darauf

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Goslar Domstift-
akten 1563-1579, Nr. 2963 (S. 133-139) (spätere Ab-
schrift).

1 Der folgende Text bezieht sich auf das Stift St. Simon
und Judas. Der Gottesdienst der Kanoniker des Peters-
stifts wurde nach der Annahme der Reformation mit
dem der Kanoniker des Stifts St. Simon und Judas zu-
sammengelegt, s. die Einleitung, S. 180.
2 Aufrichtig gemeint, s. Grimm, DWb 30, Sp. 1170.

begert und erfordert, die sich auch kegen einen e.
rath erkleret, wie aus beyliggender schrieft nach der
lenge zu ersehen und zu befinden.
Darmit aber nhu die capitularen eins e. raths end-
lich |135| und ausdrückliche meinung, wie fern und
weith sie sich beyde mit den capitularn hievor über-
gebene verzeichnüß, auch der herrn predicanten be-
dencken vergleichen thun, klerlich und verstendlich
vermercken können und mugen, sich darnach mit
anstellung der ceremonien und andern christlichen
übungen haben zu richten, so will ein e. rath ihnen,
den capitularn, guter christlicher wollmeinung nit
unvermeldet laßen, daß ein e. rath sich gefallen lest,
daß erstlich zu pflantzung und sonderung4 göttlichs,
allein seligmachenden worts und zu vieler leuthe
sehlen heil die gewenliche fruhe predigt, so des Son-
tags in S. Thomas bißher gehalten, uff stunde und
zeith, auch mit den gewönlichen ceremonien und ge-
sengen, wie bißhero beschehen, auch durch densel-
ben herrn predicanten5, nhu hinfurtan |136| im Mun-
ster gehalten werden und daß derwegen das
Munster gereinigt, die fenster, so zerworffen6, und
ander notthurfftige gebäude reficirt7 und gebeßert
werden mügen.

3 Ansicht, Meinung, s. FWb 6, Sp. 882-884.
4 Unterscheidung.
5 Kaplan der Marktkirche und Pfarrer der Thomaskirche
war zu dieser Zeit Jakob Vernickel (Kernickel).
6 Zum Bildersturm des Jahres 1529, zu dessen Zielen auch
die Stiftskirche (das Münster) gehört hatte, vgl. die Ein-
leitung, S. 193. Anscheinend waren die Schäden seit die-
ser Zeit nicht beseitigt worden.
7 Wiederhergestellt.

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