Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Goslar

fabricen in baw und bestem wesen zuunterhalten,
ebenmeßig unerheblich, alß ist von beiden theilen
auß gutem vorbedacht bewilliget, angenommen und
beliebet, das solche clenodia und kirchenornat fur-
derlichstc mit beiderseiths wißen und willen zu gelde
gemachet, einem ehrnvesten rath das bilde S. Mat-
thiae zuforderst heraußen gegeben, furters das viert-
te theil, was von solchen clenodien und kirchenornat
verkauffet, einem ehrnvesten rath, die ubrigen drei
theil aber einem ehrwurdigen capitul verbleiben,
und was also ein ehrnvester rath von solchen ver-
kaufften clenodien und kirchenzierath bekompt, an
die kirchen und schule und deren dienere verwendet,
was aber ein ehrwurdig thumbcapitul zu seinen drei-
en theilen bekompt, dem stifft zu gute auf jährliche
zinße und renthe belegt, die zinße dem stifft und
denen dabei pro tempore lebenden personen zu gute
kommen, das capital aber bei dem stiefft ewig un-
veralienirt21 verbleiben soll.
So dan und zum funfften die von einem ehrwurdigen
thumbcapitul gefurderte genante worttpfenningk,
wie auch etzliche am Sutmerberge belege acker be-
langend, weil sich kein theil des worttpfennings, und
was es eigentlich sei, zuerinnern, alß hat sich ein
ehrwurdig thumbcapitul solches worttpfennings,
wie auch des ackers, weil er an die kirchen alhie ge-
wendet, guthwillig begeben22.
So dan und zum sechsten, das von einem ehrwurdi-
gen capitul gesuchte braunbier brawen von gersten-
maltz belangendt, hat ein ehrnvester rath denen pro
tempore in loco residirenden canonicis fur ihre ei-
gene haußhaltung, und ferner und weiter nicht,
braunbier ihrer gelegenheit nach brawen zulaßen,
nachgegeben und verwilliget, doch das solche cano-
nici, so da residiren und brawen wollen, zuforderst
einem ehrnvesten rath fur einen iden scheffel ger-
stenmaltz einen halben thaler in ihr waghauß endt-

c B: sunderlichst.
d Fehlt in B.
e B: uberkommen werden.
f Fehlt in B.
g-g B: unter- undt oberbotmeßigkeit.

richten und daselbsten das gewonliche maltzeichen
losen sollen und wollen.
Da sich aber vicarii des brawens belustigen la-
ßen23 oder auch die canonici einer oder derd ander zu
seinem vortheil und andern zum besten brawen oder
das bier verthun24 wurden, alß sol der verbrecher
der vergunstigung des brawens sich ipso facto selb-
sten endtsetzet haben und deßen verlustig sein und
pleiben.
Dabei dan endtlich und zum siebenden, so viel das
schoß und andere unpflichte25 belanget, wil ein ehrn-
vester rath ein ehrwurdig thumbcapitul und deßen
glieder an ihren kirchen proventibus und was sie, so
einem ehrnvesten rath nicht schoß- oder pflichtbar
geweßen, itzo haben oder noch kunfftig erwerben
oder uberkommene, so lange sie sich keiner burger-
lichen nahrung gebrauchen werden, nicht beschwe-
ren, sondern schoß und unpflicht frei laßen, von
denen gutern aber, so einem ehrnvesten rath schosß-
bar, des schoßes und anderer unpflichte jährlich, wie
billich, gewertig sein, welcher bewilligung dan auch
ihre wittiben, so lange sie ihren wittibenstandt un-
verrucket und burgerliche nahrung unterlaßen wer-
den, ebenmeßig zu genießen und sich zuerfrewen ha-
ben sollen.
Dabei dan sichf ein ehrwurdig thumbcapitul ver-
pflichtet, hinfuhro burgers söhnen, außerhalb derer,
so fur dießem vertrage providirt, und sich ohne die
itzige sechs residirende herrn auff zehen personen
belauffen, nebenst frembden, doch wen dieselbe bur-
gers söhne studirt und qualificirt sein, die vacirende
beneficia ecclesiastica zu conferiren und sie darauff
zu providiren, gestaldt dan auch wir, burgermeister
und rath, hirgegen fur uns und unßere nachkommen
gemelte capitulsherrn, deren perßonen haab und gu-
tere, so in unßerm district gund ober- und bottme-
ßigkeitg26 wohnen und gelegen sein, trewlich meinen

21 Unveräußert, s. FWb 1, Sp. 776f.
22 Verzichtet, s. FWb 3, Sp. 543f.
23 Brauen wollen.
24 Verkaufen.
25 Abgaben.
26 Botmeßigkeit - Herrschaft, Gerichtsbarkeit, s. FWb 4,

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